1ikante Enthüllungen über den Vatikan
Französischer Aktivist veröffentlicht Buch über die Schwulen-Szene
Rund 600 Seiten voller Sprengkraft – so sieht der Franzose Frédéric Martel sein Enthüllungsbuch über die Schwulenszene im Vatikan. Eine wahre homosexuelle Subkultur herrsche dort, vermittelt das Buch, viele Würdenträger in dem römischen Kirchenstaat hätten entsprechende Neigungen. Der Soziologe Martel, selbst schwul, spricht von einer der weltweit größten Schwulen-Gemeinschaften. Seit langem ist der Autor und Journalist in Frankreich als Verfechter von Homo-Rechten aktiv. Der einstige Regierungsberater trug auch zur Gesetzgebung bei, mit der in Frankreich eingetragene Partnerschaften eingeführt wurden.
Öffentlich klagten die Kirchenmänner Homosexualität an, lebten sie aber hinter den
Mauern des Vatikans selbst und führten so ein heuchlerisches Doppelleben, schreibt er nun. Martel kommt zu dem Schluss: Je eindeutiger schwul, desto vehementer die Anti-Homo-Rhetorik nach außen. Darüber hinaus schreibt der Autor die Krise der katholischen Kirche zu einem Gutteil einem internen Machtkampf in diesem Zirkel zu. „Sodoma“heißt das Buch, das am Donnerstag erscheinen soll. In 20 Ländern, in acht Sprachen soll es in nächster Zeit auf den Markt kommen, irgendwann auch in Deutschland. Nach eigenen Angaben hat Martel vier Jahre lang dafür recherchiert, und zwar in 30 Ländern. Entstanden ist eine Mischung aus investigativem Journalismus und anzüglichem Klatsch.
Das Ziel der Veröffentlichung? Den Vatikan als Bastion des Doppellebens und der Heuchelei zu entlarven und zu befreien.
Es scheint, als ob Martel damit Reformen des Papstes zugunsten Schwuler Rückenwind verschaffen will, indem er die schärfsten Kritiker von Franziskus zu diskreditieren versucht. „Franziskus weiß, dass er die Haltung der Kirche weiterentwickeln muss“, schreibt Martel, „und dass er das nur schaffen wird zum Preis eines gnadenlosen Kampfes gegen all jene, die Sexualmoral und Homophobie nutzen, um ihre eigene Scheinheiligkeit und ihr Doppelleben zu verbergen.“
Der Jesuitenpater und Autor James Martin hat Auszüge des Buchs gelesen. Darin findet er eine „überzeugende Argumentation“, dass es im Vatikan viele Schwule gebe und dass einige davon sexuell aktiv seien.
Doch der sarkastische Ton des Autors untergrabe das Buch. Martels umfangreiche Recherche werde „von so vielen Gerüchten und Anspielungen“zugedeckt, dass es schwer sei, zwischen Fakten und Fiktion zu unterscheiden, moniert der Jesuit. Aus dem Vatikan gab es auch auf Anfrage keinen Kommentar zu Martels Werk.