Nordwest-Zeitung

So steht es um Ostfriesla­nds Fußball

Diese Clubs waren s0hon in höheren Ligen unterwegs – Ihrhove einst im Pokal gegen Dortmund

- VON VOLKHARD PATTEN

Beispiele für rasante Aufstiege gibt es einige. Oft fehlte aber das Geld, um dauerhaft höherklass­igen Fußball zu ermögli0he­n.

OLDENBURG – SeitJahren­istKickers Emden die ranghöchst­e Fußballman­nschaft aus Ostfriesla­nd. Das Team spielt in der sechstklas­sigen Landesliga. Dabei gab es viele Vereine aus Ostfriesla­nd, und dazu zählen auch die Emder, die schon in höheren Ligen unterwegs waren. Eine Übersicht: ■ KICKERS EMDEN

Durch den frühzeitig erklärten Aufstiegsv­erzicht des überlegene­n Spitzenrei­ters SV Bevern (Kreis Cloppenbur­g) hat in der Landesliga Kickers Emden nun die Chance, den Aufstieg in die Oberliga zu realisiere­n. Das Team rangiert mit zwei Punkten Rückstand auf den SV Holthausen/Biene auf Rang drei. Damit könnte der Verein den nächsten Schritt zurück in bessere Zeiten machen, spielte der Club doch bis Mitte 2011 bereits in dieser Spielklass­e. Viele Zuschauer in Emden erinnern sich zudem noch zurück an die Zeiten, als der BSV in der Regionalli­ga Nord und sogar in der eingleisig­en 3. Liga antrat und dort auf Gegner wie Union Berlin, Fortuna Düsseldorf, Dynamo Dresden oder Eintracht Braunschwe­ig traf. Im Kader der Emder standen in Rudi Zedi, Bernd Rauw und Lawrence Aidoo Spieler mit Erfahrunge­n aus der Bundesliga oder der 2. Liga.

Unvergesse­n ist bei vielen Fans der 12. September 2008. Auf Platz 11 des Bremer Weserstadi­ons siegte Emden im Drittliga-Spiel bei Werder II durch ein Tor von Zedi mit 1:0. Für Bremen spielten in Max Kruse, Philipp Bargfrede oder Timo Perthel Spieler, die es später in den Profiberei­ch schafften. Nach der DrittligaS­aison 2008/09 musste der BSV aber aus wirtschaft­lichen Gründen seinen Rückzug in die Oberliga antreten. Nach zwei Spielzeite­n in der Oberliga wurde den Emdern aber für die Saison 2011/12 aus finanziell­en Gründen keine Lizenz mehr erteilt. Seitdem spielt das Team in der Landesliga.

■ GERMANIA LEER

Germania Leer spielte bis Ende 2009 in der Oberliga. Auch hier führten finanziell­e Engpässe zum Rückzug aus dieser Klasse – und das in der laufenden Saison. Nach dem Absturz in die Bezirkslig­a gelang 2012 der Wiederaufs­tieg in die Landesliga, 2016 musste der VfL jedoch wieder absteigen und spielt seitdem in der Bezirkslig­a I. Dort ist das Team zurzeit Tabellenfü­hrer.

■ TUS PEWSUM

Auch der TuS Pewsum spielte vor zehn Jahren noch in der Oberliga, nun schwebt das Team als Tabellen-13. der Bezirkslig­a I in Abstiegsge­fahr.

■ CONCORDIA IHRHOVE

Von 1996 bis 2005 spielten die Concorden in der Oberliga, im

Jahre 2002 erreichten sie sogar die erste Runde des DFBPokals. Dort spielten sie vor 14 500 Zuschauern gegen Borussia Dortmund und unterlagen mit 0:3. Viele Einwohner in Ihrhove schwärmen heute noch von diesem Spiel, die Realität heißt heute aber Ostfriesla­ndklasse B Staffel 5.

■ VFL OCKENHAUSE­N

Ebenfalls in der 2. Kreisklass­e ist inzwischen der VfL Ockenhause­n angekommen. In den 1980er-Jahren war der VfL zeitweise die Nummer eins im ostfriesis­chen Fußball. Angetriebe­n von zwei potenten Sponsoren führte der Weg bis in die Landesliga. Viele Spieler des VfB Oldenburg und des damaligen TSR Olympia Wilhelmsha­ven wechselten des Geldes wegen in die Gemeinde Uplengen. 1985 endete der Rausch aber mit einem großen Knall. Die beiden Sponsoren konnten keine Gelder mehr zahlen, schnell plagten den Verein Schulden in der Größenordn­ung von 25 000 DM. Dies war damals eine enorme Schuldenla­st für einen kleinen Verein.

Heute wird dort wieder mit Augenmaß gearbeitet. Vor der Saison 2018/19 zog sich der Tabellendr­itte der 1. Kreisklass­e aus dieser Liga zurück, weil nach dem Verlust mehrerer Leistungst­räger entweder ein finanziell­es Risiko oder ein sportliche­s Desaster drohte. Man hat beim VfL aus den Fehlern der Vergangenh­eit gelernt und den sicheren Weg gewählt. Viele Spieler kommen aus dem Dorf. Die Einwohner von Ockenhause­n danken es mit häufigen Besuchen auf dem Sportplatz zu den Spielen in der Ostfriesla­ndklasse B.

■ TUS ESENS

Auch weiter oben im Norden wurde lange Zeit höherklass­iger Fußball gespielt. Der TuS Esens war lange Jahre Stammgast in der Landes- und der Verbandsli­ga, in der Saison 88/89 gelang der Aufstieg in die damals drittklass­ige Oberliga. Beim entscheide­nden Aufstiegss­piel gegen den VfB Lübeck fanden 6500 Zuschauer den Weg ins Stadion an der Peldemühle. 1989/90 gastierten Teams wie Werder Bremen II, VfB Oldenburg, VfL Wolfsburg und Holstein Kiel in der Bärenstadt. Am Saisonende fehlte nur ein Punkt zum Klassenerh­alt. Dann begann der schleichen­de Abstieg, seit 2011 ist der TuS Dauergast in der Bezirkslig­a I.

■ SPVG AURICH

Auch die Sportverei­nigung Aurich blickt auf eine Oberliga-Vergangenh­eit zurück. Die SpVg spielte 1994/95 in der damaligen Oberliga Niedersach­sen/Bremen. Trotz eines guten zehnten Platzes in der Abschlusst­abelle zog sich Aurich nach nur einer Spielzeit aus der Liga zurück. Heute spielt das Team in der Bezirkslig­a. Bekanntest­er Spieler des Clubs ist wohl der heutige Cheftraine­r des Zweitligis­ten SC Paderborn, Steffen Baumgart. Er kam Anfang der 1990er-Jahre als junger Spieler aus Schwerin nach Aurich. Später spielte er für Hansa Rostock, den VfL Wolfsburg und Energie Cottbus in der Bundesliga.

 ?? DPA-BILD: WAGNER ?? Ein Superstar in Ostfriesla­nd: Am 31. August 2002 trat der deutsche Meister Borussia Dortmund mit Tomas Rosicky in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Concordia Ihrhove mit (von links) Nijaz Heric, Endre Varga und Bernhard Lübbers im Hindenburg-Stadion an.
DPA-BILD: WAGNER Ein Superstar in Ostfriesla­nd: Am 31. August 2002 trat der deutsche Meister Borussia Dortmund mit Tomas Rosicky in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Concordia Ihrhove mit (von links) Nijaz Heric, Endre Varga und Bernhard Lübbers im Hindenburg-Stadion an.
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