Nordwest-Zeitung

Tädter fliehen vor Mieten-Explosion

Preise für Immobilien ziehen weiter an – Mieterbund fordert Maßnahmen6­a7et 8on Politi7

- VON KLAUS WIESCHEMEY­ER, BÜRO HANNOVER

Das Wohnen wird immer teurer. Allerdings gibt es regionale Unterschie­de.

BE2LIN/OLDENBU2G/B2EME2HAVE­N – Die Lage auf vielen deutschen Wohnungsmä­rkten verschärft sich weiter. Das ist das Ergebnis des Frühjahrsg­utachtens des Zentralen Immobilien-Ausschusse­s (ZIA) der Immobilien­branche, der am Dienstag in Berlin vorgestell­t wurde. Demnach stiegen die Preise für Neuvermiet­ungen von Wohnungen im dritten Quartal 2018 im Jahresverg­leich um 3,9 Prozent, die Preise für Eigentumsw­ohnungen sogar um 8,2 Prozent. Insbesonde­re in Großstädte­n ab 100 000 Einwohnern sind die Preise demnach explodiert: Zwischen 2005 und 2018 stieg das Preisnivea­u inflations­bereinigt um 49 Prozent.

Der Aufwärtstr­end wird sich nach ZIA-Angaben auch in diesem Jahr weiter fortsetzen. „Wir beobachten diese Entwicklun­g mit ganz viel Argwohn“, sagte der Ökonom Lars Feld bei der Vorstellun­g des Gutachtens. Nach Ansicht des ZIA befeuert die Bundesregi­erung mit Baukinderg­eld und Sonderabsc­hreibungen den Preisansti­eg.

Dabei fallen die Mieten in Deutschlan­d bei einem Durchschni­ttspreis von 7,06 Euro weit unterschie­dlich aus: Während im Kreis Höxter im Schnitt eine Kaltmiete von 4,54 Euro pro Quadratmet­er fällig wurde, waren es in München 16,54 Euro.

Das hohe Preisnivea­u in den sieben größten Städten Deutschlan­ds treibt demnach die Menschen zunehmend ins Umland, zumal auch die Kaufpreise in diesen „A-Städten“weiter steigen. Ein- und Zweifamili­enhäuser wurden binnen Jahresfris­t um 7,6 Prozent teurer. Vor allem junge Familien und Berufsanfä­nger können sich die Metropolen demnach nicht mehr leisten.

Auch in kleineren Großstädte­n ist der Markt fast leer gefegt: In Münster und Oldenburg gab es 2017 trotz reger Neubautäti­gkeit mit 0,5 Prozent oder etwa einem Prozent praktisch keinen Leerstand mehr. Anders sieht es in Bremerhave­n aus: Hier standen 2017 mehr als sechs Prozent der Wohnungen leer.

Die IAZ-Zahlen spiegeln auch Ergebnisse anderer Erhebungen für Niedersach­sen wider: Im April 2018 hatte der Gutachtera­usschuss des Landes einen Anstieg der Immobilien­preise um sechs Prozent diagnostiz­iert. Zwar sind die Zahlen für 2019 erst für April angekündig­t, doch es gebe „derzeit keine Anzeichen für sinkende Preise“, sagte eine Sprecherin des zuständige­n Innenminis­teriums.

Der Deutsche Mieterbund (DMB) warf der Bundesregi­erung Versagen vor: „Das Baukinderg­eld hat sich als wohnungspo­litisch wirkungslo­s entpuppt. Nicht der Wohnungsne­ubau, sondern der Kauf von Immobilien wird befeuert und treibt die Preise in die Höhe“, sagte DMB-Bundesdire­ktor Lukas Siebenkot- ten unserer Redaktion. „Hinzu kommt, dass die Mietpreisb­remse nicht wie erhofft wirkt: Modernisie­rungsumlag­en führen weiter zu drastische­n Mietsteige­rungen und Mieten in bestehende­n Mietverhäl­tnissen steigen immer schneller.“

Der DMB forderte einen Neustart: „Wir brauchen jetzt eine Wohnungsba­uoffensive für bezahlbare Wohnungen und Mietrechts­änderungen, die den Mietenanst­ieg wirksam verhindern“, erklärte Siebenkott­en. „Dazu gehört eine wirksame bundesweit geltende Mietpreisb­remse, ohne Ausnahmen und mit Sanktionen für Vermieter, die sich nicht an das Gesetz halten.“

Das Frühjahrsg­utachten zeigt aus Sicht des DMB-Bundesdire­ktors ein verheerend­es Bild: „Nicht nur in den Großstädte­n und Ballungsze­ntren, auch in den Umlandgeme­inden wird das Wohnen immer teurer“, konstatier­te Siebenkott­en. Die Wohnungsne­ubauzahlen blieben weit hinter dem Bedarf zurück.

Übrigens: Der ZIA empfiehlt nicht überall ein Investment: Als klar oder möglicherw­eise überbewert­et werden u.a. die Wohnungsmä­rkte in Rostock, Münster, Oldenburg und Bremerhave­n genannt. Ausgeglich­ene Renditecha­ncen sehen die Experten für Osnabrück und Bielefeld, gute für Bremen.

 ?? BILD: HUSMANN ?? Bie Nachfrage ist weiterhin groß: Das Archivbild zeigt Wohnungsba­u in Oldenburg
BILD: HUSMANN Bie Nachfrage ist weiterhin groß: Das Archivbild zeigt Wohnungsba­u in Oldenburg

Newspapers in German

Newspapers from Germany