Tädter fliehen vor Mieten-Explosion
Preise für Immobilien ziehen weiter an – Mieterbund fordert Maßnahmen6a7et 8on Politi7
Das Wohnen wird immer teurer. Allerdings gibt es regionale Unterschiede.
BE2LIN/OLDENBU2G/B2EME2HAVEN – Die Lage auf vielen deutschen Wohnungsmärkten verschärft sich weiter. Das ist das Ergebnis des Frühjahrsgutachtens des Zentralen Immobilien-Ausschusses (ZIA) der Immobilienbranche, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Demnach stiegen die Preise für Neuvermietungen von Wohnungen im dritten Quartal 2018 im Jahresvergleich um 3,9 Prozent, die Preise für Eigentumswohnungen sogar um 8,2 Prozent. Insbesondere in Großstädten ab 100 000 Einwohnern sind die Preise demnach explodiert: Zwischen 2005 und 2018 stieg das Preisniveau inflationsbereinigt um 49 Prozent.
Der Aufwärtstrend wird sich nach ZIA-Angaben auch in diesem Jahr weiter fortsetzen. „Wir beobachten diese Entwicklung mit ganz viel Argwohn“, sagte der Ökonom Lars Feld bei der Vorstellung des Gutachtens. Nach Ansicht des ZIA befeuert die Bundesregierung mit Baukindergeld und Sonderabschreibungen den Preisanstieg.
Dabei fallen die Mieten in Deutschland bei einem Durchschnittspreis von 7,06 Euro weit unterschiedlich aus: Während im Kreis Höxter im Schnitt eine Kaltmiete von 4,54 Euro pro Quadratmeter fällig wurde, waren es in München 16,54 Euro.
Das hohe Preisniveau in den sieben größten Städten Deutschlands treibt demnach die Menschen zunehmend ins Umland, zumal auch die Kaufpreise in diesen „A-Städten“weiter steigen. Ein- und Zweifamilienhäuser wurden binnen Jahresfrist um 7,6 Prozent teurer. Vor allem junge Familien und Berufsanfänger können sich die Metropolen demnach nicht mehr leisten.
Auch in kleineren Großstädten ist der Markt fast leer gefegt: In Münster und Oldenburg gab es 2017 trotz reger Neubautätigkeit mit 0,5 Prozent oder etwa einem Prozent praktisch keinen Leerstand mehr. Anders sieht es in Bremerhaven aus: Hier standen 2017 mehr als sechs Prozent der Wohnungen leer.
Die IAZ-Zahlen spiegeln auch Ergebnisse anderer Erhebungen für Niedersachsen wider: Im April 2018 hatte der Gutachterausschuss des Landes einen Anstieg der Immobilienpreise um sechs Prozent diagnostiziert. Zwar sind die Zahlen für 2019 erst für April angekündigt, doch es gebe „derzeit keine Anzeichen für sinkende Preise“, sagte eine Sprecherin des zuständigen Innenministeriums.
Der Deutsche Mieterbund (DMB) warf der Bundesregierung Versagen vor: „Das Baukindergeld hat sich als wohnungspolitisch wirkungslos entpuppt. Nicht der Wohnungsneubau, sondern der Kauf von Immobilien wird befeuert und treibt die Preise in die Höhe“, sagte DMB-Bundesdirektor Lukas Siebenkot- ten unserer Redaktion. „Hinzu kommt, dass die Mietpreisbremse nicht wie erhofft wirkt: Modernisierungsumlagen führen weiter zu drastischen Mietsteigerungen und Mieten in bestehenden Mietverhältnissen steigen immer schneller.“
Der DMB forderte einen Neustart: „Wir brauchen jetzt eine Wohnungsbauoffensive für bezahlbare Wohnungen und Mietrechtsänderungen, die den Mietenanstieg wirksam verhindern“, erklärte Siebenkotten. „Dazu gehört eine wirksame bundesweit geltende Mietpreisbremse, ohne Ausnahmen und mit Sanktionen für Vermieter, die sich nicht an das Gesetz halten.“
Das Frühjahrsgutachten zeigt aus Sicht des DMB-Bundesdirektors ein verheerendes Bild: „Nicht nur in den Großstädten und Ballungszentren, auch in den Umlandgemeinden wird das Wohnen immer teurer“, konstatierte Siebenkotten. Die Wohnungsneubauzahlen blieben weit hinter dem Bedarf zurück.
Übrigens: Der ZIA empfiehlt nicht überall ein Investment: Als klar oder möglicherweise überbewertet werden u.a. die Wohnungsmärkte in Rostock, Münster, Oldenburg und Bremerhaven genannt. Ausgeglichene Renditechancen sehen die Experten für Osnabrück und Bielefeld, gute für Bremen.