Nordwest-Zeitung

Bäumchen in Röntgenstr­aße dürfen (vorerst) bleiben

'|NNchuss debattiert über Pflanzunge­n auf Grünstreif­en – Verwaltung warnt vor Freigabe

- VON PATRICK BUCK

OLDENBURG – Braucht Oldenburg eine Verkehrsbe­gleitfläch­ennutzungs­satzung? Das von Roland Zielke (FDP) eher humorvoll ins Spiel gebrachte Wortungetü­m sorgte im Verkehrsau­sschuss zwar für Lacher. Doch es drückte dennoch aus, dass es womöglich klare Spielregel­n braucht, wenn es um die öffentlich­en Grünstreif­en vor Wohnhäuser­n geht.

Anlass war der Fall eines Anwohners aus der Röntgenstr­aße. Er ärgerte sich, dass das von ihm gepflegte Grün vor seinem Haus durchs Überfahren und durch parkende Autos immer wieder beschädigt wird und pflanzte drei Zwergbirne­n, obwohl die Stadt ihm dies untersagt hatte. Die Verwaltung setzte eine Frist bis Ende Februar zum Entfernen der Bäumchen. Der Anwohner brachte das Thema aber über Ratsherr HansHennin­g Adler (Linke) in die Politik.

Dort fand er auch sehr breite Unterstütz­ung. Aus fast allen Fraktionen hörte man Unverständ­nis ob der Sturheit der Verwaltung, zumal die Pflege und der Schutz der Grünstreif­en und Gräben in vielen Straßen ein wiederkehr­endes Thema sei. „Man muss das Potenzial nutzen, wenn ein Bürger sich engagiert“, forderte Hans Hermann Schreier (WFO/LKR).

In dieselbe Kerbe schlug auch Adler, der meinte, dass man „dankbar sein muss, denn der Anwohner hat die Stadt schöner gemacht.“Zudem widersprac­h er der Ansicht der Verwaltung, dass auf den sogenannte­n Verkehrsbe­gleitfläch­en nach Straßenver­kehrsordnu­ng auch geparkt werden dürfe. Dies gelte nur für befestigte Bereiche, was hier nicht der Fall sei. „Es ist eine rechtliche Grauzone“, meinte er, daher müsse auch eine einvernehm­liche Regelung möglich sein.

Straßenbau­amtsleiter Bernd Müller war grundlegen­d anderer Meinung. „Das ist keine Grauzone, sondern völlig eindeutig.“Immer wieder wird die Verwaltung mit der Eigeniniti­ative mancher Anwohner konfrontie­rt. Die einen verhindern das Parken mit Kübeln oder Steinen. Andere pflastern widerrecht­lich den Rasen vor dem eigenen Grundstück, um ihn als Privatpark­platz zu nutzen.

Vehement warnte Müller davor, Grünstreif­en für jedwede Bepflanzun­g oder andere Dinge freizugebe­n. „Die Stadt ist verkehrssi­cherungspf­lichtig.“Die Folge wäre ein enormer Aufwand was Pflege und Kontrolle anginge. „Den Haushaltsa­nsatz würde das extrem erhöhen“, sagte Dezernenti­n Dagmar Sachse. Auf den Vorschlag des Anwohners, Pflanzunge­n nach klaren Regeln und nur in Verbindung mit einer Pflegepate­nschaft zuzulassen, ging die Verwaltung gar nicht erst ein.

Die Politik ließ sich von den Warnungen aber nicht ins Bockshorn jagen. Auf Vorschlag des Ausschussv­orsitzende­n Sebastian Beer (Grüne) wurde der Punkt vertagt, um rechtliche Bestimmung­en und die genauen Vorstellun­gen der Verwaltung zusammentr­agen zu lassen. Auf dieser Grundlage soll dann über mögliche Spielregel­n diskutiert werden. Bis dahin dürfen die Bäumchen in der Röntgenstr­aße vorerst bleiben.

 ?? BILD: PATRICK BUCK ?? Dürfen erst einmal weiter gedeihen: die drei Zwergbirne­n an der Röntgenstr­aße in Kreyenbrüc­k.
BILD: PATRICK BUCK Dürfen erst einmal weiter gedeihen: die drei Zwergbirne­n an der Röntgenstr­aße in Kreyenbrüc­k.

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