Wie viel kostet der Warenkorb?
Theoretisch gute Nachrichten VERBRAUCHERPREISE Teuerung hat sich abgeschwächt – Was das bedeutet Ost Tanken teurer geworden? Steigen die Mieten? Kosten Nahrungsmittel mehr? Aufschluss über diese Fragen gibt der monatliche Verbraucherpreisindex. So wird er
Was bedeutet die Inflationsrate für den lokalen Verbraucher? Unsere Zeitung hat bei Experten in der Region nachgefragt.
Dass die Inflationsrate mit 1,4 Prozent unterhalb der Steigerungsrate der Löhne und Gehälter liegt, ist für die Verbraucher erst mal eine positive Nachricht, erklärt Dr. Stefan Janßen, Finanzexperte und Professor an der Jade Hochschule. „Die Inflation wird allerdings über die Veränderung der Preise in einem standardisierten Warenkorb gemessen. Kaum ein Haushalt kauft aber diese Waren und Dienstleistungen in genau dieser Zusammensetzung“, so Janßen.
„Auch haben sich die Waren und Dienstleistungen in diesem Korb nur im Durchschnitt um 1,4 Prozent erhöht.“Die Mieten steigen im Vergleich jedoch besonders stark – wie zum Beispiel in Oldenburg. Bei Haushalten mit geringen Einkommen mache die Miete einen überdurchschnittlich hohen Anteil der Ausgaben aus, so Janßen weiter. „Daher liegt die Preissteigerung insbesondere für Haushalte mit niedrigem Einkommen deutlich oberhalb von 1,4 Prozent und ist damit vor dem Hintergrund der Einkommenssituation dieser Haushalte hoch“, sagt der Finanzexperte.
Der abgeschwächte Preisauftrieb bringt für Sparer und die Altersvorsorge ebenfalls keine guten Nachrichten. „Denn bei Sparzinsen um 0 Prozent wird das Ersparte um 1,4 Prozent entwertet“, so Janßen.
Laut Jürgen Bitzer, Professor für angewandte Makroökonomie der Universität Oldenburg, komme darüber hinaus in manchen Bereichen eine verzerrte Wahrnehmung hinzu. „Wir nehmen als Kunden bestimmte Preise besonders stark wahr“, erklärt er. Somit sind zum Beispiel die Nahrungsmittelpreise durch die Ernte des Vorjahres gestiegen, was der Verbraucher an der Supermarktkasse merkt. Dass andere Kosten aber konstant bleiben, wird weniger stark wahrgenommen. WIESBADEN – Die Teuerung in Deutschland hat sich zu Jahresbeginn abgeschwächt. Im Januar dämpften gesunkene Energiekosten den Anstieg der Verbraucherpreise auf 1,4 Prozent. Im Dezember waren es nach neuer Berechnung noch 1,6 Prozent. Diese Zahl hat sich geändert, weil die Statistiker Zusammensetzung und Gewichtung des Warenkorbes überprüft und abgewandelt haben, in den die Preise von Dienstleistungen und Waren einfließen.
Was ist Inflation überhaupt
Die Preise für Waren und Dienstleistungen können sich in einer Marktwirtschaft jederzeit ändern – einige steigen, andere fallen. Erhöhen sich Preise allgemein, spricht man von „Inflation“. Das Geld ist dann weniger wert, Verbraucher können für einen Euro weniger kaufen als zuvor. Jeden Monat berechnet das Statistische Bundesamt, wie sich Preise in Deutschland im Vergleich zum Monat davor und im Vergleich zum gleichem Monat des Vorjahres entwickelt haben.
Was hat die Teuerung zuletzt abgeschwächt
Die Entwicklung der Energiepreise hat den Anstieg der Inflation zu Jahresbeginn gedämpft. Energie verteuerte sich binnen Jahresfrist insgesamt um 2,3 Prozent. Im Dezember waren die Energiepreise noch um 4,9 Prozent und im November um 8,7 Prozent gestiegen. Vor allem Autofahrer profitierten von der Entwicklung. Sprit kostete lediglich 0,3 Prozent mehr als im Januar 2018. Strom, Gas und andere Brennstoffe verteuerten sich um 3,3 Prozent. Gegenüber dem Vormonat wurde Energie insgesamt um 2,0 Prozent billiger.
Wie wird die Inflationsrate berechnet
Monat für Monat schwärmen Preiserheber der Statistischen Landesämter und des Bundesamtes aus. Sie notieren in Geschäften, was Obst und Gemüse, Bücher und Zeitschriften, Schuhe und Möbel kosten. Wie hoch ist der Listenpreis für ein Auto, was kostet eine Pauschalreise, was der Sprit an der Tankstelle? Mehr als 300000 Einzelpreise von Waren und Dienstleistungen werden nach einem stets gleichen Schema erfasst. Erhoben werden die Preise von aktuell rund 650 Güterarten, die den sogenannten Warenkorb bilden. Auf dieser Grundlage berechnen die Statistiker die Entwicklung der Teuerung.
Spielt der Online-Handel dabei auch eine Rolle
Die Statistiker haben nicht nur klassische Ladengeschäfte, sondern auch das Internet im Blick. Etwa 10000 Preise werden monatlich im Internet erhoben, in der Regel zu einem festgelegten Zeitpunkt. „Ändern Onlinehändler ihre Preise besonders häufig, passen wir unsere Preiserhebung an“, erläutert Thomas Krämer vom Statistischen Bundesamt.
Warum wird der Warenkorb geändert
Das Statistische Bundesamt überprüft in der Regel alle fünf Jahre die Gewichtung und Zusammensetzung des Warenkorbes. Denn die Verbrauchsund Einkaufsgewohnheiten der Menschen ändern sich. Veränderungen zeigen sich vor allem auf längere Sicht. „Im ersten Warenkorb der Bundesrepublik von 1950 hatten Nahrungsmittel einen Anteil von mehr als 50 Prozent. Heute sind die Ausgaben fürs Wohnen der größte Posten“, berichtet Krämer.
Warum hat manch einer das Gefühl, die amtliche Rate stimme nicht
Die Teuerungsrate ist ein Durchschnittswert, der dem einzelnen Verbraucher und seinem individuellen Einkaufsverhalten nicht unbedingt gerecht wird. Hinzu kommt: „Es gibt Preise, die Menschen besonders stark wahrnehmen. Das sind vor allem Güter, die man regelmäßig kauft und häufig auch bar bezahlt, zum Beispiel Brot oder andere Lebensmittel. Hier werden Preisänderungen schnell wahrgenommen. Das gilt auch für Spritpreise“, erläutert Krämer.
Ein anderes Beispiel sind Mieten. Diskutiert wird vor allem der starke Anstieg in Ballungsräumen. Diesen gibt es hauptsächlich bei Neu- und Wiedervermietungen, deren Anteil am Gesamtmarkt den Angaben zufolge vergleichsweise gering ist. Laut einer nicht repräsentativen Stichprobe der Behörde legten die Mieten in Metropolen 2018 bei Wiedervermietungen im Schnitt um elf Prozent zu. Einschließlich bestehender Mietverhältnisse stieg die Nettokaltmiete im Bundesschnitt um 1,6 Prozent. „Dennoch sind gerade die Mieten bei Neu- und Wiedervermietungen ein wichtiger Indika- tor für die angespannte Wohnungssituation“, betonte die Behörde.
Weshalb ist die Beobachtung der Verbraucherpreise wichtig
Klettern die Verbraucherpreise auf breiter Front über einen längeren Zeitraum stark, können sich die Menschen immer weniger für ihr Geld leisten und büßen einen Teil der Ersparnisse ein. Bei hoher Inflation verliert das Geld rasant an Wert, die Verbraucher flüchten in Ersatzwährungen. So waren nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland Zigaretten eine beliebte Tauschwährung. Aber auch dauerhaft niedrige oder sinkende Preise können gefährlich sein. Sie können Unternehmen und Verbraucher dazu bringen, Investitionen aufzuschieben – und das kann die Konjunktur bremsen.
Die Notenbanken beobachten daher genau, wie sich die Inflation entwickelt. Die Währungshüter steuern notfalls gegen, zum Beispiel mit Zinssenkungen oder -erhöhungen. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für den Euroraum mittelfristig eine Jahresteuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an – weit genug entfernt von der Nullmarke. Im Euroraum lag die Rate im Januar um 1,4 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Im Vormonat waren es noch 1,6 Prozent. Die schwache Teuerung ist ein Hauptgrund für die seit Jahren extrem lockere Geldpolitik im Währungsraum.
Warum trifft die Inflation nicht alle gleich hart
Notwendige Ausgaben, zum Beispiel für Nahrung, Mieten und Energie, machen bei weniger finanzkräftigen Familien einer Studie zufolge einen größeren Anteil ihres Budgets aus als bei Privathaushalten mit höheren Einkommen. Steigen die Preise für solche Güter und Dienstleistungen stärker als die von Luxusprodukten, werden Haushalte mit geringen Einkommen stärker belastet, so das Ergebnis einer Untersuchung von Wissenschaftlern der GoetheUniversität Frankfurt. Tendenziell gehe die Inflation zulasten der Ärmeren. Ausgewertet wurden Daten aus 25 EU-Staaten von 2001 bis 2015. In Deutschland verteuerten sich die Warenkörbe der unteren zehn Prozent in dem Untersuchungszeitraum um etwa 4,5 Prozent stärker als die Warenkörbe der oberen zehn Prozent.