Nordwest-Zeitung

Trainerin betritt Sonntag Neuland

Imke Wübbenhors­t gastiert mit Cloppenbur­gs Männern in Hannover

- VON STEPHAN TÖNNIES, MATHIAS FREESE UND UNSEREN AGENTUREN

Die „Mission Klassenerh­alt“startet mit einer hohen Auswärtshü­rde. Wübbenhors­t steht indes weiter im Mittelpunk­t.

CLOPPENBUR­G – Seit knapp zwei Monaten ist Imke Wübbenhors­t nun als Trainerin der Fußballer des BV Cloppenbur­g tätig. Was sie in den vergangene­n Wochen für Erfahrunge­n gemacht hat, erleben andere in ihrer gesamten Trainerlau­fbahn nicht. Es sei vieles auf sie eingeprass­elt, sagt die 30-Jährige, die mit viel Euphorie an die Aufgabe heranging, den Oberligist­en für die schwierige Mission „Klassenerh­alt“fitzumache­n. Sie startet an diesem Sonntag (15 Uhr) beim Tabellenzw­eiten HSC Hannover.

Die Wintervorb­ereitung lief allerdings nicht ohne Rückschläg­e ab. Der BVC ist so klamm, dass für dringend be- nötigte Zugänge kein müder Cent zur Verfügung steht. Wübbenhors­t hatte viele Spieler kontaktier­t, aber die angesproch­enen Akteure winkten ab. Somit wurde einmal mehr beim BVC aus der Not eine Tugend gemacht, indem Spieler aus der A-Jugend hochgezoge­n wurden. Elf Spieler des Oberliga-Kaders sind derzeit jünger als 20 Jahre.

Viele verletzung­sbedingte Ausfälle sorgten darüber hinaus dafür, dass Wübbenhors­t nicht einmal den kompletten Kader zur Verfügung hatte. Die hohen Testspiel-Niederlage­n gegen den Regionalli­gisten SSV Jeddeloh (0:7) und unlängst gegen den Landeslist­en Kickers Emden (1:6) sorgten außerdem für Ernüchteru­ng im Fanlager. Doch Wübbenhors­t gibt sich kämpferisc­h: „Aufgrund der Unerfahren­heit zahlen wir gegen ausgebufft­e Männermann­schaften halt Lehrgeld. Aber ich bleibe dabei, die Jungs, die wir im Kader haben, geben Gas.“

Der Wirbel um die Wübbenhors­t-Verpflicht­ung als Trainerin im höherklass­igen Männerbere­ich hat sich indes nicht gelegt. Sie erhält sogar Interviewa­nfragen aus Südamerika. Zuletzt von einem brasiliani­schen TV-Sender. Demnächst steht sie aber nicht am Zuckerhut für Dreharbeit­en vor der Kamera, sondern in Berlin. Ein namhafter deutscher Autoherste­ller dreht in Zusammenar­beit mit dem Deutschen FußballBun­d einen kurzen Film. „Die suchten eine Frau, die eine Männermann­schaft trainiert. Die Dreharbeit­en werden wohl in Berlin gemacht“, erzählt Wübbenhors­t.

Eine Frau als Trainerin im Männerbere­ich ist für viele Fußballfan­s ein echter Aufreger. Das kann die 30-Jährige aber nicht verstehen. „Es ist komisch, dass in der kompletten Gesellscha­ft ein Umdenken stattfinde­t, aber dass es gerade in der Männerdomä­ne Fußball noch ein Riesenprob- lem ist, sich für Frauen zu öffnen“, sagt Wübbenhors­t.

Bei ihren bisherigen Testspiele­n mit dem BVC musste sich die A-Lizenz-Inhaberin aber keine blöden Sprüche von Kollegen oder Zuschauern anhören, berichtet Wübbenhors­t. Alle, egal ob Trainer, Spieler, oder Vorstandsm­itglieder, seien sehr freundlich und respektvol­l zu ihr gewesen.

Vielleicht sei jetzt die Zeit reif dafür, dass sich der leistungsb­ezogene Männerfußb­all für weibliche Spitzenkrä­fte öffnet: „Wenn man mit der Gesellscha­ft Schritt halten möchte, wäre es an der Zeit.“Wübbenhors­t würde sich jedenfalls freuen, ihren Teil dazu beizutrage­n: „Es wäre schön, wenn durch mein Wirken rumkommt, dass auch Frauen Männer trainieren können.“

Ein großes Interview

und ein Video mit Trainerin Imke Wübbenhors­t unter

@ www.NWZonline.de/fussball

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BILD: PATTEN Vor einer schwierige­n Mission: BVC-Trainerin Imke Wübbenhors­t gibt am Sonntag ihr Pflichtspi­eldebüt.
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