Mit Künstlicher Intelligenz zum Fotobuch
Forschungsprojekt „MAIC“bei Cewe in Oldenburg eröffnet
OLDENBURG – Fotos vom Sommerurlaub, Bilder von der Hochzeit oder Schnappschüsse unter Freunden: Auf Smartphones oder Festplatten haben sich oftmals Tausende Fotos angesammelt. Doch wie lassen sich aus dieser großen Bilderflut relevante Bilder finden um daraus etwa ein Fotobuch zu machen?
„Erstelle mir bitte ein Fotobuch von Inga und Jan in Kapstadt“, spricht Dr. Rainer Fageth, Forschungs- und Entwicklungsvorstand beim Oldenburger Fotodienstleister Cewe, in sein Smartphone. Wenige Sekunden später präsentiert das mit Künstlicher Intelligenz (KI) ausgestattete Programm einen Gestaltungsvorschlag mit den besten Fotos der Reise. Die Software kann Gesichter erkennen, Orte, besondere Ereignisse – und das auch in Kombination, erläutert er. Selbst die Erkennung von Objekten sei möglich, sagt er, gibt „Skistock“ein und bekommt alle Fotos angezeigt, auf denen ein Skistock zu sehen ist.
Die intelligente Fotoorganisation ist jedoch nur eine der Möglichkeiten, bei der Cewe künftig KI nutzen will. Am Donnerstag hat das Unternehmen im Beisein von Stefan Muhle, Staatssekretär im niedersächsischen Wirtschaftsministerium, an seinem Stammsitz in Oldenburg den „Mobile & Artificial Intelligence Campus“(MAIC) eröffnet. Als zweiter Standort sollen in wenigen Tagen Büroräume im Technologie- und Gründerzentrum Oldenburg (TGO) bezogen werden, um den Austausch mit anderen Start-ups und der nahen Universität zu intensivieren.
Denn das in dieser Form einzigartige Forschungsprojekt sei bewusst als Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft angelegt, betont Cewe-Vorstandschef Dr. Christian Friege. „Wir hätten ein MAIC auch in Paris oder Köln errichten können, wir haben uns aber bewusst für Oldenburg entschieden“, sagt er. Denn die Region sei mit der Universität, der Jade Hochschule, dem Informatikinstitut Offis, der Stiftungsprofessur und der Forschungsgruppe des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) nunmehr gut für eine solche Aufgabe gerüstet. Zudem setze die Digitalisierungsstrategie der niedersächsischen Landesregierung einen passenden Rahmen.
Insgesamt sollen acht feste Mitarbeiter im MAIC arbeiten. Projektbezogen sollen weitere Mitarbeiter hinzugezogen werden. Denn das Projekt soll auf verschiedenen Forschungsfeldern aktiv sein.
Einige Optionen auf Basis Künstlicher Intelligenz, wie die Gesichtserkennung sind laut Fageth über die Cewe-Fotoverwaltungssoftware bereits nutzbar, bei anderen handelt es sich noch um Projektstudien oder Prototypen, etwa das „Fotobuch auf Kommando“
oder ein „Fototagebuch“.
Hierbei erzählen Nutzer ihrem Smartphone, was sie wann, wo und mit wem erlebt haben, erläutert MAIC-Entwicklerin Silvia Peter. Die gesprochenen Informationen werden in Text umgewandelt und automatisch auf Zeit, Ort und Personen analysiert. „Die Informationen werden dann mit den entsprechenden Fotos auf dem Gerät verknüpft“, sagt sie. Weitere Forschungsthemen seien Anwendungen mit Spracheingabe für den Kundendienst.
Muhle begrüßte, dass Cewe gemeinsam mit den örtlichen Forschungseinrichtungen neue Wege im Feld der künstlichen Intelligenz gehe. Zugleich hob er hervor, dass Cewe dem Thema Datensicherheit besondere Bedeutung beimesse. So hat das Unternehmen laut Friege eine Kunden-Charta entwickelt, die die verantwortungsvolle und kundenzentrierte Nutzung von digitalen Technologien betont. Zudem sei ein unabhängiger Beirat für Digitalisierung gegründet worden.