Landwirt muss nach Kuh-Attacke zahlen
Deutsche Urlauberin zu Tode getrampelt – Folgen für Tourismus?
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47199 INNSBRUCK – Die Kuh beschützt das Kalb – und im Extremfall auch mit einem Angriff auf den Menschen. In einem Ratgeber-Video macht die Landwirtschaftskammer Tirol seit 2018 auf die Gefahr aufmerksam, die Wanderern mit Hunden auf den Almen in den Alpen drohen kann. Nun sorgt ein Urteil des Landgerichts Innsbruck für Aufsehen: Nach einer tödlichen Kuh-Attacke auf eine deutsche Urlauberin in Österreich muss der beklagte Landwirt den Hinterbliebenen Schadenersatz zahlen.
Der Ehemann und der Sohn des Opfers erhalten insgesamt rund 180 000 Euro. Zusätzlich müsse der Bauer dem Mann eine monatliche Rente von 1200 Euro und dem Sohn von 350 Euro zahlen, teilte das Gericht am Freitag mit. Das Urteil sei praxisfremd und gefährde das Miteinander von Tourismus und Almwirtschaft, befand die Landwirtschaftskammer.
Nach Auffassung des Gerichts hatte der Bauer nur unzureichend vor den Gefahren einer Kuhherde, in der Kälber aufwachsen, gewarnt. Die aufgestellten Warnschilder hätten nicht ausgereicht. „An einem neuralgischen Punkt wie dem Unfallort sind Abzäunungen zum Schutz des höchsten Gutes, des menschlichen Lebens, notwendig und aufgrund des geringen Aufwandes auch zumutbar“; so das Gericht.
Die 45-jährige Hundehalterin aus Rheinland-Pfalz war im Sommer 2014 im Tiroler Stubaital von der Kuhherde, die offenbar die Kälber vor dem Hund schützen wollte, zu Tode getrampelt worden. Die Frau hatte laut Gericht die Hundeleine mit einem Karabiner um die Hüfte fixiert.
Sie hätte laut Gericht wissen müssen, dass Mutterkühe aggressiv auf Hunde reagieren können. Es sei sorglos gewesen, den Hund so zu fixieren, dass er nicht sofort losgelassen werden könne. „Die Wahrscheinlichkeit eines unmittelbaren Angriffes war aufgrund des sonstigen Verhaltens der Verunfallten aber sehr gering“, so das Gericht. Die Staatsanwaltschaft hatte die strafrechtlichen Ermittlungen gegen den Landwirt 2014 eingestellt.
Wenn das Urteil, gegen das der Bauer Berufung angekündigt hat, bestätigt werde, habe das enorme Auswirkungen auf Tourismus und Weidewirtschaft, kritisierte die Landwirtschaftskammer Österreich. Eine Einzäunung wäre den Bergbauern finanziell nicht zumutbar.