Nordwest-Zeitung

Zwei, die gern regieren wollen

Wie Kramp-Karrenbaue­r und Göring-Eckardt Symbolpoli­tik machen

- VON PETER RIESBECK, BÜRO BERLIN

Es sind freundlich­e Worte: „Wir können ganz gut miteinande­r. Wir leben in einer Zeit, in der es keine natürliche­n Koalitions­partner mehr gibt. Da müssen wir gesprächsf­ähig sein“, sagt die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r und schickt auch gleich eine unverkennb­are Botschaft hinterher: „Es braucht auf alle Fälle eine Frauenquot­e in der CDU, die wirkt.“Ein Zeichen guten schwarz-grünen Willens, das Katrin Göring-Eckardt umgehend zurückgab. „Hier am Tisch sitzen zwei Parteien, die regieren wollen. Das will die SPD derzeit nicht mehr“, so die Grünen-Fraktionsc­hefin. AKK und KGE bereiten sich vor auf die Zeit nach Angela Merkel (CDU) und nach der Groko und verbreitet­en im gemeinsame­n Interview mit der „Bild am Sonntag“schon mal gute Stimmung.

„Natürlich haben CDU und Grüne unterschie­dliche Sichtweise­n, aber wir sind grundsätzl­ich kompromiss­willig, weil wir wollen, dass sich was bewegt“, so Göring-Eckardt. Schwarz/Grün macht sich loDas

cker für den Bund. In Hessen regieren beide Parteien relativ geräuschlo­s. In Baden-Württember­g klemmt es, etwa in der Verkehrspo­litik. Das liegt aber auch daran, dass die CDU sich mit der Junior-Rolle unter dem Grünen-Landesvate­r Winfried Kretschman­n schwer tut.

Nur im Bund finden die beiden Parteien bisher nicht zusammen. Nach der Wahl 2013 fehlte den Grünen der Mut. Vier Jahre später ließ die FDP ein Jamaika-Bündnis platzen. Die Liberalen seien vor der „Verantwort­ung weg-

gelaufen“, stichelt GöringEcka­rdt.

Die Parteien sortieren sich derzeit neu. So wird die Union unter Kramp-Karrenbaue­r wertkonser­vativer. Die SPD schärft ihr soziales Profil. Soli, Grundrente, Klimaschut­z – die Große Koalition geht inhaltlich auf Distanz. Auch wenn Carsten Schneider beruhigt. „Wir haben jetzt einen Arbeitsmod­us gefunden, bei dem nicht jede sachliche Differenz gleich koalitions­gefährdend ist“, so der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der SPD-Fraktion.

ändert nichts daran, dass die Große Koalition ein Not-Bündnis ist. Der stille Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier drängte zu dem Bündnis für Deutschlan­d. Im Herbst folgt die Zwischenbi­lanz. Doch schauen viele auf die Europawahl am 26. Mai und die Landtagswa­hl am selben Tag in Bremen, eine alte Hochburg der SPD. Vor fünf Jahren kam die SPD in Bremen auf 32,8 Prozent, das war damals schon das schlechtes­te Ergebnis seit 1945. So schlecht, war das Resultat, dass der damalige SPD-Chef Sigmar Gabriel erst gar nicht vor der TV-Kameras mochte. Spontangri­ppe, lautete die Begründung.

Derzeit liegen Union und SPD mit 24 Prozent in Bremen gleichauf, eine weitere SPDNiederl­age könnte eine neue Dynamik in Gang setzen. Auch in Berlin. Dort senden Kramp-Karrenbaue­r und Göring-Eckardt jetzt schwarzgrü­ne Signale. Die CDU-Chefin unterstrei­cht mit einer farblichen Note: Sie erscheint zum Interview ganz in Schwarz und Grün. Die Grünen-Fraktionsc­hef erscheint in Schwarz und Gelb. Ein Zeichen für Jamaika?

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Mit Blazern in Signalfarb­en zum Interviewt­ermin? CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (links) und Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt
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DPA-BILDER: JENSEN/FISCHER

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