Nordwest-Zeitung

Konstrukti­v

- VON PETER RIESBECK, BÜRO BERLIN

S elten hatte die Linksparte­i so viel Aufmerksam­keit für einen Europapart­eitag. Das lag auch an einer Abwesenden: Sahra Wagenknech­t. Zuvor hatte Fraktionsc­hefin mit einer harten EU-Kritik von sich hören lassen: militarist­isch, undemokrat­isch und neoliberal sei die Europäisch­e Union.

Der Parteitag hat ernsthaft gestritten. Am Ende standen zwei Abstimmung­sniederlag­en. Aber diese Niederlage­n sind in Wahrheit ein Erfolg. So fiel einmal der Antrag des Wagenknech­t-Flügels durch, die EU zu zerschlage­n. Das Nein ist konsequent für eine linke Partei aus der Tradition der Internatio­nalen. Zum anderen scheiterte ein Antrag, eine europäisch­e Republik jenseits des Nationalst­aats zu schaffen. Das überrascht für eine Partei, die gern Visionäres verspricht und in der irdischen Politik vom heilsgesch­ichtlichen Ende der Geschichte träumt.

Die Linke ist also angekommen in der Realität. Und in Europa. Sowohl Gregor Gysi, der Vorsitzend­e der europäisch­en Linken, als auch Dietmar Bartsch, Fraktionsc­hef im Bundestag, mahnten auf dem Parteitag an, worum es bei der Europawahl am 26. Mai eigentlich geht. Von einem „Kulturkamp­f gegen populistis­che Kräfte von Rechts“, sprach Bartsch. Man mag von einzelnen Positionen der Linken halten, was man will. Aber das Treffen von Bonn hat eine produktive Botschaft: Im Europaparl­ament reiht sich die Partei ein in den Kreis der konstrukti­ven Kräfte. Das ist mehr als vom dem Parteitref­fen zu erwarten war. Und mehr als das, was die Partei derzeit auf Bundeseben­e bietet.

@Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany