Nordwest-Zeitung

Venezuela wird zur Festung

Präsident Maduro stoppt Hilfsliefe­rungen mit Panzern, Soldaten und Tränengas

- VON JULIANE RODUST UND JUAN GARFF

Is sollte der Tag sein, an dem Venezuelas Opposition das Militär für sich gewinnt und Hilfsgüter für die Bevölkerun­g ins Land bringt. Am Ende brennen Lebensmitt­el.

CARACAS/CÚCUTA – Ei iNllte der große Befreiungs­schlag gegen Venezuelas Präsidente­n Nicolás Maduro werden. Doch der Versuch der Opposition, dringend benötigte Hilfsgüter aus Kolumbien und Brasilien über die abgeriegel­te Grenze nach Venezuela zu bringen, endete am Wochenende an einer Wand aus Panzern, Soldaten und Tränengas.

Der selbst ernannter Interimspr­äsident Juan Guaidó sprach von „Sadismus“, USAußenmin­ister Mike Pompeo nannte Maduro einen „kranken Tyrannen“.

Maduro hingegen erklärte sich zum Sieger in dem Tauziehen um die Hilfsgüter. „Der Staatsstre­ich (der Opposition) ist gescheiter­t“, sagte er am Samstag. „Ich bin stärker als jemals zuvor“, sagte er. „Warum ich hier bin? Weil ihr [das Volk] diejenigen seid, die das entscheide­n und nicht [US-Präsident] Donald Trump.“Nach Maduros Darstellun­g diente die Hilfsgüter­aktion dazu, im Auftrag der USA eine militärisc­he Interventi­on und den Sturz der Regierung einzuleite­n.

Parlaments­chef Guaidó hatte sich als Vorsitzend­er des letzten demokratis­ch gewählten Gremiums im Land am 23. Januar zum Übergangsp­räsidenten ausgerufen und Maduro damit offen herausgefo­rdert. Guaidó begründet seine Legitimati­on damit, dass die letzten Präsidente­nwahlen weder frei noch fair waren.

Das wegen seiner weltweit größten Öl-Vorkommen eigentlich reiche Venezuela ist in den vergangene­n Jahren zunehmend in eine schwere Versorgung­skrise abgeglitte­n. Angesichts von Hunger, Armut und medizinisc­her Versorgung­snot sind weit mehr als drei Millionen Menschen aus dem Land geflüchtet.

Bei dem Showdown in dem seit Wochen tobenden Machtkampf blieben am Wochenen- de eigentlich nur Verlierer übrig. An den Übergängen zu Kolumbien und Brasilien wurden mindestens drei Menschen getötet und Hunderte weitere verletzt, als das venezolani­sche Militär verhindert­e, dass die auf kolumbiani­scher und brasiliani­scher Seite bereitgest­ellten Hilfsliefe­rungen die Grenze passieren. Am Ende kam nur ein Bruchteil Nahrungsmi­ttel, Medikament­e und Hygieneart­ikel bei der notleidend­en Bevölkerun­g an. Außerdem verwandelt Maduro mit den Grenzschli­eßungen sein Land immer mehr in eine Festung.

Guaidó hatte darauf gehofft, dass sich das venezolani­sche Militär auf seine Seite stellt und die Hilfsgüter durchlässt. Tatsächlic­h desertiert­en einzelne Soldaten an der Grenze zwischen der kolumbiani­schen Stadt Cúcuta und dem venezolani­schen Ureña. Doch davon abgesehen hielt die Armee die von Maduro geschlosse­nen Grenzen versiegelt.

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AP-BILD: VERGARA Vit einer Mauer aus Schutzschi­lden blockiert Venezuelas Nationalpo­lizei an der Grenze zu Kolumbien am Samstag die von der Opposition organisier­ten Hilfsliefe­rungen.
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