Frauen im Visier eines Serienmörders
Fernsehfilm „Getrieben“spielt mit Ängsten – Bizarre Morde nichts für schwache Nerven
Eine Kommissarin und eine Psychologin bekommen es mit einer bizarren Mordserie zu tun. In anderthalb Stunden werden gleich mehrere mögliche Täter präsentiert.
BERLIN – Dieses Szenario ist nichts für schwache Nerven: Eine junge Frau liegt tot auf ihrem Bett. Sie ist so mit Fahrradschläuchen gefesselt, dass sie sich bei jedem Zucken ein Stück weiter selbst strangulierte. Zudem ist sie übersät Der Film spielt mit Ängsten. Die eindringlichen Szenen und das bestialische Vorgehen erinnern an die Serie „Criminal Minds“.
Eines der Opfer hat überlebt: Verschüchtert und mit Medikamenten vollgepumpt kauert die Frau auf einer Couch. Lange Narben durchziehen ihr Gesicht. Das eine Auge ist entstellt. Den Täter erkannt hat sie nicht. Aber mit dem Stuhl, mit dem habe er gesprochen.
Gut anderthalb Stunden liefert das ZDF einen spannenden Thriller, bei dem gleich mehrere mögliche Mörder präsentiert werden. Nicht so plakativ, aber der Zuschauer kann bei mehreren Figuren Zweifel bekommen, wie seriös und unschuldig sie unterwegs sind.
Deininger zieht ihre ehemalige Freundin und Co-Ermittlerin, die Psychologin Kara Bischoff (Petra SchmidtSchaller) zurate. Die schöpft irgendwann den Verdacht, einer ihrer Klienten könnte der Täter gewesen sein. Ein Familienvater mit störendem Alkoholproblem und verstörendem Traum.
Während der Ermittlungen gerät plötzlich auch Bischoff in eine zunächst wenig greifbare Gefahr. Das bringt sie aber auch ihrer Ex-Freundin Deininger näher. Die Drehbuchautoren Sabrina Maria Roessel und Axel Hildebrand haben die Beziehungskonflikte geschickt mit dem eigentlichen Fall verwoben. Niemand braucht aber Gefühlsduselei zu fürchten, der Thriller-Anteil überwiegt eindeutig.
Petra Schmidt-Schaller (38, „Eine gute Mutter“), die eine Zeit lang gemeinsam mit Wotan Wilke Möhring im „Tatort“ermittelte, und Ulrike C. Tscharre (46, „Zielfahnder – Flucht in die Karpaten“) spielen die Hauptrollen Bischoff und Deininger überzeugend. Hier die Psychologin, die nicht über ihre Gefühle sprechen will. Da die Kommissarin, die neben dem gemeinsamen Hund gern auch wieder das Bett teilen würde.
Schmidt-Schaller reizte der Film auch aus psychologischer Sicht: „Er thematisiert Abhängigkeiten, die man entwickeln kann, wenn man in einer Beziehung zueinander steht“, sagte sie. „Es ist wichtig zu verstehen, in welchen Abhängigkeiten oder Symbiosen wir leben – gezwungenermaßen oder bewusst.“Und diese Beziehungen – konstruktive wie destruktive – spielen in „Getrieben“in vielfacher Hinsicht und unterschiedlichen Konstellationen eine wichtige Rolle.
Neben der persönlichen Betroffenheit von Bischoff und Deininger gelingt es dem Autoren-Duo mit eingestreuten Hinweisen auf den Täter und überraschenden Wendungen, die Spannung aufrechtzuerhalten. Regisseurin Maris Pfeiffer hat das Ganze zudem im kalten, grauen Berlin inszeniert. Der Zuschauer kommt den Protagonistinnen dabei so nah, dass der Film ruhig noch eine Episode länger gehen könnte.