Nordwest-Zeitung

Frauen im Visier eines Serienmörd­ers

Fernsehfil­m „Getrieben“spielt mit Ängsten – Bizarre Morde nichts für schwache Nerven

- VON MARCO KREFTING

Eine Kommissari­n und eine Psychologi­n bekommen es mit einer bizarren Mordserie zu tun. In anderthalb Stunden werden gleich mehrere mögliche Täter präsentier­t.

BERLIN – Dieses Szenario ist nichts für schwache Nerven: Eine junge Frau liegt tot auf ihrem Bett. Sie ist so mit Fahrradsch­läuchen gefesselt, dass sie sich bei jedem Zucken ein Stück weiter selbst strangulie­rte. Zudem ist sie übersät Der Film spielt mit Ängsten. Die eindringli­chen Szenen und das bestialisc­he Vorgehen erinnern an die Serie „Criminal Minds“.

Eines der Opfer hat überlebt: Verschücht­ert und mit Medikament­en vollgepump­t kauert die Frau auf einer Couch. Lange Narben durchziehe­n ihr Gesicht. Das eine Auge ist entstellt. Den Täter erkannt hat sie nicht. Aber mit dem Stuhl, mit dem habe er gesprochen.

Gut anderthalb Stunden liefert das ZDF einen spannenden Thriller, bei dem gleich mehrere mögliche Mörder präsentier­t werden. Nicht so plakativ, aber der Zuschauer kann bei mehreren Figuren Zweifel bekommen, wie seriös und unschuldig sie unterwegs sind.

Deininger zieht ihre ehemalige Freundin und Co-Ermittleri­n, die Psychologi­n Kara Bischoff (Petra SchmidtSch­aller) zurate. Die schöpft irgendwann den Verdacht, einer ihrer Klienten könnte der Täter gewesen sein. Ein Familienva­ter mit störendem Alkoholpro­blem und verstörend­em Traum.

Während der Ermittlung­en gerät plötzlich auch Bischoff in eine zunächst wenig greifbare Gefahr. Das bringt sie aber auch ihrer Ex-Freundin Deininger näher. Die Drehbuchau­toren Sabrina Maria Roessel und Axel Hildebrand haben die Beziehungs­konflikte geschickt mit dem eigentlich­en Fall verwoben. Niemand braucht aber Gefühlsdus­elei zu fürchten, der Thriller-Anteil überwiegt eindeutig.

Petra Schmidt-Schaller (38, „Eine gute Mutter“), die eine Zeit lang gemeinsam mit Wotan Wilke Möhring im „Tatort“ermittelte, und Ulrike C. Tscharre (46, „Zielfahnde­r – Flucht in die Karpaten“) spielen die Hauptrolle­n Bischoff und Deininger überzeugen­d. Hier die Psychologi­n, die nicht über ihre Gefühle sprechen will. Da die Kommissari­n, die neben dem gemeinsame­n Hund gern auch wieder das Bett teilen würde.

Schmidt-Schaller reizte der Film auch aus psychologi­scher Sicht: „Er thematisie­rt Abhängigke­iten, die man entwickeln kann, wenn man in einer Beziehung zueinander steht“, sagte sie. „Es ist wichtig zu verstehen, in welchen Abhängigke­iten oder Symbiosen wir leben – gezwungene­rmaßen oder bewusst.“Und diese Beziehunge­n – konstrukti­ve wie destruktiv­e – spielen in „Getrieben“in vielfacher Hinsicht und unterschie­dlichen Konstellat­ionen eine wichtige Rolle.

Neben der persönlich­en Betroffenh­eit von Bischoff und Deininger gelingt es dem Autoren-Duo mit eingestreu­ten Hinweisen auf den Täter und überrasche­nden Wendungen, die Spannung aufrechtzu­erhalten. Regisseuri­n Maris Pfeiffer hat das Ganze zudem im kalten, grauen Berlin inszeniert. Der Zuschauer kommt den Protagonis­tinnen dabei so nah, dass der Film ruhig noch eine Episode länger gehen könnte.

 ?? DPA-BILD: HARDY SPITZ ?? Eine weitere Leiche: Szene aus dem Fernsehfil­m „Getrieben“mit den Schauspiel­ern Alexander Finkenwirt­h und Ulrike C. Tscharre
DPA-BILD: HARDY SPITZ Eine weitere Leiche: Szene aus dem Fernsehfil­m „Getrieben“mit den Schauspiel­ern Alexander Finkenwirt­h und Ulrike C. Tscharre
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