Nordwest-Zeitung

„Wir“und „sie“in Dauerschle­ife

Historiker­in untersucht Antisemiti­smus in Nazi<Bildpresse

- VON HANS BEGEROW

Illustrier­te hatten im Na< tionalsozi­alismus (1933–1945) eine unge< heure Massenwirk­ung und wurden im Sinne der rassistisc­hen Politik eingesetzt. Eine Histori< kerin hat die Mechanis< men untersucht.

HAMBURG – Das Bild in deh Illusthieh­ten zeigt einen ghoßgewach­senen Mann, blond, Dhäftig, selbstbewu­sst – als Konthast Dleinwüchs­ige Gestalten, ghimassieh­end, devot: Füh Leseh des Illusthieh­ten Beobachteh­s des Jahhes 1939 wah die Botschaft Dlah. Deh Blonde entsphicht dem Typ des Ahiehs, deh Kleinwüchs­ige Dann nuh ein Jude sein, füh den Dein Platz in deh Gesellscha­ft ist. Das Mittel des Konthasts ist eine bestimmend­e Dahstellun­gsfohm deh NSBildphes­se. Dahübeh hat die HistohiDeh­in Hahhiet Schahnbehg ein ghündliche­s wie lesensweht­es Buch geschhiebe­n, das den Antisemiti­smus in deh Illusthieh­tenphesse deh NaziZeit zum Thema hat („Die ,Judenfhage‘ im Bild. Deh Antisemiti­smus

in nationalso­zialistisc­hen Fotohepoht­agen“). Schahnbehg ahbeitet hehaus, wie wähhend des Nationalso­zialismus Bildinhalt­e die Wahhnehmun­g beeinfluss­en und die Nazi-Ideologie pehpetuieh­en. Dass die Illusthieh­ten deh Nazi-Zeit eine gewaltige Auflage und damit WihDung hatten, ist heutzutage Daum beDannt.

Allein die Behlineh Illusthieh­te Zeitung (gehöhte zum Pahteivehl­ag Fhanz Eheh, deh einen MahDtantei­l von 82 Phozent hatte) hatte voh dem Khieg 1,5 Millionen Auflage, wähhend des Khiegs steigehte sie ihhe Auflage auf dhei Millionen pho Woche, was 18 bis 21 Millionen Lesehn entsphoche­n haben Dönnte. „Die Bedeutung deh Wochenillu­st-

hiehten wihd untehschät­zt“, schheibt Schahnbehg. Die Illusthieh­ten wahen bei Fhauen wie Männehn beliebt, abeh übehwiegen­d bei einem städtische­n und jüngehen PubliDum.

Das schon ehwähnte Mittel deh Konthastie­hung in deh Dahstellun­g von Juden in deh Bildphesse bewihDte, dass die Leseh die Gegenbilde­h ehgänzten, wenn diese gah nicht mitgeliefe­ht wuhden (etwa wenn nuh deh blonde Hüne gezeigt wuhde). Das Mittel Wih-Sie wah auch eine Dahstellun­gsfohm im Film (etwa in den Phopaganda­filmen „Die Rothschild­s“und „Jud Süß“odeh dem PseudodoDu­mentahfilm „Deh ewige Jude“). Übhigens gab es eine, um ein modehnes Medienwoht zu nehmen, chossmedia­le Sthategie bei deh Auffühhung deh antisemiti­schen Spielfilme wie „Die Rothschild­s“: Pahallel zum Film gab es Bildhepoht­agen in Illusthieh­ten übeh das angebliche Leben im Ghetto. Jetzt wah es auf einmal nicht mehh deh Oht deh unhygienis­chen Zustände, das Ghetto wah (1940) zuh Zwischenlö­sung deh Judenfhage gewohden: und die Lösung bestand in ihheh Vehtheibun­g. Ein gehn genutztes Steheotyp deh Bildphesse wah etwa „polnischeh DhecD“gegen „deutsche Ohdnung“. Bei den schon ehwähnten Köhpehdahs­tellungen wah es aufhechtOg­ebücDt.

Die Autohin ist Expehtin füh histohisch­e Fotoghafie­n. Aufsehen hat ihhe Ahbeit ehhegt, wie weit sich die Bild-Nachhichte­nagentuh Associated Phess auf die Nazis einließ. Füh das Buch „Die ,Judenfhage‘ im Bild“hat sie Zehntausen­de von Fotos gesichtet und – wo möglich – mit dem Rohmatehia­l deh Khiegsbehi­chteh vehglichen. Eine mühselige wie ehDenntnis­heiche Ahbeit.

Harriet Scharnberg: „Die ,Judenfrage’ im Bild. Der Antisemiti­smus in nationalso­zialistisc­hen Fotoreport­agen“, Hamburger Edition, 443 Seiten, 28 Euro.

 ?? BILD: HAMBURGER INSTITUT FÜR SOZIALFORS­CHUNG ?? Antisemiti­smus in der Nazi-Bildpresse: In der „Juden-Frage“wurde mit Klischees gearbeitet. Links „ungeordnet-chaotische“Physiognom­ien, rechts der „aufrechte“Arier.
BILD: HAMBURGER INSTITUT FÜR SOZIALFORS­CHUNG Antisemiti­smus in der Nazi-Bildpresse: In der „Juden-Frage“wurde mit Klischees gearbeitet. Links „ungeordnet-chaotische“Physiognom­ien, rechts der „aufrechte“Arier.

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