Nordwest-Zeitung

Schlechtes Gefühl macht der Polizei Sorge

- VON CHRISTOPH KIEFER

OLDENBURG Oldenburg steht im Vergleich zu Osnabrück besser da. Die Kriminalit­ätsrate ist niedriger als in vielen anderen Städten im Land, die Statistike­n zeigen in einigen Bereichen sogar Rückgang. Trotzdem ruft das Thema inneren Sicherheit bei vielen Bürgern Sorgenfalt­en auf die Stirn. Die Sorgen, Opfer zu werden, wachsen eher als dass sie sinken. Das Gefühl der Bedrohung legt sich nicht; es nimmt im Gegenteil zu.

Martin Rangnow fragt nach den Ursachen und gibt auch eine Erklärung. Der Kriminaldi­rektor der Zentralen Polizeidir­ektion Hannover sieht eine Diskrepanz zwischen der tatsächlic­hen Sicherheit und der gefühlten. Bei einem Vortrag auf Einladung des CDUStadtve­rbandes warnte der gebürtige Oldenburge­r, das verbreitet­e Gefühl der Bürger zu ignorieren. „Wir müssen das ernst nehmen“, sagte der 50-Jährige an die eigene Adresse und an die der Politik.

Seine These: Das Sicherheit­sgefühl werde von einzelnen Erlebnisse­n und Situatione­n geprägt. Wichtig sei, Bürgern zuzuhören und überall dort, wo es möglich sei, zu handeln. „Wenn ein Radweg nicht beleuchtet ist und Radfahrer nachts mit mulmigem Gefühl dort fahren, muss man prüfen, ob eine Laterne aufgestell­t werden kann.“

Wenn sich Bürger nachhaltig über die Lage an Sommeraben­den auf den Dobbenwies­en Sorgen machten, müsse man dem nachgehen. „Wenn die Lage nicht okay ist, muss man etwas ändern.“Klar grenzt sich Rangnow von einem Missbrauch von Statis- tiken zur Kriminalit­ät durch Populismus ab. „Angstpolit­ik lehne ich ab.“

Die Menschen ernst nehmen – das ist die wichtigste Botschaft, die Martin Rangnow an diesem Abend mitgebrach­t hat. „Bürger müssen die Möglichkei­t haben, sich zu artikulier­en.“Dies gelte nicht nur für die zentralen Innenstadt-Plätze, sondern auch für die Stadtteile. „Die Leute schauen, wie das Problem abgestellt wird.“

Die Zahl der Polizeibea­mtinnen und -beamten wurde von Zuhörern angesproch­en („natürlich sind wir zu wenige“), auch Fragen zur Strukturre­form mit dem Teilrückzu­g aus der Fläche („wird zum Teil wieder geändert“) wurden gestellt. Doch so wichtig wie diese Rahmenbedi­ngungen sind: Sie können nach Rangnows Überzeugun­g den Dialog mit den Bürgern, das Ernstnehme­n der gefühlten Bedrohung, nicht ersetzen.

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BILD: FRISO GENTSCH Statistik und gefühlte Sicherheit: Mit diesem Thema beschäftig­te sich ein Vortragsab­end.

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