Schlechtes Gefühl macht der Polizei Sorge
OLDENBURG Oldenburg steht im Vergleich zu Osnabrück besser da. Die Kriminalitätsrate ist niedriger als in vielen anderen Städten im Land, die Statistiken zeigen in einigen Bereichen sogar Rückgang. Trotzdem ruft das Thema inneren Sicherheit bei vielen Bürgern Sorgenfalten auf die Stirn. Die Sorgen, Opfer zu werden, wachsen eher als dass sie sinken. Das Gefühl der Bedrohung legt sich nicht; es nimmt im Gegenteil zu.
Martin Rangnow fragt nach den Ursachen und gibt auch eine Erklärung. Der Kriminaldirektor der Zentralen Polizeidirektion Hannover sieht eine Diskrepanz zwischen der tatsächlichen Sicherheit und der gefühlten. Bei einem Vortrag auf Einladung des CDUStadtverbandes warnte der gebürtige Oldenburger, das verbreitete Gefühl der Bürger zu ignorieren. „Wir müssen das ernst nehmen“, sagte der 50-Jährige an die eigene Adresse und an die der Politik.
Seine These: Das Sicherheitsgefühl werde von einzelnen Erlebnissen und Situationen geprägt. Wichtig sei, Bürgern zuzuhören und überall dort, wo es möglich sei, zu handeln. „Wenn ein Radweg nicht beleuchtet ist und Radfahrer nachts mit mulmigem Gefühl dort fahren, muss man prüfen, ob eine Laterne aufgestellt werden kann.“
Wenn sich Bürger nachhaltig über die Lage an Sommerabenden auf den Dobbenwiesen Sorgen machten, müsse man dem nachgehen. „Wenn die Lage nicht okay ist, muss man etwas ändern.“Klar grenzt sich Rangnow von einem Missbrauch von Statis- tiken zur Kriminalität durch Populismus ab. „Angstpolitik lehne ich ab.“
Die Menschen ernst nehmen – das ist die wichtigste Botschaft, die Martin Rangnow an diesem Abend mitgebracht hat. „Bürger müssen die Möglichkeit haben, sich zu artikulieren.“Dies gelte nicht nur für die zentralen Innenstadt-Plätze, sondern auch für die Stadtteile. „Die Leute schauen, wie das Problem abgestellt wird.“
Die Zahl der Polizeibeamtinnen und -beamten wurde von Zuhörern angesprochen („natürlich sind wir zu wenige“), auch Fragen zur Strukturreform mit dem Teilrückzug aus der Fläche („wird zum Teil wieder geändert“) wurden gestellt. Doch so wichtig wie diese Rahmenbedingungen sind: Sie können nach Rangnows Überzeugung den Dialog mit den Bürgern, das Ernstnehmen der gefühlten Bedrohung, nicht ersetzen.