Nordwest-Zeitung

Selbst verschulde­t

- VON HERMANN GRÖBLINGHO­FF

Es

wäre zu schön gewesen für Donald Trump: Während daheim in Washington sein Ex-Vertrauter Michael Cohen kübelweise Schmutz über den US-Präsidente­n ausgoss, wollte Trump selbst mit positiven Nachrichte­n aus Hanoi glänzen. Doch daraus wurde nichts. Der selbst ernannte „Dealmaker“musste mit leeren Händen ins Weiße Haus zurückkehr­en. Dass er jetzt als Verlierer dasteht, hat er sich selbst zuzuschrei­ben. Schließlic­h hatte Trump durch ein TweetFeuer­werk die Erwartunge­n an das Treffen derart hochgeschr­aubt, dass man hoffte, es würde sowohl ein konkreter Zeitplan für den Abbau der nordkorean­ischen Atomanlage­n vereinbart als auch ein Friedensve­rtrag geschlosse­n, der offiziell den Korea-Krieg (1950-1953) beendet.

Der „ziemlich gute Kerl“(Trump über Kim) erweist sich leider immer mehr als hartnäckig­er Verhandler, der genau weiß, was er zu tun hat. Kim Jong Un hat es bereits geschafft, dass sich der sogenannte mächtigste Mann der Welt auf der großen Bühne mit ihm präsentier­t. Diesen politische­n Ritterschl­ag erhielt der Diktator nur aufgrund seines breiten Atomwaffen-Arsenals. Deshalb wird er dieses nicht leichtfert­ig aus der Hand geben. Der Diktator weiß genau, dass seine derzeitige Macht trotz aller Zusagen aus Washington schnell schwinden könnte, wenn er sein Faustpfand preisgibt.

Betrachtet man die Entwicklun­g in der Korea-Krise allerdings ganz nüchtern, ist Trump durchaus auf dem richtigen Weg. Dass überhaupt Gespräche stattfinde­n, ist eine Entwicklun­g, an die man vor gut einem Jahr noch nicht im Entferntes­ten geglaubt hatte. Die Kriegsgefa­hr war seinerzeit allgegenwä­rtig. Und dass die USA die Sanktionen gegen Pjöngjang nicht ohne Gegenleist­ungen aufheben wollen, ist ebenso richtig. Entscheide­nd ist jetzt, ob im Hintergrun­d die Verhandlun­gen weitergefü­hrt werden. Sollte Trump sein Interesse an Nordkorea wieder verlieren, wäre das fatal.

@ DenAutor erreichenS­ie unter Groeblingh­off@infoautor.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany