Selbst verschuldet
Es
wäre zu schön gewesen für Donald Trump: Während daheim in Washington sein Ex-Vertrauter Michael Cohen kübelweise Schmutz über den US-Präsidenten ausgoss, wollte Trump selbst mit positiven Nachrichten aus Hanoi glänzen. Doch daraus wurde nichts. Der selbst ernannte „Dealmaker“musste mit leeren Händen ins Weiße Haus zurückkehren. Dass er jetzt als Verlierer dasteht, hat er sich selbst zuzuschreiben. Schließlich hatte Trump durch ein TweetFeuerwerk die Erwartungen an das Treffen derart hochgeschraubt, dass man hoffte, es würde sowohl ein konkreter Zeitplan für den Abbau der nordkoreanischen Atomanlagen vereinbart als auch ein Friedensvertrag geschlossen, der offiziell den Korea-Krieg (1950-1953) beendet.
Der „ziemlich gute Kerl“(Trump über Kim) erweist sich leider immer mehr als hartnäckiger Verhandler, der genau weiß, was er zu tun hat. Kim Jong Un hat es bereits geschafft, dass sich der sogenannte mächtigste Mann der Welt auf der großen Bühne mit ihm präsentiert. Diesen politischen Ritterschlag erhielt der Diktator nur aufgrund seines breiten Atomwaffen-Arsenals. Deshalb wird er dieses nicht leichtfertig aus der Hand geben. Der Diktator weiß genau, dass seine derzeitige Macht trotz aller Zusagen aus Washington schnell schwinden könnte, wenn er sein Faustpfand preisgibt.
Betrachtet man die Entwicklung in der Korea-Krise allerdings ganz nüchtern, ist Trump durchaus auf dem richtigen Weg. Dass überhaupt Gespräche stattfinden, ist eine Entwicklung, an die man vor gut einem Jahr noch nicht im Entferntesten geglaubt hatte. Die Kriegsgefahr war seinerzeit allgegenwärtig. Und dass die USA die Sanktionen gegen Pjöngjang nicht ohne Gegenleistungen aufheben wollen, ist ebenso richtig. Entscheidend ist jetzt, ob im Hintergrund die Verhandlungen weitergeführt werden. Sollte Trump sein Interesse an Nordkorea wieder verlieren, wäre das fatal.
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