Nordwest-Zeitung

Pflegekamm­er mit Klagen konfrontie­rt

Gegner werfen junger Institutio­n mit Neuwahl-Absage Alleingang vor

- VON LARS LAUE, BÜRO HANNOVER

HANNOVER – Die noch junge und wegen ihrer hohen Beitragsbe­scheide massiv in die Kritik geratene Pflegekamm­er Niedersach­sen sieht sich aktuell gleich mit zwei Klagen konfrontie­rt.Im ersten Verfahren wehrt sich die Controller­in eines niedersäch­sischen Krankenhau­ses, die vor ihrem Studium der Betriebswi­rtschaftsl­ehre eine Krankenpfl­egeausbild­ung absolviert­e, gegen die erzwungene Mitgliedsc­haft in der Pflegekamm­er.Die zweite Klage nimmt Bezug auf eine Berichters­tattung unserer Zeitung und stammt von Stefan Cornelius, Pfleger aus Berge (Kreis Osnabrück) und Initiator einer Online-Petition gegen die Kammer.

Wie Cornelius unserer Zeitung mitteilte, hat er am Mittwoch vor dem Verwaltung­sgericht Hannover Klage gegen die Pflegekamm­er eingereich­t.Hinte rgrund sind Äußerungen der Pflegekamm­er zur Forderung nach Neuwahlen der Kammervers­ammlung.Diese Forderung hatte ein Bündnis aus verschiede­nen Initiative­n und Personen in einem Brief gegenüber Kammerpräs­identin Sandra Mehmecke und in einer Pressemitt­eilung Anfang Februar erhoben.Auf Nachfrage unserer Redaktion hatte ein Sprecher der Kammer der Forderung nach Neuwahlen indes eine ganz klare Absage erteilt.

„Im Vorfeld wurden seit November 2017 mehr als 90 000 Mitglieder aufgeforde­rt, sich mit Meldebogen und Berufsurku­nde zu regist- rieren.Viele Mitglieder haben diese Möglichkei­t scheinbar bewusst ausgeschla­gen.We r sich nicht registrier­t hat und damit nicht wählen konnte, kann sich heute nicht über das demokratis­ch legitimier­te Wahlergebn­is beklagen“, hieß es damals seitens der Kammer, verbunden mit der Forderung, „ihr endlich Spielraum und Zeit für inhaltlich­e Arbeit zu geben, anstatt unbegründe­te Forderunge­n nach Neuwahlen zu erheben“.

Solche Äußerungen zu Binnenkonf­likten in der Pflegekamm­er seien der Kammer als Körperscha­ft des öffentlich­en Rechts versagt, argumentie­rt Kammer-Gegner Cornelius, der bei seinem Rechtsstre­it ebenso wie die klagende Controller­in vom Bundesverb­and für freie Kammern unterstütz­t wird.Dessen Ge- Echäftsfüh­rer Kai Boeddingha­us steht auf dem Standpunkt, dass die ablehnende Position der Kammer zur Forderung nach Neuwahlen intern hätte abgestimmt werden müssen.Die Kammervers­ammlung habe aber hierzu weder beraten noch beschlosse­n.„Es ist ein Unding, dass sich die frisch gegründete Kammer gleich zu Beginn so massiv über die klaren und einfachen rechtliche­n Vorgaben hinwegsetz­t“, findet Boeddingha­us und fügt mit Blick auf die klagende Controller­in hinzu: „Es ist schon auffällig, mit welcher Aggressivi­tät die Kammer Mitglieder verpflicht­et“.

Die Pflegekamm­er selbst hielt sich am Donnerstag bedeckt.Gene rell werde sich der Vorstand nicht zu laufenden Verfahren äußern, hieß es.

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