Das steckt hinter den japanischen Emojis
Aus Pixeln wurden Gesichter und Gegenstände – Erfunden in Japan
9rsprünglich kommen die Emojis aus Japan – und sind schon 20 Jahre alt. Zwischen den bekannten Smileys stecken einige unbekannte Emojis. Ob Kakigori, Dango oder Onsen: Wir erklären, was dahintersteckt.
OLDENBURG – Aus den Tastaturen der Smartphones sind sie nicht mehr wegzudenken: Jeder nutzt heutzutage Emoticons, auch Emojis abgekürzt. Gerade erst haben die Emojis Geburtstag gefeiert und sind ganze 20 Jahre alt geworden. Ursprünglich wurden die kleinen Zeichen in Japan erfunden und waren auf 12 mal 12 Pixel begrenzt. Im Laufe der Zeit ist die Auswahl stetig gewachsen und so gibt es die ganze Bandbreite aus Essen, Tieren und Co.
Viele Emojis sind selbsterklärend – allerdings gibt es so einige, die entweder nur Japaner kennen oder studierte Japanologen. Und da komme ich ins Spiel. Vor vier Jahren habe ich meinen Bachelor in Japanologie abgeschlossen und obwohl Emoticons nicht auf meinem Stundenplan standen, kenne ich mich bestens aus – denn im Land der aufgehenden Sonne gibt’s diese Emojis live zu sehen. Mit diesem Hintergrundwissen könnt ihr Freunde, Familie oder Kollegen mal ordentlich überraschen. Die Beschreibung passt übrigens auf die iOS Emojis mit dem neuesten Update, diese sind den Android-Emojis aber ähnlich. → ESSEN
G'oza: Hmm, lecker! Dass dieses Emoji etwas Essbares zeigt, ist klar – bei der Teigtasche handelt es sich um Gyoza. In ihrem Ursprungsland China heißen sie Jiaozi, in Korea Mandu. Die Gyoza sind unter anderem mit Hackfleisch, Knoblauch und Kohl gefüllt und schmecken mir persönlich am besten gebraten. Im Wasserdampf zubereitet heißen sie Sui-Gyoza – Wasser-Gyoza. In Japan gibt es übrigens extra Gyoza-Restaurants.
$a&utoma i: Sieht aus wie ein Lolli ohne Stiel, ist aber nicht süß sondern kommt in die japanische RahmenSuppe. Narutomaki ist gepresstes Fischfleisch, den meisten vielleicht unter dem Begriff Surimi bekannt. Die Rolle ist pink-weiß und soll den Strudeln der Narutomeerenge zwischen der Awaji Insel und Shikoku nachempfunden sein. Mein Favorit ist es nicht, denn geschmacklich liegt Narutomaki zwischen fischig bis gar nichts.
!se %ei: Wieder lecker! Osenbei sind Reiskekse, meistens mit einer salzigen Sojasoße überzogen und mit Nori (gerösteten Seetangblättern) oder auch mal Sesam drauf und dran. Es gibt sie aber auch in der süß-salzig Variante und in Asia-Läden in Deutschland zu kaufen. Aber Vorsicht: Suchtgefahr wie bei Chips.
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Es ist DAS Dessert für den japanischen Sommer. Für Kakigori, zu Deutsch geschabtes Eis, wird ein Eisblock in eine Maschine gespannt und feine Eisflocken abgeschabt. Um dem ganzen Geschmack zu geben, kommt Sirup über das Eis – Erdbeere, Kirsche, grüner Tee oder Kuromitsu (schwarzer Honig, eine Art Zuckersirup). Auf AndroidGeräten ist das Eis übrigens dreifarbig.
Sa e: Wer schon mal japanischen Reiswein getrunken hat, weiß was dieses Emoji hier darstellen soll. Der Sake wird entweder heiß oder kalt getrunken und zum Servieren in Sake-Karaffen aus Keramik (Tokkuri) umgefüllt, aus denen sich die Gäste untereinander dann nachschenken. Getrunken wird aus kleinen, viereckigen Holzschalen oder lackierten Keramikbechern (Ochoko).
"a go: Das ist das japanische Wort für Kloß. Die Dango werden aus feinem Klebreismehl, Zucker und Wasser hergestellt. Sie gibt es in vielen Varianten – dieses Emoji zeigt aber die Hanami-Dango, die es speziell im Frühling zur Zeit der Kirschblüte gibt. Die drei Farben symbolisieren die rosa Blüten, die grünen Blätter und die weißen Äste. Die weit verbreiteten Mitarashi-Dango hingegen sind weiß und mit einem Sirup aus Sojasoße, Zucker und Stärke überzogen. Ich bevorzuge aber die Dango mit Kinako, einem Pulver aus gerösteten und gemahlenen Sojabohnen und Zucker – lecker!
!de : Dieses Emoji erinnert auch an Dango, gehört aber zum herzhaften Oden (Eintopf). In einer Fisch-Brühe werden Zutaten wie Rettich, Tofu, gekochtes Ei oder Konnyaku gekocht und nach Belieben entnommen.
→ GEGENSTÄNDE
#oi-$o%o&i:
Diese Karpfen haben in Japan eine besondere Bedeutung. Die Koi-Nobori, Karpfenfahnen werden zum Jungen-Tag am 5. Mai aufgehängt. Für Japaner strotzt der Karpfen vor Energie und Kraft – der so viele Hindernisse überwindet und gegen den Strom schwimmen kann. Die Jungen sollen so stark und kräftig werden wie die Karpfen.
Hi a u e Für die Mädchen werden für gewöhnlich keine Karpfen aufgehängt, dafür aber Figuren aufgestellt. Am 3. März findet das Hina-Matsuri, das Mädchenfest statt. In den Tagen vor dem Mädchenfest stellt man in traditionelle Kimonos gekleidete Puppen auf – Kaiser, Kaiserin und den Hofstaat. Bis heute glaubt man, dass die Puppen böse Geister einschließen.
i ds iel: Keine Qualle, wie manche vielleicht denken. Das Emoji ist ein Furin. Das Windspiel ist der Klang des japanischen Sommers. Das Wort setzt sich zusammen aus den Kanji für Wind und Glocke. Das Windspiel besteht aus einer Glaskugel, in die ein Klöppel mit einem Papierstreifen gehängt wird.
! se : Nein, keine kochende Suppe, sondern das offizielle Symbol für Onsen – das japanische öffentliche heiße Bad. Wer einmal nach Japan reist, sollte ein Onsen definitiv ausprobiert haben. Da es überall in Japan seismische Aktivität gibt, ist die Zahl der heißen Quellen hoch. Aber einfach ausziehen und reinspringen wäre hier der größte Fauxpas! Im Onsen gibt es einige Regeln, die man beachten muss. Der Lohn ist aber vortreffliche Entspannung. Tattoos sind übrigens im Onsen nicht erlaubt, denn in Japan werden sie mit der Mafia in Verbindung gebracht.
Love Hotel:
Na, wer entdeckt das kleine Herz? Und nein, es ist kein Bordell, sondern eine Art Stundenhotel – und die sind ein ganz normaler Bestandteil in der japanischen Alltagskultur. Zugegeben, Love Hotels bieten auch die Möglichkeit für Affären oder Prostituierte, dennoch besteht die Mehrzahl der Kunden aus Studenten, OneNight-Stands, unverheirateten Paaren, Internetbekanntschaften oder jungen Leuten die noch zu Hause wohnen. Und die Wände von japanischen Häusern sind dünn – sehr dünn. In Japan hat der Besuch von Love Hotels nicht unbedingt etwas anrüchiges.
Mu dschutz-Emoji: Zugegeben, das Emoji erklärt sich von selbst, aber eher unbekannt ist, dass der Mundschutz bei Japanern zum Alltagsgegenstand gehört. Es gibt ihn in weiß, blau, rosa oder gemustert, im OP-Stil oder auch mal aus Stoff selbstgenäht. Ziel ist, entweder seine Mitmenschen nicht anzustecken oder sich umgekehrt nicht anstecken zu lassen. Also kann man den Mundschutz immer tragen – besonders aber in der Erkältungszeit. Oder in der Pollenzeit.
Gutgemacht Stem el: Die meisten japanischen Lehrer haben einen solchen Stempel. Auf ihm steht geschrieben: „Yokudekimashita“– das heißt „Das hast du gut gemacht!“. Wenn die Schüler ihre Arbeit gut gemacht haben, gibt’s einen Stempel.
su imi: Dieses Emoji zeigt das japanische Mondfest Tsukimi (zu Deutsch Mond ansehen). Es findet jährlich im September statt und anlässlich dieses Tages werden unter anderem Tuskimi-Dango gereicht – die kleinen weißen Bällchen sieht man im Bild, sie symbolisieren den Mond.