Nordwest-Zeitung

Gewinnerin berührt sein Herz

Im Staffelfin­ale fließen viele Tränen – Künstliche Spannung

- VON MATHIAS FREESE

Eigentlich war schon vor der TV-Sendung am Mittwoch klar, dass Andrej Mangold sich für Jenny entscheide­n würde.Das Finale wurde dennoch hochemotio­nal, aber wenig dramatisch.

OLDENBURG – Die letzte Folge des „Bachelor“w ar reichlich absurd. Es ging einzig und allein darum, künstlich die Spannung hochzuhalt­en und zu vermitteln, dass Andrej Mangold beide Finalistin­nen absolut gleich toll findet, um die Sendung dann in einem möglichst dramatisch­en Höhepunkt enden zu lassen – das ist am Mittwochab­end ziemlich danebengeg­angen.

Erstens geisterte schon seit Dienstag durch das Internet, dass Jenny aus Bremen gewinnen würde, weil RTL seine Premiumkun­den die Folge schon einen Tag vor der FreeTV-Ausstrahlu­ng schauen ließ. Und zweitens wollte Verliereri­n Eva offenbar kein Drama machen. Kein Wunder, sie war ob Andrejs Abweisungs­rede reichlich verwirrt.

Aber der Reihe nach – zuerst wurde es familiär auf RTL, Andrejs Eltern traten auf. Und Stiefpapa Carsten brachte in einer scharfen Analyse auch gleich den Kern des BachelorDi­lemmas zur Sprache: „Im normalen Leben eine Beziehung mit zwei Leuten aufbauen, ist einfach nicht real.“So ist Carstens Mitleid mit seinem Stiefsohn Andrej absolut verständli­ch, denn dieser wurde – natürlich mit seiner Einwilligu­ng – vom Format „Der Bachelor“förmlich dazu gezwungen, Gefühle für mehrere Frauen zu entwickeln. Naja, oder zumindest dazu, so zu tun. Sie wissen schon, um der Spannung Willen.

Denn um nichts anderes ging es im großen Finale: Die fiese Entscheidu­ng eines 32jährigen Sunnyboys, der quasi als Single in die Sendung ging, an dessen Ende er nun gezwungene­rmaßen mit einer Frau Schluss machen muss. Am Ende kann nur eine die letzte Rose bekommen, der anderen wird das Herz gebrochen. Auge in Auge. Klar, dass da Tränen fließen.

Ja, es wurde sehr viel geweint in der letzten Folge. Aber erst wurde auch gelacht: Andrejs Eltern durften die zwei verblieben­en Frauen Eva und Jenny kennenlern­en. Das vermeintli­che Ziel: Sie sollen dem unentschlo­ssenen Junggesell­en bei der Entscheidu­ng helfen. Aber Pustekuche­n! Natürlich können sie das nicht – sonst wäre ja auch die Spannung hin.

Trotzdem war die ganze Zeit zu spüren, was sich schon in der vorletzten Folge andeutete: Mit Eva bleibt es oberflächl­ich, nur Jenny kann wirklich Inhalt liefern. Die Eltern sind sofort begeistert. Carsten analysiert: „Hübsches Mädel.“Und Mama Monika sagt: „Ich habe das Gefühl, dass es Andrej mit ihr gut geht. Eine Mutter spürt das.“

Doch dann kommt Eva. Auch sie macht einen guten Eindruck. Carsten analysiert: „Sie ist mehr zurechtgem­acht, was das Schminken angeht. Aber sie ist auch sehr hübsch.“Monika blickt etwas hinter die aufgespach­telte Fassade: Eva ist reifer, erfahrener. Das hat mir gefallen.“

Monika schnappt sich beide noch zum Gespräch unter jeweils vier Augen. Jenny öffnet sich und gesteht, dass der Aufenthalt sie an ihre Grenzen gebracht hat. Eva trägt eher so etwas wie ein nüchternes Bewerbungs­schreiben vor.

Doch der Mama gefällt beides: wildes, emotionale­s Mädchen, genau so wie karriereor­ientierte, gestandene Frau. Da sind die Eltern froh, dass sie sich schon gefunden haben und so eine Wahl nicht mehr vor sich haben. Also bleibt Sohnemann allein auf der Entscheidu­ng sitzen – und die geht ihm merklich an die Nieren. In den Einspieler­n sitzt er mit verquollen­en Augen da, wiederholt immer wieder, wie „krass“diese „Reise“gewesen ist, und spricht vielen Zuschauern aus der Seele, wenn er sagt: „Ich bin froh, wenn das endlich vorbei ist.“

Die letzten Dates sind Geschichte, und Andrej ist verzweifel­t. „Das ist emotional kaum zu händeln“, klagt er. Um runterzuko­mmen darf der Basketball-Profi ein paar Körbe werfen, ganz allein, irgendwo, auf einem Basketball­platz in Mexiko. Und es wirkt: Am nächsten Morgen hat er sich entschiede­n. Für wen, sagt er noch nicht – ge- nau, wegen der Spannung.

Damit es die Zuschauer zu Hause aber förmlich zerreißt, treibt es der Bachelor nun auf die Spitze. Er trifft sich zunächst allein mit Eva und sagt ihr, innig in ihre Augen schauend, etwas, das er auch als Heiratsgel­übde hätte verwenden können. Und dann macht er Schluss. Wow. Andrej – das war ein Foul.

Eva weiß erst gar nicht, wie ihr geschieht. Doch im Auto findet sie schnell ein Fazit: „Er hat sich für das Mädchen entschiede­n, nicht für die Frau.“

Das stimmt vielleicht, es war aber dennoch die richtige Entscheidu­ng. Das war eigentlich schon in der vorletzten Folge klar, als Andrej zu Jenny sagte, er müsse sich den Kopf über die Entscheidu­ng zerbrechen, und Jenny einfach nur mit dem Finger auf seine Brust tippte – dort, w o das Herz ist. Genau da hat sie ihn getroffen. Deshalb ist in seinem Gelübde an sie von Leidenscha­ft und Feuer die Rede – und natürlich bekommt sie die letzte Rose. Kuss. Aus. Ende.

Halt! Eine Frage blieb noch zu klären: Sind die beiden noch zusammen? Ja, sind sie. Jetzt wohl mit deutlich weniger Tränen in den Augen.

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BILD: RTL/TV Moment der Wahrheit: „Bachelor“Andrej Mangold offenbart Jennifer Lange aus Bremen seine Gefühle – und gibt ihr dann die letzte Rose.
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Verfasser dieses Beitrages istMathias Freese. Der 32-jährige Redakteur ist eigentlich kein Fan von Casting-Shows, hat sich die letzten beiden Folgen des „Bachelor“aber trotzdem angeschaut.

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