Weniger Pleiten – aber mehr Betroffene
Zahl der Insolvenzen 2018 auch im Nordwesten rückläufig – Viel Dynamik in Ostfriesland
Die Konjunktur läuft gut – noch. Und so sank die Zahlder Firmenpleiten ein weiteres Mal. Was fällt an den Zahlen auf?
HANNOVER/OLDENBURG/EMDEN – Auch wenn die Konjunktur zuletzt etwas nachgelassen hat: Die Entwicklung der Unternehmens-Pleiten spricht weiter für eine recht robuste Verfassung der Wirtschaft, in Niedersachsen wie auch im Nordwesten.
Im Oldenburger Land sank die Zahl der Firmeninsolvenzen 2018 um weitere 1,7 Prozent auf 226, meldete die Ol- denburgische Industrie- und Handelskammer (IHK) am Donnerstag. Sie nutzte Zahlen des Landesamtes für Statistik.
Noch besser schnitt der ostfriesisch-emsländische Raum ab: Die Zahl der beantragten Konkursverfahren sei 2018 um 11,3 Prozent auf 102 gesunken, sagte der Sprecher der IHK für Ostfriesland und Papenburg (Emden), Stefan Claus, auf Anfrage unserer Zeitung.
„Der leichte Rückgang der Unternehmensinsolvenzen ist das Resultat einer insgesamt noch gut verlaufenden Konjunktur im Oldenburger Land gewesen“, kommentiert Björn Schaeper, IHK-Geschäftsführer für Wirtschaftspolitik, die Daten. Im Jahresverlauf habe sich die wirtschaftliche Dynamik verlangsamt.
Die Entwicklung in den Städten und Landkreisen war durchaus unterschiedlich. Beispiel Oldenburger Land: „Den höchsten Rückgang an Unternehmensinsolvenzen verzeichnete die Stadt Delmenhorst, um 21 Fälle (Rückgang von 40 auf 19). Es folgen das Ammerland (von 34 auf 22), die Stadt Oldenburg (von 32 auf 26) und die Wesermarsc h (von 25 auf 21). In den Kreisen Cloppenburg und Friesland blieben die Zahlen zu 2017 konstant (39 bzw. 16 Fälle). Es gibt aber auch Verschlechterungen: In den Landkreisen Vechta (von 11 auf 24) und Oldenburg (von 24 auf 41). Prozentual war die Zunahme in Wilhelmshaven am eindrucksvollsten – mit einer Verdoppelung von 9 auf 18.
Interessant ist ein Blick auf die Branchen: Weniger Insolvenzen gab es im Bereich Verkehr, Information und Kommunikation, im Handel, in der Industrie und im Dienstleistungssektor. Mehr Pleiten meldeten Gastgewerbe sowie Bausektor. „Die Zunahme im Baugewerbe zeigt, dass es nicht allein auf eine gute Auftragslage ankommt, sondern auch Preis und Marge stimmen müssen“, so Schaeper.
Junge Unternehmen haben es offenbar besonders schwer: „Die meisten zahlungsunfähigen Unternehmen waren nicht länger als acht Jahre am Markt und beschäftigten bis zu fünf Angestellte“, berichtete die IHK. In 20 Insolvenzverfahren gaben die Unternehmen die Beschäftigtenzahl zwischen elf und 100 an.
Niedersachsenweit sank die Zahl der Firmeninsolvenzen 2018 um 5,1 Prozent auf 1623 Verfahren, wie das Statistikamt errechnete. „Seit 2010 geht die Zahl der Insolvenzverfahren jedes Jahr kontinuierlich zurück“, hieß es.
Allerdings trübt ein Blick auf die Mitarbeiter das Bild: 15 482 seien von Insolvenzen betroffen gewesen – ein Plus von 61,4 Prozent. Das spricht für mehr größere Betriebe, die in Schieflage gerieten. Und dazu trugen auch Schieflagen im Nordwesten bei.