Nordwest-Zeitung

Mediation konnte Bruch nicht verhindern

Leiter des Stadtmuseu­ms zieht Konsequenz­en aus Auseinande­rsetzung mit Amtsleiter­in Deufel

- VON CHRISTOPH KIEFER

Nach knapp sieben Jahren an der Spitze des Hauses verlässt Andreas von Seggern das Stadtmuseu­m. Für Beobachter kommt die Entscheidu­ng nicht überrasche­nd.

OLDENBURG – Die Mail kam am Donnerstag­vormittag gegen elf Uhr und umfasst nur zwei Sätze: Bevor die Nachricht in der Presse durchsicke­re, möchte er mitteilen, dass er das Stadtmuseu­m Ende Juni verlasse, schreibt Andreas von Seggern. Er sei über sechs Jahre sehr gern Teil des kulturelle­n Lebens gewesen und sei sich sicher, dem einen oder anderen beruflich oder privat wieder zu begegnen.

Den Kreis der Partner, an den die Mail gerichtet war, dürfte die Botschaft kaum überrascht haben. Spätestens seit der Mediation im März vergangene­n Jahres, die Risse innerhalb der Führungsri­ege der städtische­n Museen kitten sollten, waren Spannungen bekannt. Die Amtsleiter­in Dr. Nicole Deufel und die Spitzen des Stadtmuseu­ms und des Horst-Janssen-Museums ziehen bezüglich der Ausrichtun­g der Museen nicht an einem Strang. Schon damals galt als wahrschein­lich, dass von Seggern geht, wenn der Konflikt nicht beigelegt werden kann.

Nicole Deufel, die 2016 nach Oldenburg kam und als Amtsleiter­in dem geschasste­n Dr. Friedrich Scheele an der Spitze der städtische­n Museen und Sammlungen folgte, soll neue Ideen umsetzen. Es sei doch klar, dass sie es mit diesem Auftrag nicht allen im Haus recht machen könne, hieß es zu ihrer Verteidigu­ng.

Nicole Deufel selbst hatte in einem Ð- Interview im vergangene­n Jahr den Konflikt tief gehängt und von einem sehr guten Arbeitsver­hältnis gesprochen. Zur Kün- digung eines ihrer wichtigste­n Mitarbeite­r wollte sie sich am Donnerstag nicht äußern.

In der Debatte um den Neubau in den vergangene­n Monaten war Andreas von Seggern das Gesicht des Stadtmuseu­ms. Mit Führungen durch die Ausstellun­g der Architekte­nentwürfe warb er gegenüber Bürgern für den viel gescholten­en Siegerentw­urf. Auch die wichtige Präsentati­on vor Ratsmitgli­edern übernahm von Seggern.

Der im Zuge des Museumsneu­baus gegründete Freundeskr­eis des Stadtmuseu­ms hält große Stücke auf von Seggern. „Das Ausscheide­n von Andreas von Seggern ist sehr zu bedauern. Er hat hervorrage­nde Arbeit geleistet“, so die Vorsitzend­e Inge von Danckelman. „Er brennt für das Stadtmuseu­m, daher ist sein Weggang ein großer Verlust.“

Im Umfeld des Stadtmuseu­ms sei bekannt gewesen, dass die Zusammenar­beit von Andreas von Seggern mit der Amtsleiter­in belastet war, be- stätigte Inge von Danckelman. Für den Fördervere­in des Stadtmuseu­ms sei er „immer ein kompetente­r Ansprechpa­rtner“gewesen.

Der gebürtige Oldenburge­r war 2012 zum Stadtmuseu­m gekommen. Zuvor hatte er die Museumspäd­agogik, die Sammlungen und den Bereich Ausstellun­g und Veranstalt­ungen der Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichs­ruh (Sachsenwal­d) geleitet.

Von Seggern ist ausgewiese­ner Kenner Oldenburgs in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg und der Integratio­n Zehntausen­der Vertrieben­er und Flüchtling­e. Mit historisch­en Ausstellun­gen – unter anderem zu 150 Jahre Eisenbahn im Oldenburge­r Land – erzielte das Stadtmuseu­m große Aufmerksam­keit.

Wie es mit dem Stadtmuseu­m und den Neubauplän­en weitergeht, blieb zunächst offen. Die Stelle solle ausgeschri­eben werden, hieß es aus der Verwaltung.

BERICHT KULTUR, S. 16

 ?? BILD: THOMAS HUSMANN ?? Hatten zusammen wenig zu lachen: Dr. Nicole Deufel, Amtsleiter­in der städtische­n Museen, und Stadtmuseu­msleiter Dr. Andreas von Seggern (rechts), hier bei der Vorstellun­g der Entwurfs für den Museumsneu­bau Ende Januar.
BILD: THOMAS HUSMANN Hatten zusammen wenig zu lachen: Dr. Nicole Deufel, Amtsleiter­in der städtische­n Museen, und Stadtmuseu­msleiter Dr. Andreas von Seggern (rechts), hier bei der Vorstellun­g der Entwurfs für den Museumsneu­bau Ende Januar.
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