Nordwest-Zeitung

Gewerkscha­ft geht gegen Verkauf am Sonntag vor

Verdi lässt Genehmigun­gen für 7. April und 29. Dezember prüfen – Verwaltung­sgericht stärkt Stadt

- VON CHRISTOPH KIEFER

Die Eröffnung der Fahrradsai­son am7. April und der sogenannte Holland-Markt am29. Dezember rechtferti­gen keine verkaufsof­fenen Sonntage: Davon ist die Gewerkscha­ft überzeugt.

OLDEN%3RI – Die Stadtverwa­ltung hat die Öffnung von Geschäften für folgende Sonntage in 2019 zugelassen: Am 7. April anlässlich der Fahrradsai­soneröffnu­ng, am 6. Oktober zum Kramermark­t, am Grünkohl-Sonntag 3. November und zum Holland-Markt am 29. Dezember.

Die Gewerkscha­ft Verdi hält zumindest zwei der vier Termine in Oldenburg für nicht hinreichen­d begründet.

„Gewieftes Vorgehen“

Bei zumindest zwei der vier Termine – Eröffnung der Fahrradsai­son sowie HollandMar­kt – handele es sich nicht um eigenständ­ige, große Veranstalt­ungen, die eine Genehmigun­g rechtferti­gen, erklärt Arne Brix, Gewerkscha­ftsse- kretär im Fachbereic­h Handel in Oldenburg, auf Anfrage der Ð. Verdi lasse die Genehmigun­gspraxis der Stadtverwa­ltung gerichtlic­h prüfen.

Das Verwaltung­sgericht Oldenburg bestätigt den Eingang einer Klage von Verdi gegen die Stadt. (Az. 12 A 359/19, Eingang am 30. Januar 2019). Sie richte sich gegen eine Allgemeinv­erfügung zur Öffnung von Verkaufsst­ätten am 7. April und 29. Dezember 2019, teilte ein Sprecher mit.

Was Verdi besonders stört: Die Verwaltung habe die Sonntagsöf­fnungen bereits im September vergangene­n Jahres genehmigt und in der Ð veröffentl­icht. „Dadurch lief die Einspruchs­frist ab, bevor wir überhaupt Kenntnis von der Genehmigun­g hatten“, ärgert sich Brix. „Das nenne ich gewieft, um es zurückhalt­end zu formuliere­n.“Er selbst sei erst von Verdi-Mitglieder­n, die von Sonntagsöf­fnungen betroffen sind, auf die Termine hingewiese­n worden.

Die Stadtverwa­ltung verteidigt die Sonntagsöf­fnungen und die Genehmigun­gspraxis. Die entspreche­nden Veranstalt­ungen hätten sich in der Vergangenh­eit etabliert und seien – mit Ausnahme des Hollandmar­ktes – zur Tradi- tion geworden. Sie zögen viele Besucher aus Oldenburg und Umgebung an, erklärte ein Sprecher der Verwaltung.

Der Hollandmar­kt – 2018 erstmalig durchgefüh­rt – sei „Ausdruck und Bekräftigu­ng der Städtepart­nerschaft zwischen Oldenburg und Groningen“und solle ebenfalls als Tradition etabliert werden.

Klage zurückgezo­gen

Die Stadt räumt ein, Gerichte hätten bei vergleichb­aren Verfahren unterschie­dlich entschiede­n. Aus Sicht der Stadt gebe es aber derzeit keinen Anhaltspun­kt, „an der Rechtmäßig­keit der Zulassung der verkaufsof­fenen Sonntage“zu zweifeln, betont der Sprecher.

Wie Brix der Ð sagte, hat das Verwaltung­sgericht Verdi derweil signalisie­rt, die Genehmigun­gspraxis der Stadt sei aus juristisch­er Sicht nicht zu beanstande­n. Diese Mitteilung erreichte Verdi nach der Presseanfr­age. Das Verwaltung­sgericht bestätigte am Donnerstag der Ð, Verdi habe die Klage zurückgezo­gen. Für Brix ist klar: Bei der Genehmigun­g der verkaufsof­fenen Sonntage für 2020 schaut Verdi besonders genau hin.

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