Nordwest-Zeitung

Jade-Weser-Port von Rekord zu Rekord

Zuversicht trotz Handels-Problemen – Niedersach­sens Seehäfen insgesamt mit Minus

- VON RÜDIGER ZU KLAMPEN

Maximalges­chwindigke­it, die Autos von Volvo künftig fahren können. Das soll für Modelle gelte, die von 2020 an hergestell­t werden, teilte der schwedisch­e Autobauer mit. Ziel sei es, den Straßenver­kehr sicherer zu machen. Lässt ein Autobesitz­er seinen Fahrzeugsc­hlüssel in seiner Sporttasch­e in einer offenen Umkleideka­bine einer Sporthalle und werden nicht nur die Schlüssel während seiner sportliche­n Betätigung gestohlen, sondern auch sein Pkw, so hat er wegen grober Fahrlässig­keit keinen Anspruch auf vollen Ersatz seines Schadens. Das Landgerich­t Berlin hielt sein Verhalten aber doch nicht für so schwerwieg­end, dass es einen höheren „Selbstbeha­lt“als 25 Prozent für ausreichen­d ansah (42 O 397/11). wb

In Kürze werde der Bund zu LNG entscheide­n. Das sagte Minister Althusmann in Oldenburg.

OLDENBURG – Nach mehreren starken Wachstumsj­ahren für den Jade-Weser-Port ist Niedersach­sens Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (CDU) auch für 2019 zumindest „vorsichtig optimistis­ch“für den Containerh­afen, wie er am Montag bei der Bilanzvorl­age der niedersäch­sischen Seehäfen in Oldenburg sagte. Festlegen wollte er sich angesichts der möglichen Beeinträch­tigungen durch die Handelskon­flikte und den Brexit allerdings nicht. Man bereite weiterhin den Ausbau des Hafens vor. Im Herbst sollten wichtige Bewertungs­grundlagen vorliegen.

Der Umschlag am Container-Terminal Wilhelmsha­ven von Eurogate wuchs 2018 deutlich – um 18,3 Prozent auf 655790 Standardco­ntainer (TEU). Dies war das dritte Jahr mit prozentual zweistelli­gem Wachstum.

Die Dynamik am Jade-Weser-Port sowie etwa auch in Brake und Oldenburg und generell in Bereichen wie Futtergetr­eide, Speiseöle oder Stückgüter­n reichte allerdings nicht aus, um die Bilanz der niedersäch­sischen Seehäfen insgesamt im Plus zu halten. Der Seegüter-Umschlag sank leicht auf rund 50 (Vorjahr: 53) Millionen Tonnen.

Dazu hätten „widrige Umstände beigetrage­n“, so Althusmann mit Blick auf das dürrebedin­gte Niedrigwas­ser in Flüssen. Dies habe u.a. den Bedarf der Raffinerie­n an

Rohöl gedrückt.

Beim zukunftstr­ächtigen Thema der Flüssiggas-Anlandung (LNG) rechne er noch in diesem Monat mit einer Entscheidu­ng des Bundes zur Förderung von Standorten, sagte der Wirtschaft­sminister. Wie berichtet, sind neben Wilhelmsha­ven auch Stade und Brunsbütte­l im Rennen. Er gehe fest davon aus, dass mindestens ein niedersäch­sischer Standort unter denen sein werde, für die es Bundesförd­erung geben werde. Denkbar sei auch eine Kooperatio­n von Wilhelmsha­ven und Stade.

Recht unterschie­dlich fiel die Bilanz 2018 in den einzelnen Umschlag-Sparten aus, erläuterte Timo Schön, Geschäftsf­ührer der Hafenmarke­tinggesell­schaft Seaports of Niedersach­sen (Oldenburg): Beim See-Stückgut gab es eine Steigerung um 9,7 Prozent auf 14,06 Millionen Tonnen. Motoren seien der Containeru­mschlag in Wilhelmsha­ven, aber auch die WindkraftK­omponenten in Cuxhaven und die „beachtlich­e“Entwicklun­g in Brake mit mehr Holz und Zellulose gewesen. Trotz eines Rückgangs auf 1,78 (1,92) Millionen Stück sei auch der Neufahrzeu­g-Umschlag im Land „weiterhin ein Erfolgsgar­ant“, hieß es.

Ein Defizit registrier­ten Niedersach­sens Seehäfen bei flüssigen und trockenen Massengüte­rn (wie Öl oder Kohle): Der Umschlag sank auf 36 (40) Millionen Tonnen, bedingt etwa durch die Revision bzw. die tiefgangsb­edingte Drosselung von Raffinerie­n. Der Wintereinb­ruch im März habe zudem den Baustoffbe­darf gedrückt.

„Ein Rekorderge­bnis wie in 2017 noch zu toppen – das ist immer eine große Herausford­erung“, sagte Schön. Die Prognosen für 2019 seien „durchaus positiv“.

Im Einzelnen entwickelt­en sich die Häfen wie folgt (alphabetis­che Reihenfolg­e):

Der Seehafen Brake errechnete für 2018 eine Umschlagst­eigerung von elf Prozent auf 6,28 Millionen Tonnen. Stückgut legte vor allem wegen Forstprodu­kten um 23 Prozent zu, auf über zwei Millionen Tonnen. Festes Massengut (hier: Futtergetr­eide) nahm um vier Prozent auf auf 3,73 Millionen Tonnen zu. „Sehr erfreulich“sei die Entwicklun­g beim flüssigen Massengut mit 554579 (Vorjahr: 448 208) Tonnen. Hier geht es etwa um Speiseöle.

In Cuxhaven wuchs der Umschlag um zwei Prozent auf 2,65 Millionen Tonnen. Hier konnten mehr Windkraftk­omponenten den Rückgang bei Autos und Containern wettmachen. Beim „flüssigen Massengut“wurde die örtliche Einstellun­g der „Bacardi“-Produktion spürbar.

Der Seehafen Emden berichtete das „drittbeste Ergebnis im Autoumschl­ag überhaupt“. Hinter der Formulieru­ng verbirgt sich aber ein Rückgang um zwölf Prozent auf 1,36 Millionen Autos. Positive Impulse kamen von Forstprodu­kten und chemischen Grundstoff­en.

Der kleine Seehafen Leer kam auf 56 246 Tonnen – ein kleines Minus (2017: 58 594).

In Nordenham gab es 2018 ein kräftiges Umschlag-Minus von 15 Prozent auf 2,71 Millionen Tonnen. Dazu trugen drei TIMO SCHÖN „SEAPORTS“ Faktoren bei: Weniger Massengut („Umroutung“von Kohle über Wilhelmsha­ven), weniger Mineralöl (hoher Basiswert 2018) und weniger Offshore-Ausrüstung­en (gedrosselt­er Ausbau).

Oldenburg (Gesamtumsc­hlag 994 597 Tonnen) meldet für 2018 starkes Wachstum bei seeseitige­m Verkehr – um 30 Prozent auf 83 614 Tonnen. Ein Plus gab es bei Futtermitt­eln. Man wartet auf die Fertigstel­lung des Wende-Beckens nahe Osthafen.

Papenburg blieb mit 599105 Tonnen im Seeverkehr um sieben Prozent unter dem Vorjahresw­ert.

In Stade ergab sich ein fast stabiles Ergebnis von 5,66 (5,79) Millionen Tonnen.

Der Hafenstand­ort Wilhelmsha­ven mit seinen diversen Anlagen prägt die Gesamt-Bilanz der Häfen im Land besonders: Er steht für mehr als die Hälfte des Gesamtumsc­hlages. An der Jade ging das Volumen um rund zehn Prozent auf 27,34 Millionen Tonnen zurück. Der Boom am Containert­erminal wurde durch den Rückgang bei flüssigem Massengut um 18 Prozent auf 16,6 Millionen Tonnen gewichtsmä­ßig überkompen­siert. Hintergrun­d seien der Produktion­sstopp einer an Wilhelmsha­ven angeschlos­senen Raffinerie und die Produktion­ssenkung einer Hinterland­raffinerie infolge des niedrigen Rhein-Wasserstan­des. An festen Massengüte­rn (Kohle, Baumateria­l) wurden zehn Prozent weniger umgeschlag­en (3,77 Mio. Tonnen).

Holger Banik, Geschäftsf­ührer der Infrastruk­turgesells­chaft Niedersach­sen-Ports (N-Ports) betonte die hohen Investitio­nen – etwa in ein Stellwerk in Emden, in Brake eine Brücke über die Berliner Straße und die Ertüchtigu­ng einer Poller-Reihe oder die Sanierung von Helgolandu­nd Wangerooge­kai in Wilhelmsha­ven. 2019 gehe es um rund 68 Millionen Euro (41 Millionen als Zuschuss).

„Die Prognosen für 2019 sind durchaus positiv“

 ?? BILD: MARTIN REMMERS ?? Bei der Häfen-Bilanz (von links): Holger Banik (Geschäftsf­ührer N-Ports), Landes-Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann und Timo A. Schön (Geschäftsf­ührer Seaports)
BILD: MARTIN REMMERS Bei der Häfen-Bilanz (von links): Holger Banik (Geschäftsf­ührer N-Ports), Landes-Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann und Timo A. Schön (Geschäftsf­ührer Seaports)

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