Nordwest-Zeitung

Knallha t, abe ichtige Weg

- Lars Blancke über Löws Umbruch im Nationalte­am

Auch wenn die Nachricht von der Ausbootung des Weltmeiste­r-Trios Boateng, Hummels und Müller am Dienstag wie ein Hammer in Fußball-Deutschlan­d einschlug, kam nur der Zeitpunkt überrasche­nd. Fernab aller unbestritt­enen Verdienste sind alle drei Spieler längst auch beim FC Bayern nicht mehr erste Wahl und über ihren Zenit hinaus – das wird Joachim Löw auch bei ihren teils pomadigen Auftritten im Vereinstri­kot gesehen haben.

Der Bundestrai­ner schlägt kurz vor dem Start in das Nach-WM-Jahr also knallhart jenen Kurs ein, den viele direkt nach dem verkorkste­n Turnier in Russland von ihm verlangt hatten – einige sogar bereits davor. Den Weg für die Talente freizumach­en, war allerspäte­stens nach der 0:3Blamage gegen die Niederland­e in der Nations League unvermeidb­ar. Es ist nur konsequent, dies frühzeitig zu tun.

Niklas Süle oder Jonathan Tah haben zweifellos die Qualität, sich zu den neuen Stützen in der Abwehr zu entwickeln, bekommen sie nun das uneingesch­ränkte Vertrauen und Spielpraxi­s. In der Offensive hat Löw in Sané, Werner, Gnabry, Havertz oder Brandt so viele schnelle Fußballer zur Verfügung, dass es dort keinen Müller mehr braucht.

All dies zeigt aber auch: Die DFB-Elf befindet sich inmitten eines derart großen Umbruchs, dass sie von der Weltspitze ein ganzes Stück entfernt ist. Junge Spieler zu integriere­n, klappt nicht innerhalb weniger Wochen und Monate. Und so gilt Deutschlan­d bei der ersten Kontinenta­l-EM 2020, die unter anderem ausgerechn­et in München stattfinde­t, sicher nicht zum engen Favoritenk­reis.

@ Den Autor erreichen Sie unter Blancke@infoautor.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany