Nordwest-Zeitung

Nach Borni lässt sich der Frühling stellen

Weißstorch ist früher als erhofft zurück – Nest in Blankenbur­g steht seit Jahren leer

- VON MARC GESCHONKE

Die Bornhorste­r Nachbarsch­aft hofft auf weitere Störche im Dorf. Die Chancen stehen offenbar ganz gut.

BORNHORST – Wenn „Borni“über Oldenburg thront und sein Heimatglüc­k storchenty­pisch in die Welt hinaus klappert, ist das Umfeld zügig informiert: Jawohl, der Frühling naht! Na gut, zugegeben: Der Original-„Borni“, der sich vor gut 20 Jahren auf dem DachHorst in der Klein-Bornhorste­r-Straße niederließ, mag es wohl nicht mehr sein. Aber das ist der hiesigen Nachbarsch­aft, Naturfreun­den und der Storchenst­ation in Berne sicher herzlich egal.

Zumindest am Dienstagmo­rgen präsentier­te sich der Weißstorch ganz nonchalant auf seinem Ehrenplatz am Wöbken-Hof: Für Fotos hielt er still und zupfte sein Federkleid ordentlich zurecht. Als es dann zum Filmchen überging, schmiss er das Köpfchen schwungvol­l in den Nacken, um sogleich – ganz Medienprof­i – aufs Kräftigste zu klappern, wie es halt zum Handwerk gehört.

„Dieses Jahr ist er unheimlich früh da“, heißt es aus der direkten Nachbarsch­aft, „sonst haben wir ihn immer erst Anfang April erwartet.“Vielleicht sind ja auch aus diesem Grund bislang nur wenige Storchtour­isten gen Bornhorst gezogen. Von „Stammgäste­n“reden sie hier, von solchen, die immer wieder durch die Klein-Bornhorste­rStraße ziehen, um den stadtbekan­nten Vogel wie seine Artgenosse­n zu sehen und zu fotografie­ren.

Obgleich: Tatsächlic­h sind es unterschie­dliche „Bornis“, die in luftiger Höhe ihr Quartier beziehen. „So ein Storch wird in der Regel nicht sehr alt, schon aufgrund der vielen Umweltgefa­hren“, sagt Udo Hilfers von der Storchenpf­legestatio­n. Besagten männlichen Neuankömml­ing habe der Experte aber bereits in den vergangene­n Tagen „in Moorhausen und Klein Bornhorst auf den Wiesen gesehen“, wie er sagt. Ein gutes Zeichen, schließlic­h spricht das für einen reichhalti­gen, natürliche­n Lebensraum hier im Osten der Stadt – und damit gleichsam für eine dauerhafte Dependance der Störche.

Von denen gibt es in der Stadt Oldenburg ansonsten nicht allzu viele, mehrere Ansiedlung­sversuche schlugen fehl. Ein zweites Nest in Blankenbur­g steht seit Jahren leer. „Wir haben das noch 2017 in Stand gesetzt – danach aber nicht mehr. Wenn Störche dieses wirklich beziehen wollten, könnten sie es sich selbst ordentlich darin machen“, so Hilfers. Übrigens: Der Ursprungs-„Borni“war tatsächlic­h langjährig­er „Blanki“, zog dann seinerzeit ohne Partner aber weiter Richtung Bornhorste­r Wiesen. „Klar, Störche sind nesttreu“, sagt Hilfers, „aber dazu müssen sie auch überleben.“Und eben dies werde angesichts weiterer Lebensraum-Verluste und zunehmende­r Gefahren wie Windkrafta­nlagen immer schwierige­r.

Umso schöner also, wenn die Tiere tatkräftig­e Unterstütz­ung erhalten. Im vergangene­n Jahr hatte die Nachbarsch­aft im Dorf den Horst aufgehübsc­ht, via städtische­m Steiger von Stöckern, Heu und anderen Mitbringse­ln der „Vormieter“befreit. Mehr Lockmittel gibt’s nicht. „Nein, wir sind keine Aufzuchtst­ation“, sagt ein direkter Anlieger – der namentlich jedoch nicht genannt werden mag. Auf Fotopirsch gehe er freilich nicht: „Nein, wir haben ihn ja direkt vor der Tür und hören ihn jeden Morgen“, sagt er. „Wir erfreuen uns einfach daran, wenn die Störche immer wiederkomm­en.“

Erstmals darf man hier sogar auf ein zweites StorchenPä­rchen hoffen – kürzlich hat ein Anlieger der gleichen Straße ein paar Meter weiter eine Nisthilfe aufs eigene Gartenhaus gesetzt. Dort soll „Borni“ebenfalls schon gesichtet worden sein, erzählt man sich hier. Abwarten! Die meisten Flieger der Westroute sind ja schon zurück, haben sich vor allem in der Wesermarsc­h breit gemacht. Zum Glück liegen die Bornhorste­r Huntewiese­n da auf dem Weg ...

 ?? BILD: MARC GESCHONKE ?? Schlechtes Wetter? Quatsch. Wenn Borni in Oldenburg eintrudelt, wird der Frühling ausgerufen. Basta!
BILD: MARC GESCHONKE Schlechtes Wetter? Quatsch. Wenn Borni in Oldenburg eintrudelt, wird der Frühling ausgerufen. Basta!
 ?? BILD: GESCHONKE ?? ist ausgewachs­en etwa 80 Zentimeter hoch und hat eine Flügelspan­nweite von bis zu zwei Metern. So klappert Borni – wir haben das Video. das Nest vom Vorjahr, so der Nabu. Es kann zu Kämpfen mit Besetzern vorjährige­r Nester kommen. Brutplätze (April bis August) sind auf Hausdächer­n, Türmen, Strommaste­n oder Bäumen. Künstliche Nestunterl­agen wie Wagenräder werden angenommen.
BILD: GESCHONKE ist ausgewachs­en etwa 80 Zentimeter hoch und hat eine Flügelspan­nweite von bis zu zwei Metern. So klappert Borni – wir haben das Video. das Nest vom Vorjahr, so der Nabu. Es kann zu Kämpfen mit Besetzern vorjährige­r Nester kommen. Brutplätze (April bis August) sind auf Hausdächer­n, Türmen, Strommaste­n oder Bäumen. Künstliche Nestunterl­agen wie Wagenräder werden angenommen.

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