Rest von Moral
D ie Versuchung, sich von der Moral zu verabschieden, ist groß. Denn es geht um lukrative Geschäfte: Für 4,8 Milliarden Euro hat die Bundesregierung im Vorjahr Rüstungsexporte genehmigt. Fast 140 000 Menschen waren 2014 in den einschlägigen Unternehmen beschäftigt. Sie erwirtschaften einen Umsatz von fast 13 Milliarden Euro.
Deutsche Wehrtechnik gilt weltweit als qualitativ hochstehend, so etwas setzt man nicht leichtfertig aufs Spiel. Oder doch? Die strikten deutschen Vorgaben, die immer noch viele Geschäfte möglich machen, sind einzigartig. Und die hiesigen Konzerne und Betriebe bezahlen sie mit Auflagen, Prüfungen und langwierigen Genehmigungsverfahren.
Aber wenn es wirklich noch einen Rest von Moral als Ergebnis unserer historischen Last gibt, dann muss sie sich im Umgang mit Waffen zeigen. Der Hinweis, dass diese Moral schon oft genug durchlöchert worden ist, kann kein Gegenargument sein. Doch Deutschland wird seine Position hinterfragen müssen. Dass die europäischen Partner innerhalb der künftigen Verteidigungsunion unsere heutigen Standards übernehmen, gilt als nahezu ausgeschlossen. Und sie werden darauf pochen, dass die gemeinsame Entwicklung, Forschung und der Bau von Wehrtechnik ungehinderter möglich sind – und zwar nicht nur zur Selbstversorgung.
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