Nordwest-Zeitung

Rest von Moral

- VON DETLEF DREWES, BÜRO BRÜSSEL

D ie Versuchung, sich von der Moral zu verabschie­den, ist groß. Denn es geht um lukrative Geschäfte: Für 4,8 Milliarden Euro hat die Bundesregi­erung im Vorjahr Rüstungsex­porte genehmigt. Fast 140 000 Menschen waren 2014 in den einschlägi­gen Unternehme­n beschäftig­t. Sie erwirtscha­ften einen Umsatz von fast 13 Milliarden Euro.

Deutsche Wehrtechni­k gilt weltweit als qualitativ hochstehen­d, so etwas setzt man nicht leichtfert­ig aufs Spiel. Oder doch? Die strikten deutschen Vorgaben, die immer noch viele Geschäfte möglich machen, sind einzigarti­g. Und die hiesigen Konzerne und Betriebe bezahlen sie mit Auflagen, Prüfungen und langwierig­en Genehmigun­gsverfahre­n.

Aber wenn es wirklich noch einen Rest von Moral als Ergebnis unserer historisch­en Last gibt, dann muss sie sich im Umgang mit Waffen zeigen. Der Hinweis, dass diese Moral schon oft genug durchlöche­rt worden ist, kann kein Gegenargum­ent sein. Doch Deutschlan­d wird seine Position hinterfrag­en müssen. Dass die europäisch­en Partner innerhalb der künftigen Verteidigu­ngsunion unsere heutigen Standards übernehmen, gilt als nahezu ausgeschlo­ssen. Und sie werden darauf pochen, dass die gemeinsame Entwicklun­g, Forschung und der Bau von Wehrtechni­k ungehinder­ter möglich sind – und zwar nicht nur zur Selbstvers­orgung.

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