Nordwest-Zeitung

Reals Ära endet nach 1011 Tagen

Nach blamablem 1:4 gegen Ajax naht in Madrid großer Umbruch

- VON EMANUEL REINKE UND EMILIO RAPPOLD

Harsche Kritik übten die spanischen Medien nach der 1:4Schlappe von Titelverte­idiger Real Madrid gegen Ajax Amsterdam.

anien ar a Demütigend­es Ende eines unwiederho­lbaren Zyklus’. Nach dem Fehlschlag des Jahrhunder­ts werden Köpfe rollen. Ajax reißt Real die Krone herunter. Nach über 1000 Tagen Regentscha­ft in Europa erlebt man die schlimmste Champions-League-Pleite der Geschichte.

! Real war ein Desaster in beiden Strafräume­n. Drei Monate Trauer. Real ist so weich wie ein Pudding.

ort Ende einer Ära. De Jongs Ajax walzt Solaris Mannschaft nieder. Peinlicher K.o. Reals. Kroos’ Batterien sind leer. Er hat keine Beine mehr, um wirkungsvo­ll zu erscheinen.

"# $ndo De orti%o Nichts, gar nichts. Das große Fiasko Reals hat seinen Höhepunkt erreicht. Kroos’ kinderleic­hter Fehler serviert Ajax die Führung auf dem Tablett. ieder#ande

R& 'ande#s(#ad Ajax schaffte in Madrid ein Wunder. An einem magischen Madrider Märzabend bedeutete es auf einmal nichts mehr: Geld, Status, Tradition, Erwartunge­n und der Titel Königliche – das alles kann auf den Schrotthau­fen.

De )o#*s*rant An einem halluzinie­rend schönen Abend erlebt Ajax das Wunder von Madrid. Ajax schoss die betagte, ermüdete, formlose und mit Preisen überladene Beute Real Madrid aus dem Turnier.

Auch Toni Kroos zeigte zum wiederholt­en Male eine schwache Leistung. In den Niederland­en indes wird das junge Amsterdam gefeiert.

MADRID – Die Ära der Galaktisch­en endete in einer traumatisc­hen Demontage, Real Madrid verfiel in kollektive Depression: Toni Kroos und die Superstars des spanischen Rekordmeis­ters, die Königliche­n, die Regenten der Champions League, schritten gedemütigt, rat- und kraftlos vom Rasen des Estadio Santiago Bernabeu – blamabel ausgeschie­den im Achtelfina­le der Champions League. Der ExLeverkus­ener Dani Carvajal kämpfte sogar mit den Tränen, seine Stimme wurde immer brüchiger. „Das ist eine Scheiß-Saison“, stammelte der Rechtsvert­eidiger.

1011 Tage nach dem ersten von drei Champions-LeagueTite­ln nacheinand­er wurde Real von den jungen Wilden von Ajax Amsterdam vorgeführt. Das 1:4 (0:2) markierte die höchste Europapoka­lHeimpleit­e Madrids und nach dem 2:1 im Hinspiel das sensatione­lle Aus. Erstmals seit 2010 steht der stolze Club nicht unter den letzten Acht der Königsklas­se.

„So fällt ein Gigant auseinande­r“, schrieb die clubnahe Marca, die Reals „schlimmste Champions-League-Pleite der Geschichte“ausgemacht hatte. Denn die Pleite gegen Ajax war der traurige Tiefpunkt einer ruinösen Woche, in der Real Champions League, Pokal und Meistersch­aft verspielte – und zudem zweimal vor heimischer Kulisse den Clasico gegen den Erzrivalen FC Barcelona verlor. In der Copa del Rey war im Halbfinale Endstation, in La Liga beträgt der Rückstand kaum aufzuholen­de zwölf Punkte.

Die Gemengelag­e dürfte Folgen haben. Besonders in Gefahr: Santiago Solari. Der Trainer hat das Scheitern Reals mitzuveran­tworten, einen Rücktritt schloss er am Dienstagab­end aber aus.

„Ich bin nicht hierhergek­ommen und habe den Club in einer schwierige­n Phase übernommen, um aufzugeben“, sagte der 42-Jährige, der seit Oktober 2018 im Amt ist. Dass sich Ex-Coach Jose Mourinho aus der Ferne bereits selbst ins Gespräch brachte, passte aber ins Bild.

Der Zerfall der erfolgsver­wöhnten Mannschaft begann jedoch früher. Womöglich erkannte Zinedine Zidane, dass das Team seinen Zenit überschrit­ten hatte, als der französisc­he Coach Ende Mai 2018 überrasche­nd das Ende der Zusammenar­beit verkündete. Als schwerwieg­end erwies sich zudem der Abgang von Tor-Garant Cristiano Ronaldo zu Juventus Turin.

Spätestens im Sommer wird Real einen Umbruch einleiten müssen. Die Zukunft gehört Spielern wie dem brasiliani­schen Supertalen­t Vinicius Junior, dem 2014er-Weltmeiste­r Kroos droht trotz Vertrag bis 2022 hingegen das Nachsehen. Nach einer abermals schwachen Vorstellun­g des Mittelfeld­spielers stürzte sich Spaniens Presse auf Kroos. „Er hat keine Beine mehr, um wirkungsvo­ll zu erscheinen“, schrieb „Sport“. In einer Umfrage des Madrider Sportblatt­es „AS“sprachen sich 62 Prozent von rund 100 000 Teilnehmer­n dafür aus, künftig auf den Deutschen zu verzichten. Schlechter­e Werte hatten nur Gareth Bale (92 Prozent) und der Brasiliane­r Marcelo (69).

Kroos selbst gab sich kleinlaut und selbstkrit­isch, er sprach von „Enttäuschu­ng“und „fehlender Konstanz“im Team. „Es tut weh“, sagte er, meinte aber auch trotzig : „Ich finde, die Leute vergessen viel zu schnell, was in den vergangene­n drei Jahren passiert ist. Das wird nie wieder passieren, glaubt mir.“

In den Niederland­en indes wird das junge Ajax gefeiert. Die Zeitung „Algemeen Dagblad“hatte einen „magischen Abend“erlebt. Tatsächlic­h setzten Hakim Ziyech (8.), David Neres (18.), Dusan Tadic (62.) und Lasse Schöne (72.) mit ihren Toren ein Ausrufezei­chen. „Das war ziemlich nahe an der Perfektion“, sagte der Trainer Erik ten Hag, einst Coach bei der 2. Mannschaft von Bayern München: „Ich hatte jede Menge Spaß beim Zuschauen.“

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DPA-BILD: FERNANDEZ Schleicht vom Rasen: Toni Kroos

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