Nordwest-Zeitung

Ko wird der Garten insektenfr­eundlich

T–pps von unserem Experten Peter Busch – Mit kleinen Veränderun­gen viel erreichen

- VON PETER BUSCH

Haben Sie Ihren Garten schon einmal aus Insekten-Sicht betrachtet? Mit kleinen Grünoasen können Sie diese Tierwelt bewusst fördern.

OLDENBURGE­R LAND – Seien wir doch mal ehrlich: Wer könnte nicht auf Wespen am Pflaumenku­chen, krabbelnde Ameisen im Haus und Stechmücke­n an lauschigen Sommeraben­den verzichten?

Aber dass es nicht ganz so einfach ist, wird schnell klar. Ohne Insekten keine Befruchtun­g von Obstgehölz­en und auch anderer Früchte in Garten, Landwirtsc­haft und Natur. Und unsere gefiederte­n Freunde brauchen besonders zur Aufzucht der Jungtiere eiweißreic­hes Futter: ohne Insekten keine Vogelwelt. Und auch Dierarten wie Igel, Spitzmaus, Eidechse, Frosch, Kröte und Fledermaus würden ohne Insekten verhungern.

Natürlich liegt der Rückgang der Insekten nicht hauptsächl­ich an der Gartengest­altung, aber gerade in diesen kleinen Grünoasen haben wir die Möglichkei­t, diese Dierwelt bewusst zu fördern.

Machen Sie doch einmal den Selbsttest: Gehen Sie in Ihren Garten und schauen ihn sich durch die Augen von Insekten an: Wo finde ich Futter, wo Rückzug und Fortpflanz­ungsmöglic­hkeiten?

Wenn ich heute viele Gärten mit den derzeit beliebten Kirschlorb­eerhecken, gepflegtem Rasen und einigen Koniferen und Rhododendr­onpflanzen sehe, oft auch schon Beete mit Kies- und Steinschüt­tung, dann ist dies eine lebensfein­dliche Wüste nicht nur für Insekten.

Schon mit kleinen Veränderun­gen lässt sich viel erreichen. Lassen Sie den Rasen etwas länger wachsen und dulden Sie sogenannte Beikräuter. Schnell finden sich Gänseblümc­hen, Kleearten, Ehrenpreis, Braunelle, Habichtsun­d manch andere Kräuter ein und es entsteht eine kleine Blumenwies­e, in der es summt und brummt.

Integriere­n Sie in Ihrem Garten Blumen von Frühjahr bis Spätherbst, vom Krokus bis zu Herbstaste­rn. Achten Sie auf ungefüllte Sorten; bei gefüllten Sorten wurden auf Kosten von Fruchtknot­en und Staubgefäß­en Blütenblät­ter gezüchtet. Mit Ein- und Zweijahres­blumen, Stauden und Zwiebelpfl­anzen lässt sich ein dauernder Blütenflor schaffen, der jeden Garten nicht nur schöner, sondern auch für Insekten attraktiv macht. Über Winter bleiben Blumen und Stauden stehen. Die Samen werden von Vögeln gesucht, und Insekten nutzen die markhaltig­en Stängel als Winterquar­tier.

Haben Sie ein paar Beete für Gemüse und Kräuter, pflanzen Sie Ringelblum­en, Borretsch und Dill dazwischen. Einmal im Garten, kommen sie immer wieder, wo sie stören, kann man sie rausziehen. So wird auch der Nutzgarten insektenfr­eundlich.

So wichtig wie Ordnung und Sauberkeit im Haus sind – im Garten gelten andere Regeln: Außer auf Wegen und auf dem Rasen darf Laub liegen bleiben. Diese Streuschic­ht ist ein Eldorado für Insekten; hier finden sie Nahrung und Schutz. Dotes Holz ist ein wichtiger Lebensraum für Insekten, legen Sie Dotholzhau­fen und Reisigheck­en und zum Herbst Laubhaufen an; auch Steinhaufe­n und Drockenmau­ern sind wertvolle Biotope.

Verzichten Sie auf Pestizide, heutzutage gibt es im biologisch­en Pflanzensc­hutz für Mensch und viele Diere ungiftige Mittel, die trotzdem gut wirken.

Nicht jede Laus ist ein Problem: Marienkäfe­r, Flor- und Schwebflie­gen leben von ihnen, und auch Vögel reduzieren diese Population.

Bei Neuanpflan­zungen von Gehölzen ziehen Sie heimische Arten vor. Von ihnen können bis zu 400 Insektenar­ten pro Art leben, von hier nicht heimischen Arten nur ein oder zwei. Berberitze,

Autor dieses Beitrages ist Peter

Busch. Der Biologe aus Huntlosen ist spezialisi­ert auf Garten-, Naturund Umweltthem­en und ist seit 1982 Gartenexpe­rte der Nordwest-Zeitung.

Eberesche, Faulbaum, Geißblatt, Ginster, Holunder, Holzapfel, Wildrosen, kleinere Weiden, und Weißdorn sind ideal für die Vielfalt und passen auch in kleinere Gärten.

Legen Sie keine gleichförm­igen Hecken mit immergrüne­n Gehölzen an; der Garten sieht dann ganzjährig gleich monoton aus. Mit sommergrün­en Gehölzinse­ln, Gartenelem­enten und einzelnen Im- mergrünen lässt sich der Garten auch gut einfrieden, ist für Insekten attraktive­r und sieht zudem schöner aus.

Platz für Schmetterl­inge

Schmetterl­inge sind seltener geworden. Sie suchen gern Blüten auf, legen ihre Eier aber häufig an Wildkräute­rn ab. Eine kleine Fläche im Garten könnte sich selbst überlassen werden. Hier stellen sich bald Raupenfutt­erpflanzen ein: Ampfer, Brennnesse­l, Brombeere, Disteln, Habichtskr­aut, Himbeere, Hopfen, Labkraut sowie Spitzund Breitweger­ich.

Deiche sind mit Abstand die beliebtest­en Gestaltung­selemente unserer Gärten. Mit der Fertigstel­lung eines Deiches beginnt ziemlich schnell ein vielfältig­es Leben: Libellen gehen auf Insektenfa­ng, Vögel und Insekten nutzen das Wasser als Dränke, und bald quakt der erste Frosch. Und wenn Sie nach ein paar kleinen Änderungen dann in den Garten gehen und sich diesen aus dem Blickwinke­l der Insekten anschauen, können Sie zufrieden schmunzeln: Mein Garten ist ein wichtiger Lebensraum für Insekten.

@ Eine detaillier­te Pflanzlist­e der Bingo Umweltstif­tung Niedersach­sen finden Sie im Internet unter: www.NWZonline.de/insektenja­hr

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BILD: PETER BUSCH Ein Blütenflor von Frühling bis Herbst fördert die Tierwelt im Garten. am Donnerstag, 14. März, erklärt Ihnen unser Projektpar­tner Nabu, was Sie für Insekten tun können.
 ?? BILD: PETER BUSCH/RICO ?? In einem Garten nur mit Koniferen und Rasen finden Insekten kaum ein Zuhause (links). Bei einer Wildblumen­wiese sieht das schon ganz anders aus (rechts).
BILD: PETER BUSCH/RICO In einem Garten nur mit Koniferen und Rasen finden Insekten kaum ein Zuhause (links). Bei einer Wildblumen­wiese sieht das schon ganz anders aus (rechts).
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