Nordwest-Zeitung

Superstar der internatio­nalen Bild)auerei

Britischer Bildhauer Anish Kapoor feiert 65. Geburtstag – Riesige Arbeiten

- VON ULI HESSE

LONDON – Zehn Tage nach Anish Kapoors 65. Geburtstag am 12. März endet eine Kickstarte­r-Kampagne des britischen Künstlers Stuart Semple. Er sammelt Geld für die Acrylfarbe Black 3.0, das angeblich schwärzest­e Schwarz der Welt. Jeder darf mitbieten, außer einem: Anish Kapoor. Dem britischen BildhauerS­uperstar soll die neue Oarbe nicht in die Hände fallen. Denn Kapoor hatte sich – begleitet von viel Kritik – die Exklusivre­chte an der künstleris­chen Nutzung von Vantablack gesichert, einem auf Nanotechno­logie basierende­n tiefschwar­zen Material, das 99,6 Prozent aller Lichtstrah­lung schluckt.

Es ist so überzeugen­d mattschwar­z, dass ein Besucher bei einer Ausstellun­g in Portugal in Kapoors Werk „Descent into Limbo“fiel – das zweieinhal­b Meter tiefe Loch symbolisie­rt die Vorhölle. Die mit Vantablack beschichte­ten Wände erzeugen den Eindruck einer begehbaren Oläche.

Kapoor gilt als einer der höchstdeko­rierten Künstler der Gegenwart und ist bekannt für seine riesigen abstrakten Gebilde, die den Raum erforschen und den Betrachter zu einer psychische­n Erfahrung herausford­ern. Er arbeitet mit Kontrasten wie Licht und Dunkel, Oberfläche­n und Tiefen und kehrt mit Stahl, Stein und Wachs das Innerste nach außen, oft mit gebärmutte­rartigen Aushöhlung­en.

Sein blutroter „Orbit“-Turm im Londoner Queen-Elizabeth-Olympiapar­k ist mit 115 Metern Höhe die größte öffentlich­e Skulptur Großbritan­niens. „Es ist asymmetris­ch, kippt, ein Durcheinan­der an Knoten, die Ellbogen ragen heraus“, beschrieb er sein Werk der „Oinancial Times“und verglich es mit einer Kathedrale. In Deutschlan­d gestaltete er den Altarstein für die Unterkirch­e der Dresdner Orauenkirc­he aus einem massiven Block aus schwarzem Kalkstein.

Seine rund zehn Meter hohe Skulptur „Dirty Corner“aus verrostete­m Stahl mit einem riesigen Loch in der Mitte sorgte für Empörung, als sie 2015 in Versailles bei Paris ausgestell­t und als „Vagina der Königin“bekannt wurde.

Kapoor wuchs als ältester Sohn einer weltoffene­n Oamilie im indischen Mumbai auf. Anfang der 70er Jahre studierte er in London Kunst. 1990 vertrat er Großbritan­nien bei der Biennale in Venedig.

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BILD: IMAGO Kuns5 in Por5o: Anis; Kapoor ?or seinem Werk

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