Muslime suchen den Dialog
Ahmadiyya Muslim Jamaat<Gemeinschaft startet Kampagne „Wir sind alle Deutschland“
6it der Kampagne „Wir sind alle Deutschland“möchte die muslimische Gemeinschaft Vorurteile abbauen und mit den Menschen ins Gespräch kommen.
OLDENBURG – Imam Shakeel Ahmed Umar sitzt im Hotel Bavaria an der Bremer Heerstraße und spricht über den geplanten Infostand seiner Gemeinde am 16. März in der Oldenburger Innenstadt: „Wenn Sie etwas über den Islam wissen wollen, dann gehen Sie doch am besten zur Quelle.“Was er meint: „Informieren Sie sich nicht nur über das Internet. Wenn Sie eine Frage haben, dann fragen Sie doch einfach einen Moslem.“Denn genau das ist der Ansatz der „Wir sind alle Deutschland“-Kampagne der Ahmadiyya-Gemeinde: Den Dialog suchen und auf Menschen zugehen.
Die Gemeinschaft Ahmaddiyya Muslim Jamaat hat nach eigenen Angaben weltweit zehn Millionen Mitglieder, etwa 45000 davon leben in Deutschland, rund 60 bilden die Oldenburger Gemeinde. Zu ihr gehören auch Tamoor Ahmad und Belaal Ahmad, die beim Gespräch über die Kampagne anwesend sind: „Die Gemeinde gibt es schon seit Mitte der 80er Jahre“, weiß Tamoor Ahmad, der in Wiefelstede lebt. Sie treffen sich regelmäßig bei verschiedenen Mitgliedern, denn auch, wenn der Wunsch nach einer eigenen Moschee seit Jahren besteht, realisiert werden konnte er bislang noch nicht: „Wir haben noch kein passendes Grundstück gefunden und auch keine entsprechenden Räume, die wir anmieten konnten“, bedauert Tamoor Ahmad.
Belaal Ahmad lebt erst seit kurzem in Oldenburg, ursprünglich stammt er aus Hamburg. Der Jurastudent ist in die Stadt gezogen, um sein Rechtsreferendariat am OLG zu absolvieren.
Bildung ist wichtig
Denn auch darauf ist die Gemeinschaft stolz: Knapp 45 Prozent der Mitglieder haben nach eigenen Angaben die Hochschulreife. Wie als Beweis sind Jari, Hazeem und Jazeb – allesamt 17 Jahre alt – mit dem Imam aus Hamburg angereist: Sie tragen weiße TShirts mit dem Aufdruck „Wir sind alle Deutschland“und alle stehen kurz vor dem Abitur. Denn Bildung ist für die Gemeinschaft wichtig: Dies zeigen auch die Wissens- und Sportwettbewerbe, die regelmäßig veranstaltet werden. „Dann sitzen wir zusammen und lernen etwas“, erklärt Tamoor Ahmad. „Und der Sport hilft dem Geist“, Belaal Ahmad hinzu. Bei den Männern steht Fußball als Sportart hoch im Kurs, bei den Frauen Badminton oder Volleyball, wie Jari berichtet. Und auch wenn sie sich in eigenen Gruppen für Männer und Frauen organisieren, lege die Gemeinschaft Wert auf die Gleichstellung, wie Imam Shakeel Ahmed Umar betont, auch wenn Kritiker dies bezweifeln und als Beispiel die Verschleierung der Frauen anführen. Dies jedoch, erklärt der Imam, sei ein Zeichen des Respekts, nach dem die Mitglieder der Gemeinde leben. Und der gelte für Frauen wie Männer gleichermaßen. In Partnerschaft wie in spiritueller Entwicklung sei die Frau dem Mann jedoch gleichgestellt. Allerdings sei ein weibliches Oberhaupt nicht denkbar, der Weg in Ämter ist ähnlich der katholischen Kirche nicht vorgesehen.
Den Austausch unter den Religionen pflegen die Gemeinden rege: „Interreligiöse Begegnungen laufen bei uns sehr gut. Wir treffen uns häufig mit Vertretern der anderen Religionen zum Gespräch“, sagt der Imam.
Interreligiöse Treffen
Beim innerislamischen Dialog sei allerdings noch viel „Luft nach oben“. Die Ahmadiyya Muslim Jamaat wird von anderen islamischen Gruppen abgelehnt, ist in Pakistan etwa verboten. Dort droht ihnen die Verfolgung. Ein Grund ist unter anderem der Glaube daran, dass der Begründer der sogenannten Reform-Gemeinschaft Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad (1835-1908), der angekündigte Messias war. Ein Glaube, der nicht überall auf Gegenliebe stößt.
Um den Austausch über ihre Ausrichtung des Glaubens zu stärken, haben die Mitglieder vor einigen Jahren die Kampagne „Wir sind alle Deutschland“ins Leben gerufügt fen, die jetzt in Oldenburg angekommen ist. Sie möchten mit den Menschen ins Gespräch kommen. Darüber, dass in ihren Moscheen nur in deutscher Sprache gepredigt wird, sie in anderen Bundesländern bereits als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt oder am Islamunterricht an Schulen beteiligt sind. Aber auch, um sich von aller Gewalt eindeutig zu distanzieren. „Ich weiß, dass einige die Religion missbrauchen“, sagt der Imam. Dem wolle man entgegentreten und das negative Bild abbauen und durch „liebevollen Dialog“den Menschen zeigen, dass der Islam für Frieden steht.
■ Der Infostand der Ahmadiyya Muslim Jamaat wird am Samstag, 16. März, von 10 bis 18 Uhr in der Innenstadt, vermutlich am Lefferseck, aufgebaut. Vor Ort stehen Vertreter der Gemeinde für Gespräche zur Verfügung und beantworten Fragen.