Braucht Oldenburg ein Haus der Fotografie?
Plädoyers für feste Ausstellungsräume – „World Press Photo“gibt Idee Rüc=enwind
OLDENBURG – Was Oldenburg so alles braucht: mehr bezahlbaren Wohnraum, mehr Fahrradabstellanlagen, ein Haus der Fotografie, eine neue Trasse für Güterzüge und … Halt! Ein Haus der Fotografie? Braucht Oldenburg tatsächlich so etwas? Ja, warum nicht, waren sich die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion zum Thema zumindest im Grundsatz einig.
In diesen Tagen, da die Ausstellung „World Press Photo“im Landesmuseum im Schloss neuen Besucherrekorden zustrebt, ist Euphorie über die Kunst mit der Kamera sicher angebracht. Doch selbst die glühendsten Verfechter eines Hauses, das sich ganz der Fotografie widmet, würden klein anfangen wollen: „Ein Raum mit Sitzgelegenheiten genügt ja erst mal“, meinte die freie Fotografin Bonnie Bartusch bei der Diskussion am Dienstagabend im Edith-Russ-Haus. Dennoch steht für sie, eingedenk der Flut an Bildern in sozialen Netzwerken des Internets, fest: „Man kann sich nicht mehr retten von der Masse an Fotos, also muss man schwimmen lernen. Je größer diese Bilderflut wird, desto wichtiger ist ein Haus der Fotografie.“
Und das Schwimmen gehe gut in so einem Haus, bestätigte Ingo Taubhorn, Kurator solch einer Einrichtung in den Hamburger Deichtorhallen. Dieses immer wichtiger werdende Medium verdiene einen Ort zum Zeigen und Kommunizieren: „Nötig ist nur eine Initialzündung, vielleicht indem man einen Verein gründet. Es braucht Frauen und Männer, die alles in Gang bringen.“
Dem Verein als ersten Schritt steht auch Thomas Kossendey positiv gegenüber. Der Präsident der Oldenburgischen Landschaft würde für die Gründung sogar die Räume der Landschaft zur Verfügung stellen. Als möglichen späteren Standort brachte er ein neues, größeres Stadtmuseum ins Spiel oder das EdithRuss-Haus. „Grundsätzlich muss man mit kleinen Feuern beginnen und daraus mehr machen. Und man muss Kooperationspartner suchen“, sah Kossendey auch das Problem der finanziellen Machbarkeit solch eines Hauses der Fotografie.
So oder so, billig wird die Sache nicht. Der Geldbedarf, den Taubhorn für das Hamburger Haus mit rund 900 000 Euro pro Jahr bezifferte (eine Eintrittskarte kostet 9 Euro), ist größte Hürde für derartige Pläne. Claus Spitzer-Ewersmann, Initiator der Oldenburger „World Press Photo“, bat trotzdem: „Seien wir mutig. Oldenburg beweist doch mit der guten Resonanz auf Fotoausstellungen, dass man hier mit guten Bildern viel anfangen kann.“Ein „Ort des Austausches, der Diskussion, der Bildung und Weiterbildung“wäre darum genau richtig.
Den allerdings, warf der Fotograf Robert Geipel im Publikum ein, gebe es ja bereits. „Ich bin froh, dass Oldenburg so ein tolles EdithRuss-Haus für Medienkunst hat.“Wenn man dafür mehr Gas gäbe, wäre schon viel geschafft. „Ein Highlight wie die World Press Photo macht noch lange kein Haus der Fotografie aus.“
Den Gedanken eines Vereins weiter zu verfolgen, das wollten zum Abschluss des „Foto Talk“viele der Zuhörer im sehr gut besetzten Auditorium. Das Feuer der „World Press Photo“können sie dafür noch bis 10. März nutzen. Dann endet die Ausstellung im Schloss.