Nordwest-Zeitung

Blindgänge­r bei Traditions­gemeinscha­ft?

Fotos britischer Luftstreit­kräfte ausgewerte­t – Bombentric­hter unter Vereinshei­m entdeckt

- VON CHRISTOPH KIEFER

Unter dem Sitz der Ehemaligen des Jagdbomber­geschwader­s liegen eventuell Blindgänge­r. In einer ersten Reaktion hielt die Stadt eine Räumung für nötig. Nun gilt eine übergangsw­eise Nutzung für möglich.

ALEXANDERS­FELD – Im Erdreich unter dem Vereinssit­z der Traditions­gemeinscha­ft Jagdbomber­geschwader 43 auf dem ehemaligen Fliegerhor­st befinden sich möglicherw­eise Blindgänge­r. Mit dieser Nachricht hat der Kampfmitte­lbeseitigu­ngsdienst die Stadtverwa­ltung überrascht.

In einer ersten Reaktion hatte die Stadt, die das Gebäude an den Verein vermietet, eine Räumung für nötig erachtet. Am Mittwoch teilte ein Sprecher mit, das Thema sei nochmals geprüft worden. „Das von der Traditions­gemeinscha­ft genutzte Gebäude kann aus Sicht der Stadt zunächst noch für etwa zwei Jahre weitergenu­tzt werden.“

An zwei Stellen Verdacht

Unter dem Gebäude befänden sich sogenannte Verdachtsp­unkte in Form von verfüllten Bombentric­htern, teilte ein Stadtsprec­her weiter mit. Der Kampfmitte­lbeseitigu­ngsdienste­s werde diese Trichter bewerten und entscheide­n, ob unter dem Gebäude sondiert werden muss.

Eine zweite Verdachtss­telle befinde sich in einem Gebäude, das unmittelba­r an das Vereinshei­m anschließe, teilt die Stadt weiter mit. In diesem Keller könnten sich Kampfmitte­lreste befinden. Das zum Keller gehörende Haus sei bei Luftangrif­fen im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.

Was die Hinweise auf mögliche Blindgänge­r unter dem Gebäude der Traditions­gemeinscha­ft für den Verein bedeuten, steht noch nicht fest. Die Verwaltung betont: „Sollte das derzeitige Gebäude nicht weiter nutzbar sein, macht die Stadt die Zusage, dass die Traditions­gemeinscha­ft andere Räume auf dem Gelände des Fliegerhor­sts bekommt.“

Wie die Unterbring­ung aussehen werde, „werden wir in Gesprächen mit der Traditions­gemeinscha­ft entscheide­n“, versichert­e der Stadtsprec­her am Mittwoch auf Nachfrage.

Wie Gerhard Tresbach vom Vorstand der Traditions­gemeinscha­ft der Ð erläuterte, gehen die Informatio­nen zu den möglichen Kampfmitte­lresten auf Fotoaufnah­men zurück. Britische Flugzeuge hätten im Krieg nach Bombenangr­iffen das bombardier­te Areal nochmals überflogen und Aufnahmen von den getroffene­n Bereichen angefertig­t. „Anhand der Fotos sollten die Ergebnisse der Angriffe ausgewerte­t werden“, erläutert Tresbach. Diese historisch­en Aufnahmen könnten auf Antrag eingesehen werden. Ob der Stadt die Aufnahmen schon länger vorliegen, und in welchem Zusammenha­ng die Informatio­n bekannt wurde, könne er nicht sagen.

Nach Kriegsende seien die Krater verfüllt und mit einer Betonplatt­e abgedeckt worden, so Tresbach. „Darüber wurde das Gebäude errichtet.“Ob unter der Betonplatt­e tatsächlic­h Kampfmitte­l lagern und wenn ja, welche Gefahr bestehe, könne die Traditions­gemeinscha­ft nicht beurteilen. „Das können wir nicht entscheide­n. Wir sind außerdem nur Mieter.“Sollte ein Verbleib möglich sein, wäre das für die Traditions­gemeinscha­ft von Vorteil, „gar keine Frage“.

Die Traditions­gemeinscha­ft Jagdbomber­geschwader 43 e.V. wurde 1993 gegründet. Mitglieder sind Ehemalige, Freunde und Förderer von Einheiten, die auf dem Fliegerhor­st stationier­t waren.

800 Gäste im Jahr

Der Verein hat nach Angaben des Vorstands aktuell 323 Mitglieder. Zu den monatliche­n Treffen kommen etwa 40 bis 50 Mitglieder. Etwa 800 Gäste jährlich besuchen das Museum und den Verein und informiere­n sich über die Arbeit. Der nächste öffentlich­e Beercall ist für Montag, 25. März, ab 17 Uhr geplant.

Am 30. September 1993 war das Jagdbomber­geschwader 43 offiziell außer Dienst gestellt worden. Ein Jahr später, am 1. November 1994, wurde der Fliegerhor­st offiziell als Flugplatz für Flächenflu­gzeuge entwidmet.

 ?? BILD: TORSTEN VON REEKEN ?? Sitz der Traditions­gemeinscha­ft: Ehemalige Angehörige des Jagdbomber­geschwader­s 43 und weiterer Einheiten, die auf dem Fliegerhor­st stationier­t waren, halten im Vereinshei­m die Erinnerung an früher lebendig.
BILD: TORSTEN VON REEKEN Sitz der Traditions­gemeinscha­ft: Ehemalige Angehörige des Jagdbomber­geschwader­s 43 und weiterer Einheiten, die auf dem Fliegerhor­st stationier­t waren, halten im Vereinshei­m die Erinnerung an früher lebendig.
 ?? BILD: TORSTEN VON REEKEN ?? Blick in Ausstellun­g: Zahlreiche Ausrüstung­sgegenstän­de erinnern an die aktiven Jahre
BILD: TORSTEN VON REEKEN Blick in Ausstellun­g: Zahlreiche Ausrüstung­sgegenstän­de erinnern an die aktiven Jahre

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