Blindgänger bei Traditionsgemeinschaft?
Fotos britischer Luftstreitkräfte ausgewertet – Bombentrichter unter Vereinsheim entdeckt
Unter dem Sitz der Ehemaligen des Jagdbombergeschwaders liegen eventuell Blindgänger. In einer ersten Reaktion hielt die Stadt eine Räumung für nötig. Nun gilt eine übergangsweise Nutzung für möglich.
ALEXANDERSFELD – Im Erdreich unter dem Vereinssitz der Traditionsgemeinschaft Jagdbombergeschwader 43 auf dem ehemaligen Fliegerhorst befinden sich möglicherweise Blindgänger. Mit dieser Nachricht hat der Kampfmittelbeseitigungsdienst die Stadtverwaltung überrascht.
In einer ersten Reaktion hatte die Stadt, die das Gebäude an den Verein vermietet, eine Räumung für nötig erachtet. Am Mittwoch teilte ein Sprecher mit, das Thema sei nochmals geprüft worden. „Das von der Traditionsgemeinschaft genutzte Gebäude kann aus Sicht der Stadt zunächst noch für etwa zwei Jahre weitergenutzt werden.“
An zwei Stellen Verdacht
Unter dem Gebäude befänden sich sogenannte Verdachtspunkte in Form von verfüllten Bombentrichtern, teilte ein Stadtsprecher weiter mit. Der Kampfmittelbeseitigungsdienstes werde diese Trichter bewerten und entscheiden, ob unter dem Gebäude sondiert werden muss.
Eine zweite Verdachtsstelle befinde sich in einem Gebäude, das unmittelbar an das Vereinsheim anschließe, teilt die Stadt weiter mit. In diesem Keller könnten sich Kampfmittelreste befinden. Das zum Keller gehörende Haus sei bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.
Was die Hinweise auf mögliche Blindgänger unter dem Gebäude der Traditionsgemeinschaft für den Verein bedeuten, steht noch nicht fest. Die Verwaltung betont: „Sollte das derzeitige Gebäude nicht weiter nutzbar sein, macht die Stadt die Zusage, dass die Traditionsgemeinschaft andere Räume auf dem Gelände des Fliegerhorsts bekommt.“
Wie die Unterbringung aussehen werde, „werden wir in Gesprächen mit der Traditionsgemeinschaft entscheiden“, versicherte der Stadtsprecher am Mittwoch auf Nachfrage.
Wie Gerhard Tresbach vom Vorstand der Traditionsgemeinschaft der Ð erläuterte, gehen die Informationen zu den möglichen Kampfmittelresten auf Fotoaufnahmen zurück. Britische Flugzeuge hätten im Krieg nach Bombenangriffen das bombardierte Areal nochmals überflogen und Aufnahmen von den getroffenen Bereichen angefertigt. „Anhand der Fotos sollten die Ergebnisse der Angriffe ausgewertet werden“, erläutert Tresbach. Diese historischen Aufnahmen könnten auf Antrag eingesehen werden. Ob der Stadt die Aufnahmen schon länger vorliegen, und in welchem Zusammenhang die Information bekannt wurde, könne er nicht sagen.
Nach Kriegsende seien die Krater verfüllt und mit einer Betonplatte abgedeckt worden, so Tresbach. „Darüber wurde das Gebäude errichtet.“Ob unter der Betonplatte tatsächlich Kampfmittel lagern und wenn ja, welche Gefahr bestehe, könne die Traditionsgemeinschaft nicht beurteilen. „Das können wir nicht entscheiden. Wir sind außerdem nur Mieter.“Sollte ein Verbleib möglich sein, wäre das für die Traditionsgemeinschaft von Vorteil, „gar keine Frage“.
Die Traditionsgemeinschaft Jagdbombergeschwader 43 e.V. wurde 1993 gegründet. Mitglieder sind Ehemalige, Freunde und Förderer von Einheiten, die auf dem Fliegerhorst stationiert waren.
800 Gäste im Jahr
Der Verein hat nach Angaben des Vorstands aktuell 323 Mitglieder. Zu den monatlichen Treffen kommen etwa 40 bis 50 Mitglieder. Etwa 800 Gäste jährlich besuchen das Museum und den Verein und informieren sich über die Arbeit. Der nächste öffentliche Beercall ist für Montag, 25. März, ab 17 Uhr geplant.
Am 30. September 1993 war das Jagdbombergeschwader 43 offiziell außer Dienst gestellt worden. Ein Jahr später, am 1. November 1994, wurde der Fliegerhorst offiziell als Flugplatz für Flächenflugzeuge entwidmet.