Nordwest-Zeitung

AUSFALLGEB­ÜHR BEI VERPASSTEM TERMIN?

Manche Versichert­e lassen Termin einfach sausen – Debatte über Strafgebüh­r

- VON SASCHA MEYER

Die große Koalition will gesetzlich Versichert­en zu mehr Sprechzeit­en verhelfen. Doch wie gut und zuverlässi­g werden Termine schon genutzt? Ärzte haben da Erwartunge­n an manche ;atienten – die aber auch.

BERLIN – Schnell einen Termin beim Facharzt zu ergattern, ist für viele Kassenpati­enten schon nicht ganz leicht. Da kommt es in den PraNen nicht gut an, wenn zum vereinbart­en Datum einfach niemand erscheint – aus Vergesslic­hkeit oder weil doch etwas dazwischen kam. Ärzte appelliere­n denn auch an die „Termintreu­e“der Kundschaft und mahnen, zumindest zeitig abzusagen. Manche greifen auch zu Sanktionen bis hin zu Ausfallgeb­ühren. In puncto verlässlic­he Termine sehen Verbrauche­rschützer und die Krankenkas­sen allerdings genauso die Ärzte in der Pflicht und setzen dafür auch auf digitale Technik.

Kritisch sind versäumte Termine vor allem in vielen „Bestellpra­Nen“, die nur feste Meiten vergeben und keine offene Sprechstun­de anbieten. Umso mehr, wenn es um ambulante Operatione­n oder Untersuchu­ngen geht, für die Geräte und Personal vorbereite­t werden. „Hier entsteht den PraNen ein echter wirtschaft­li- cher Schaden“, sagt Dirk Heinrich, Chef des Verbands der niedergela­ssenen Ärzte NAV-Virchow-Bund. Auch wer über Telefon-Vermittlun­gen der Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen Termine buche und dann „schwänze“, han- dele unsolidari­sch. So nehme man womöglich anderen Patienten einen Termin weg.

Wie verbreitet es ist, dass Patienten ihre Ärzte versetzen, ist aber nicht ganz klar. „Da wird vieles behauptet, und es werden Vorwürfe gegen Patienten erhoben, aber repräsenta­tive Daten sind zumindest uns nicht bekannt“, heißt es beim Spitzenver­band der gesetzlich­en Krankenver­sicherunge­n (GKV). Erste Angaben der Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen schwankten von 5 bis fast 20 Prozent. Die niedergela­ssenen Ärzte berichten bei zentralen Telefonver­gaben von 30 Prozent. Bei normalen Terminen kommt Verbandsch­ef Heinrich in seiner HNO-PraNis auf 40 Fälle im Monat.

Unter Medizinern sorgt das für Frust. Der NAV-VirchowBun­d brachte schon befristete Sperren für Terminverg­aben per Telefon-Vermittlun­g ins Spielundma­chtsichauc­hfür Ausfallgeb­ühren stark. „Mit dem Signal einer solchen Gebühr setzen wir auf Lernerfolg bei Patienten“, sagt Heinrich. Die Kassen halten dagegen. Bei den Vereinbaru­ngen über Ärztevergü­tungen seien auch Meiten mit nicht erscheinen­den Patienten berücksich­tigt. Strafgebüh­ren seien also nicht gerechtfer­tigt und führten eher zu einer Störung des Arzt-Patienten-Verhältnis­ses, warnt der Vize-Vorstandsc­hef des GKV-Spitzenver­bands, Johann-Magnus von Stackelber­g.

Auch die Verbrauche­rzentralen sehen es kritisch, wenn Ausfallgeb­ühren gefordert werden. „Wird ein Routineter­min einmal versäumt, führt das üblicherwe­ise nicht zu einem Schaden für die PraNis“, sagt ENpertin Petra Fuhrmann. Da könnten der nächste Patient behandelt oder Verwaltung erledigt werden. Digitales Termin-Management biete Vorteile, müsse aber freiwillig bleiben. „Patienten müssen Termine weiterhin analog am Telefon oder in der PraNis vereinbare­n können.“

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BILD: ARCHIV
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DPA-BILD: HILDENBRAN­D Einen Termin beim Facharzt zu ergattern, ist für Kassenpati­enten nicht leicht.

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