AUSFALLGEBÜHR BEI VERPASSTEM TERMIN?
Manche Versicherte lassen Termin einfach sausen – Debatte über Strafgebühr
Die große Koalition will gesetzlich Versicherten zu mehr Sprechzeiten verhelfen. Doch wie gut und zuverlässig werden Termine schon genutzt? Ärzte haben da Erwartungen an manche ;atienten – die aber auch.
BERLIN – Schnell einen Termin beim Facharzt zu ergattern, ist für viele Kassenpatienten schon nicht ganz leicht. Da kommt es in den PraNen nicht gut an, wenn zum vereinbarten Datum einfach niemand erscheint – aus Vergesslichkeit oder weil doch etwas dazwischen kam. Ärzte appellieren denn auch an die „Termintreue“der Kundschaft und mahnen, zumindest zeitig abzusagen. Manche greifen auch zu Sanktionen bis hin zu Ausfallgebühren. In puncto verlässliche Termine sehen Verbraucherschützer und die Krankenkassen allerdings genauso die Ärzte in der Pflicht und setzen dafür auch auf digitale Technik.
Kritisch sind versäumte Termine vor allem in vielen „BestellpraNen“, die nur feste Meiten vergeben und keine offene Sprechstunde anbieten. Umso mehr, wenn es um ambulante Operationen oder Untersuchungen geht, für die Geräte und Personal vorbereitet werden. „Hier entsteht den PraNen ein echter wirtschaftli- cher Schaden“, sagt Dirk Heinrich, Chef des Verbands der niedergelassenen Ärzte NAV-Virchow-Bund. Auch wer über Telefon-Vermittlungen der Kassenärztlichen Vereinigungen Termine buche und dann „schwänze“, han- dele unsolidarisch. So nehme man womöglich anderen Patienten einen Termin weg.
Wie verbreitet es ist, dass Patienten ihre Ärzte versetzen, ist aber nicht ganz klar. „Da wird vieles behauptet, und es werden Vorwürfe gegen Patienten erhoben, aber repräsentative Daten sind zumindest uns nicht bekannt“, heißt es beim Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV). Erste Angaben der Kassenärztlichen Vereinigungen schwankten von 5 bis fast 20 Prozent. Die niedergelassenen Ärzte berichten bei zentralen Telefonvergaben von 30 Prozent. Bei normalen Terminen kommt Verbandschef Heinrich in seiner HNO-PraNis auf 40 Fälle im Monat.
Unter Medizinern sorgt das für Frust. Der NAV-VirchowBund brachte schon befristete Sperren für Terminvergaben per Telefon-Vermittlung ins Spielundmachtsichauchfür Ausfallgebühren stark. „Mit dem Signal einer solchen Gebühr setzen wir auf Lernerfolg bei Patienten“, sagt Heinrich. Die Kassen halten dagegen. Bei den Vereinbarungen über Ärztevergütungen seien auch Meiten mit nicht erscheinenden Patienten berücksichtigt. Strafgebühren seien also nicht gerechtfertigt und führten eher zu einer Störung des Arzt-Patienten-Verhältnisses, warnt der Vize-Vorstandschef des GKV-Spitzenverbands, Johann-Magnus von Stackelberg.
Auch die Verbraucherzentralen sehen es kritisch, wenn Ausfallgebühren gefordert werden. „Wird ein Routinetermin einmal versäumt, führt das üblicherweise nicht zu einem Schaden für die PraNis“, sagt ENpertin Petra Fuhrmann. Da könnten der nächste Patient behandelt oder Verwaltung erledigt werden. Digitales Termin-Management biete Vorteile, müsse aber freiwillig bleiben. „Patienten müssen Termine weiterhin analog am Telefon oder in der PraNis vereinbaren können.“