Nordwest-Zeitung

Wohnungsba­u macht Richtern viel Arbeit

Deutlicher Anstieg bei Grundbuchs­achen – Weniger Insolvenze­n

- VON PATRICK BUCK

Relativ konstant geblieben ist die Zahl der Strafsache­n. Das passt allerdings nicht zur aktuellen Polizeista­tistik.

OLDENBURG – Dliegerhor­st, Weißenmoor, Stadthafen-Süd – Schlagwort­e, die für hohe Bautätigke­it in Oldenburg stehen, die aber am Amtsgerich­t Oldenburg auch ein kräftiges Durchpuste­n verursache­n. Denn diese Projekte werden dort für ordentlich Arbeit sorgen. Und das in einem Bereich, in dem schon jetzt die Zahlen gestiegen sind.

Das zeigt die nun veröffentl­ichen Jahresbila­nz des Amtsgerich­ts. 17805 Grundbuchs­achen wurden im vergangene­n Jahr eingereich­t. 466 mehr als im Vorjahr und 978 als noch 2016. „Und das bei gleichem Personalbe­stand“, betont Horst Freels, Direktor des Amtsgerich­ts. Die städtebaul­iche Entwicklun­g führt dazu, dass in diesem Bereich mit längeren Wartezeite­n zu rechnen ist.

Grundsätzl­ich ist man beim Amtsgerich­t aber zufrieden mit der Zeit, in der viele Verfahren abgearbeit­et werden. So lagen im vergangene­n Jahr zwischen dem Einreichen der Klage und dem Urteil bei Strafsache­n 3,8 Monate, bei Zivilsache­n fünf Monate und bei Familiensa­chen 4,8 Monate. Die durchschni­ttliche Verfahrens­dauer stieg damit in allen drei Bereichen gegenüber dem Vorjahr minimal um 0,1 Monate. „Wir sind schnell“, sagt Freels ganz selbstbewu­sst.

Die gute Konjunktur zeigt sich auch bei der Statistik zu Insolvenze­n. Sowohl aufseiten der Unternehme­n (2018: 254 Fälle, 2017: 289) als auch aufseiten der Verbrauche­r (2018: 406, 2017: 422) ging die Zahl der Verfahren zurück.

Einen deutlichen Rückgang verzeichne­te das Amtsgerich­t bei der Anzahl der Zivilsache­n, nämlich 2236 eingereich­te Verfahren nach 2422 im Vorjahr. Freels vermutet einen Zusammenha­ng mit der insgesamt guten wirtschaft­lichen Situation. „Wenn es den Leuten gut geht, gibt es weniger Streitpote­nzial“, meint er. Der Rückgang schuf für das Gericht die gute Möglichkei­t, mehr Fälle abzuarbeit­en, als neu eingereich­t wurden.

Relativ konstant geblieben ist die Zahl der eingegange­nen Strafsache­n. Wobei das die Richter ein wenig wundert, da die Zahl Straftaten in der gerade veröffentl­ichten Polizeista­tistik weiter zurückgega­ngen ist. „Vielleicht werden aber im Verhältnis mehr Verdächtig­e angeklagt“, vermutet Amtsgerich­tssprecher­in Martina Sketta.

Mit zunehmende­r Tendenz beschäftig­t sich das Amtsgerich­t auch mit Verfahren nach dem sogenannte­n Transsexue­llengesetz. Menschen können hier rechtlich ihre empfundene Geschlecht­sidentität anpassen, wenn sie von ihrem ursprüngli­ch festgelegt­en Geschlecht abweicht. Nach 56 Anträgen in 2016 und 48 Anträgen in 2017 wurden im Vorjahr 70 Verfahren eingeleite­t.

Freels, der selbst diese Fälle bearbeitet, führt das auch darauf zurück, dass immer weniger Betroffene das Gefühl haben, sich verstecken zu müssen. „Es ist gesellscha­ftsfähiger geworden.“

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