Hand in Hand für mehr Frauenrechte
Mehr als 200 Teilnehmerinnen bei Demonstration durch die Innenstadt
Keine Rosen am Weltfrauentag: Oldenburger Feministinnen forderten am Freitag faire Löhne und „gleichen Zugang zu allem für alle“.
OLDENBURG – „Alerta, alerta, antisexista!“oder „Gegen Sexismus jeder Art, nieder mit dem Patriarchat!“: Diese und weitere feministische Schlachtrufe schallten am Freitagnachmittag durch die Oldenburger Innenstadt. Mehr als zweihundert Frauen und Mädchen hatten sich der Demonstration anlässlich des Weltfrauentags angeschlossen, um ihre Stimmen für mehr Gleichberechtigung und gegen Gewalt gegen Frauen zu erheben.
Die Demo wurde kurzfristig organisiert: Vor rund einem Monat erfuhr Rose Behn, die bei der Interkulturellen Arbeitsstätte Ibis arbeitet und beim Oldenburger Feministischen Forum aktiv ist, dass für den Weltfrauentag – oder, wie sie es nennt, den „internationalen feministischen Kampftag“– gar keine Demonstration in Oldenburg geplant war. Eine Weltfrauentag ohne Demo? Geht gar nicht, dachte sich die 25-Jährige und meldete kurzerhand eine Demo an. Denn: Auf dem Weg zur tatsächlichen Gleichberechtigung gebe es noch viel zu viel zu tun.
„Ich möchte heute keine Rosen, sondern fordere faire Löhne, gleichen Zugang zu allem für alle, ein Ende der sexualisierten Gewalt, Geschlechtergleichheit und eine diskriminierungsfreie Sprache“, sagte Rose Behn zu Beginn der Demonstration.
Trotz vieler Fortschritte auf dem Weg zur Geschlechtergleichheit – Frauenwahlrecht, die Gleichheit vor dem Gesetz, freie Berufswahl – bestehe längst noch keine Gleichberechtigung in Deutschland. „Frauen verdienen im Schnitt immer noch 22 Prozent weniger“, betonte Rose Behn.
Der Weltfrauentag ist ihrer Meinung nach nicht ausreichend – auch nicht, wenn er zum Feiertag wird wie seit diesem Jahr in Berlin. Das sei zwar gut, weil das Thema somit in die Öffentlichkeit komme, sagt sie. „Aber ich habe die Befürchtung, dass es dann heißt: ,Jetzt habt ihr ja, was ihr wollt‘.“Und das sei beileibe nicht der Fall: „Wir haben einen Tag bekommen, aber ich fordere ein ganzes Leben, in dem wir wertgeschätzt, anerkannt und nicht unterdrückt werden.“
Vor der Demonstration hatten verschiedene Gruppen des Feministischen Forums auf dem Rathausmarkt auf den Weltfrauentag aufmerksam gemacht, darunter das das Gleichstellungsbüro Zentrum für Frauengeschichte, das Frauenhaus und die kurdische Frauengruppe Koma Sara. „Am 8. März geht es darum, die Erfolge der Frauenbewegung zu feiern und gleichzeitig darauf hinzuweisen, was noch nicht erreicht wurde“, sagte Renate Vossler, stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Oldenburg. Besonders erschütternd findet sie, dass die Debatte um Abtreibung derzeit noch geführt werden muss: „Frauen wird nicht zugetraut, selbstständig entscheiden zu können. Ich dachte, wir seien schon weiter.“
Ein Video gibt es unter: www.nwzonline.de/videos