Ausgeträumt
Es sollte eine große politische und gesellschaftliche Kraft werden, ein Bündnis, das die Linke in Deutschland eint und über kurz oder lang auch zu parlamentarischen Mehrheiten führt – mögen die Initiatoren auch nicht müde werden, dies zu bestreiten. Jetzt tritt die Gallionsfigur der Sammlungsbewegung „Aufstehen“ab, zieht sich Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht zurück.
Ihre Begründung klingt wenig überzeugend. Die Basis soll es richten, die Parteipolitiker sollten sich zurücknehmen. Wagenknecht und ihr Gatte Oskar Lafontaine sind mit ihrem Projekt gescheitert, bevor es eigentlich richtig losging. Der Traum von einer vereinigten starken Linken ist erst einmal ausgeträumt. Weder in der SPD noch bei der eigenen Linkspartei und schon gar nicht bei den aufstrebenden Grünen stießen sie mit ihrer Idee, linke Kräfte in einem übergreifenden Bündnis zu versammeln, ähnlich wie in Frankreich oder Italien, auf Begeisterung. Sie haben sich nicht „eingemauert“, wie Wagenknecht jetzt beklagt. Sie sind einfach nicht überzeugt von diesem Projekt. Der große Run auf „Aufstehen“blieb aus. 170 000 Klicks im Internet sind noch längst keine 170 000 Unterstützer und Wagenknecht und Lafontaine keine Integrationsfiguren, im Gegenteil.
Die Linken-Fraktionschefin zieht nun die Reißleine, hat erkannt, dass die Aufstehen-Bewegung keine Fahrt aufnimmt. Die Idee, eine neue erfolgreiche Linke aufzubauen oder das Bündnis zumindest als Druckmittel im parteiinternen Machtkampf zu nutzen, hat sich nicht durchgesetzt. In der Linkspartei werden Wagenknechts Gegner jetzt aufatmen. Doch auf die schillernde Fraktionschefin um des lieben Friedens willen in Zukunft zu verzichten, sie ins Abseits zu stellen, wäre für die Linke auch kein Erfolgsmodell.
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