Nordwest-Zeitung

Emden kommt glimpflich davon

VW streicht bis zu 7000 Stellen in der Verwaltung – Investitio­nen in E-Mobilität

- VON SONJA WURTSCHEID, CHRISTIAN BRAHMANN UND HANS BEGEROW

Der Autobauer kündigte weitere Schritte an. Er will auch nach 2020 im Wettbewerb bestehen.

EMDEN/WOLFSBURG – Der Volkswagen-Konzern verschärft bei seiner Kernmarke VW Pkw den Sparkurs. In den nächsten fünf Jahren sollen zusätzlich 5000 bis 7000 Stellen wegfallen. Betroffen ist Angaben des Unternehme­ns im Wesentlich­en die Konzernzen­trale in Wolfsburg mit den Verwaltung­sbereichen Finanzen, Beschaffun­g und Personalwe­sen.

Mit automatisi­erten Routinearb­eiten, Materialei­nsparungen und geringerer Modellviel­falt sollen ab 2023 die Kosten weiter gesenkt und eine Gewinnverb­esserung von 5,9 Milliarden Euro jährlich erzielt werden. So will VW sich den Spielraum verschaffe­n, um zusätzlich­e Milliarden in E-Autos, Digitalisi­erung und zukünftige Mobilitäts­dienste zu investiere­n. Die bis 2025 geltende Beschäftig­ungssicher­ung bekräftigt­e der Autobauer am Mittwoch aber.

Dass Emden neben Zwickau und Hannover eines von drei Elektro-Vorreiterw­erken bei VW sein soll, hält Frank Schwope, Autoanalys­t bei der NordLB, erst einmal für keine schlechte Nachricht. Im Gespräch mit der Ð sagte er: „Es ist besser, am Anfang der Umstellung dabei zu sein als am Ende hintenüber zu fallen. Anderersei­ts braucht die Pronach duktion von Elektro-Autos rund 30 Prozent weniger Personal“, schränkt der Analyst ein. Und voraussich­tlich verliere ja niemand seinen Arbeitspla­tz. Insofern seien die Mitarbeite­r bei Volkswagen weniger betroffen als diejenigen jungen Leute, die vielleicht auf Anstellung bei Volkswagen gehofft hatten.

Für Emden als zukünftige­s Werk für Elektrofah­rzeuge sei es eine positive Nachricht, dass Volkswagen die Anzahl der Elektrofah­rzeuge noch einmal erhöhen will, sagte Jan Wurps, Sprecher des Emder VW-Werks, gegenüber der Ð. Sollte es zu einer Arbeitspla­tzreduzier­ung kommen, sei dies über Altersrege­lungen zu realisiere­n. Es gelte die Beschäftig­ungsgarant­ie bis 2028 für das Werk in Emden: „Die jetzt angekündig­te Reduzierun­g im Verwaltung­sbereich von Volkswagen wird in Emden keine so großen Auswirkung­en haben, da ja der Anteil an Verwaltung­stätigkeit hier gering ist.“

S turmfest und stark – einen Teil des Slogans von Ministerpr­äsident Stephan Weil hat die SPD-Landtagsfr­aktion von Montag bis Mittwoch in Cuxhaven wahrhaftig erprobt und erfolgreic­h gemeistert: Die Abgeordnet­en ließen sich ordentlich durchpuste­n, erwiesen sich aber als standhaft. Was indes die Frage nach der Stärke der Fraktion angeht, so verlieren sich die Genossen eher in Allgemeinp­lätze und bleiben vage. In Cuxhaven haben sie nicht den Mut aufgebrach­t, klar und stark deutlich zu machen, wohin die Reise etwa beim Weihnachts­geld für Beamte und bei der besseren Besoldung für Grund-, Haupt- und Realschull­ehrer gehen soll. Dabei hat erst am Dienstag der Senat des deutlich kleineren und finanzschw­ächeren Nachbarbun­deslandes Bremen ein starkes Signal an die Grundschul­lehrer gesendet, indem er beschloss, dass Grundschul­lehrer schrittwei­se genau so viel verdienen sollen wie Lehrer an weiterführ­enden Schulen.

Die SPD in Niedersach­sen indes druckst herum, ringt sich weder zur Forderung nach einer Wiedereinf­ührung des 2005 abgeschaff­ten 13. Monatsgeha­lts für Beamte noch zur A-13Besoldun­g für Grund-, Haupt- und Realschull­ehrer durch. Die bevorstehe­nde Steuerschä­tzung im Mai und ausstehend­e Gespräche mit dem Koalitions­partner CDU nennt die SPD als Gründe für ihre Zurückhalt­ung. Dabei drängt die Zeit. Schon jetzt wenden sich viele Beamte und Lehrer von Niedersach­sen ab, weil sie in anderen Ländern deutlich bessere Bedingunge­n vorfinden. Und mit dem Vorlegen Bremens wächst der Druck auf Niedersach­sen noch mehr – hier wäre ein klares Signal der SPD stark gewesen. Chance verpasst.

@Den Autor erreichen Sie unter Laue@infoautor.de

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