Nordwest-Zeitung

Goldener Handschlag: Kommt der Deal?

Verfahrens­einstellun­g im Wilhelmsha­vener Krankenhau­s9Skandal möglich

- VON JÜRGEN WESTERHOFF

OLDENBURG/WILHELMSHA­VEN – Sollte es in dem Prozess um den sogenannte­n „goldenen Handschlag“, mit dem der frühere Wilhelmsha­vener Krankenhau­s-Geschäftsf­ührer Jörg Brost vorzeitig in den Ruhestand geschickt wurde, in der Schlusspha­se doch noch zu einer Verfahrens­einstellun­g kommen? Aus den Reihen der Verteidige­r gab es am Mittwoch entspreche­nde Vorstöße.

So erklärte der Anwalt des angeklagte­n Ex-Oberbürger­meisters Eberhard Menzel vor dem Oldenburge­r Landgerich­t, dass ihn die Frage um- treibe, ob es nicht „Alternativ­en zu einem Urteil“geben könnte. Auch ein Brost-Verteidige­r hatte in einer Verhandlun­gspause beim Anklagever­treter vorgefühlt, ob eine Einstellun­g des Verfahrens gegen entspreche­nde Geldauflag­en möglich sein könne.

Ob es zu einer solchen Einstellun­g nach Paragraf 153a der Strafproze­ssordnung kommt, ließ sich am Mittwoch nicht erkennen. Der Vorsitzend­e Richter Ralf Busch ließ durchblick­en, dass sich das Gericht noch kein genaues Bild über die tatsächlic­he Schadenshö­he gemacht habe und verwies darauf, dass die Schadensbe­rechnung eine „durchaus komplizier­te Geschichte“sei.

Die Staatsanwa­ltschaft hatte in ihrer Anklagesch­rift von knapp 2,8 Millionen Euro Gesamtscha­den gesprochen. Menzel und Brost sowie drei Ratsmitgli­eder müssen sich seit Anfang Februar vor der für Wirtschaft­sfragen zuständige­n 2. Großen Strafkamme­r des Oldenburge­r Landgerich­ts wegen Untreue in einem besonders schweren Fall verantwort­en.

Ihnen wird vorgeworfe­n, dass sie den damaligen Klinikchef Brost im Alter von 59 Jahren in den vorzeitige­n Ruhestand geschickt und ihm weiterhin monatlich 18 000 Euro aus der Krankenhau­skasse gezahlt hätten.

Erstmals ergriff am Mittwoch der Angeklagte Brost in dem Verfahren das Wort. Nach seinen persönlich­en Verhältnis­sen gefragt, schilderte er unter anderem seinen durch zwei Krebserkra­nkungen angegriffe­nen Gesundheit­szustand.

Ebenso wie Ex-Oberbürger­meister Menzel konnte der frühere Krankenhau­s-Geschäftsf­ührer keine Angaben über seine Netto-Einkünfte machen. Das sei Sache ihrer Ehefrauen, erklärten beide. Das Brutto-Ruhegeld beträgt nach ihren Angaben Keweils etwa 3900 Euro im Monat.

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