Volkswagen treibt den Umbau voran
Neue Informationstechnik macht Tausende Stellen in der Verwaltung überflüssig
Die Standorte sind unterschiedlich betroffen. Für Emden sieht es vergleichsweise gut aus.
WOLFSBURG/EMDEN – Es trifft im Wesentlichen die Zentrale: Bei der Marke Volkswagen (im gleichnamigen Konzern) wurde am Mittwoch auch offiziell eine weitere StellenabbauRunde eingeläutet.
In den nächsten fünf Jahren sollen der Kernmarke zusätzlich 5000 bis 7000 Stellen wegfallen. Mit automatisierten Routinearbeiten, Materialeinsparungen und geringerer Modellvielfalt sollen ab 2023 die Kosten weiter gesenkt und eine Gewinnverbesserung von 5,9 Milliarden Euro jährlich erzielt werden.
Hintergrund ist, dass VW derzeit Geld in modernere ITSysteme investiert. Der Konzern will zugleich fit für den Wettbewerb der Zukunft (mit neuen Konkurrenten) werden und Mittel freischaufeln für Investitionen in Elektroautos, Digitalisierung und zukünftige Mobilitätsdienste.
Insgesamt will Volkswagen offenbar zahlreiche Stellen beim altersbedingten Ausscheiden von Mitarbeitern nicht neu besetzen. Gut die Belegschaft: Bei VW gibt es eine Beschäftigungssicherung bis 2025. In Emden gilt sie bis 2028, wie ein Sprecher am Mittwoch nochmals betonte.
Betroffen vom Stellenabbau ist nach Angaben des Unternehmens im Wesentlichen die Konzernzentrale in Wolfsburg mit den Verwaltungsbereichen Finanzen, Beschaffung und Personalwesen. Inklusive der technischen Entwicklung beschäftigt VW in solchen „indirekten“Bereichen rund 54 000 Mitarbeiter. Im Passat-Werk in Emden (rund 9000 Beschäftigte) dürfte es in den „indirekten Bereichen“eine höhere dreistellige Zahl sein.
In dem Werk soll sich ab 2022 alles um Elektroautos drehen.
Für zusätzlichen Gesprächsstoff an den Standorten sorgte der bei der Kernmarke fürs Tagesgeschäft zuständige Manager Ralf Brandstätter: In den kommenden drei Jahren sieht er das Potenzial
für wegfallende Stellen insgesamt sogar bei rund 11 000. Denn jetzt stehen die geburtenstarken Jahrgänge von Anfang und Mitte der 1960er Jahre kurz vor dem Ruhestand. Aktuell werde aber kein weiterer Personalabbau über die laufenden Streichungen und die neuen Pläne hinaus angepeilt, sagte VW-Personalvorstand Gunnar Kilian.
Betriebsratschef Bernd Osterloh warnte vor einer ZweiKlassen-Belegschaft. Der Vorstand müsse wissen, dass es bei den Angeboten zur Altersteilzeit keinen Unterschied zwischen Verwaltung und Produktion geben könne, betonte er.
Und: Es müsse klar sein, dass bei Volkswagen nur Arbeitsplätze abgebaut würden, wenn die Tätigkeit dahinter tatsächlich wegfalle. „Einer Fremdvergabe werden wir nicht zustimmen“, sagte Osterloh. Er kritisierte die Aussagen zu den 5000 bis 7000 Arbeitsplätzen, weil ihm keine Herleitung dieser Größenordnung bekannt sei. „Der Vorstand ist bisher nicht in der Lage, eine Erklärung zu diesen Zahlen zu liefern“.