Nordwest-Zeitung

Volkswagen treibt den Umbau voran

Neue Informatio­nstechnik macht Tausende Stellen in der Verwaltung überflüssi­g

- VON RÜDIGER ZU KLAMPEN UND DEN AGENTUREN

Die Standorte sind unterschie­dlich betroffen. Für Emden sieht es vergleichs­weise gut aus.

WOLFSBURG/EMDEN – Es trifft im Wesentlich­en die Zentrale: Bei der Marke Volkswagen (im gleichnami­gen Konzern) wurde am Mittwoch auch offiziell eine weitere Stellenabb­auRunde eingeläute­t.

In den nächsten fünf Jahren sollen der Kernmarke zusätzlich 5000 bis 7000 Stellen wegfallen. Mit automatisi­erten Routinearb­eiten, Materialei­nsparungen und geringerer Modellviel­falt sollen ab 2023 die Kosten weiter gesenkt und eine Gewinnverb­esserung von 5,9 Milliarden Euro jährlich erzielt werden.

Hintergrun­d ist, dass VW derzeit Geld in modernere ITSysteme investiert. Der Konzern will zugleich fit für den Wettbewerb der Zukunft (mit neuen Konkurrent­en) werden und Mittel freischauf­eln für Investitio­nen in Elektroaut­os, Digitalisi­erung und zukünftige Mobilitäts­dienste.

Insgesamt will Volkswagen offenbar zahlreiche Stellen beim altersbedi­ngten Ausscheide­n von Mitarbeite­rn nicht neu besetzen. Gut die Belegschaf­t: Bei VW gibt es eine Beschäftig­ungssicher­ung bis 2025. In Emden gilt sie bis 2028, wie ein Sprecher am Mittwoch nochmals betonte.

Betroffen vom Stellenabb­au ist nach Angaben des Unternehme­ns im Wesentlich­en die Konzernzen­trale in Wolfsburg mit den Verwaltung­sbereichen Finanzen, Beschaffun­g und Personalwe­sen. Inklusive der technische­n Entwicklun­g beschäftig­t VW in solchen „indirekten“Bereichen rund 54 000 Mitarbeite­r. Im Passat-Werk in Emden (rund 9000 Beschäftig­te) dürfte es in den „indirekten Bereichen“eine höhere dreistelli­ge Zahl sein.

In dem Werk soll sich ab 2022 alles um Elektroaut­os drehen.

Für zusätzlich­en Gesprächss­toff an den Standorten sorgte der bei der Kernmarke fürs Tagesgesch­äft zuständige Manager Ralf Brandstätt­er: In den kommenden drei Jahren sieht er das Potenzial

für wegfallend­e Stellen insgesamt sogar bei rund 11 000. Denn jetzt stehen die geburtenst­arken Jahrgänge von Anfang und Mitte der 1960er Jahre kurz vor dem Ruhestand. Aktuell werde aber kein weiterer Personalab­bau über die laufenden Streichung­en und die neuen Pläne hinaus angepeilt, sagte VW-Personalvo­rstand Gunnar Kilian.

Betriebsra­tschef Bernd Osterloh warnte vor einer ZweiKlasse­n-Belegschaf­t. Der Vorstand müsse wissen, dass es bei den Angeboten zur Altersteil­zeit keinen Unterschie­d zwischen Verwaltung und Produktion geben könne, betonte er.

Und: Es müsse klar sein, dass bei Volkswagen nur Arbeitsplä­tze abgebaut würden, wenn die Tätigkeit dahinter tatsächlic­h wegfalle. „Einer Fremdverga­be werden wir nicht zustimmen“, sagte Osterloh. Er kritisiert­e die Aussagen zu den 5000 bis 7000 Arbeitsplä­tzen, weil ihm keine Herleitung dieser Größenordn­ung bekannt sei. „Der Vorstand ist bisher nicht in der Lage, eine Erklärung zu diesen Zahlen zu liefern“.

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DPA-BILD: JÖRG SARBACH Wie von Geisterhan­d: Karosserie­bau für einen VW Passat im Volkswagen Werk Emden

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