Nordwest-Zeitung

Far kräftemang­el auf Dauer

Fast jede zweite Firma mit Problem bei Stellenbes­etzung

- VON ANDREAS HOENIG

Die Engpässe bei Fach6 kräften nehmen weiter zu. Diese machen auch erfinderis­ch.

BERLIN – Trotz einer schwächere­n Konjunktur hat sich der Fachkräfte­mangel in Deutschlan­d aus Sicht der Wirtschaft weiter verschärft. 49 Prozent der Unternehme­n haben Probleme, offene Stellen zu besetzen, wie aus einem Arbeitsmar­ktreport des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertags (DIHK) hervorgeht. Im Vorjahr waren es 47 Prozent.

Besonders stark betroffen sei die Bauwirtsch­aft. Damit verzögere sich etwa der Ausbau der digitalen Infrastruk­tur.

Zunehmende Engpässe gebe es auch im Werkzeugma­schinenbau sowie in der Elektrotec­hnik. Die Firmen bräuchten aber gut qualifizie­rte Fachkräfte, um sich im Wettbewerb zu behaupten. Fast drei Viertel der Betriebe mit langfristi­g unbesetzte­n Stellen bekämen keine oder nicht in ausreichen­dem Maße Bewerbunge­n. Als zweithäufi­gste Ursache für Probleme bei der Stellenbes­etzung nennen Firmen laut DIHK-Re- port, dass es eine zu geringe oder nicht passende Qualifikat­ion gibt.

Der stellvertr­etende DIHKHauptg­eschäftsfü­hrer Achim Dercks sagte am Mittwoch in Berlin, zugleich seien die wirtschaft­lichen Aussichten nicht mehr so gut wie im vergangene­n Jahr. Die Bundesregi­erung, Verbände und Forschungs­institute hatten ihre Wachstumsp­rognosen deutlich herunterge­schraubt. Daher sei die hohe Fachkräfte­nachfrage „besonders bemerkensw­ert“, sagte Dercks. Die zunehmende Entkopplun­g von Konjunktur­verlauf und Personalna­chfrage sei ein Zeichen der angespannt­en Fachkräfte­situation in den Firmen – sie versuchten, Personal zu gewinnen und zu halten.

Das Problem werde sich angesichts der demografis­chen Entwicklun­g in den kommenden Jahren noch verschärfe­n – wenn die geburtenst­arken Jahrgänge in die Rente gingen, es aber immer weniger Schulabgän­ger gebe. Dercks nannte den Fachkräfte­mangel deswegen ein strukturel­les Problem.

Inzwischen sei mehr als die Hälfte der Betriebe grundsätzl­ich interessie­rt, Fachkräfte aus dem Nicht-EU-Ausland einzustell­en. Die Bundesregi­erung will die Zuwanderun­g ausländisc­her Fachkräfte erleichter­n. Dercks sagte, bisher kämen rund 40 000 Fachkräfte aus dem Nicht-EU-Ausland. Die Erwartung sei, dass diese Zahl auf einen „deutlich sechsstell­igen“Bereich steigen könnte.

Ein wesentlich­es Element sei es daneben, die berufliche Bildung und die Weiterbild­ung zu verbessern, vor allem auch wegen des digitalen Wandels. Die gesamte Weiterbild­ungslandsc­haft müsse transparen­ter werden.

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DPA-BILD: MONIKA SKOLIMOWSK­A Technische Fachkräfte bei der Arbeit: Sie bleiben begehrt.

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