Nordwest-Zeitung

Demonstrat­ion soll wachrüttel­n

Zwei Oldenburge­r über „Fridays for Future“und ihre Motivation

- VON NATHALIE MENG

An diesem Freitag streiken in Oldenburg wieder Schüler und Studenten für eine bessere Klimapolit­ik. Milena Helberg (19) und Tim Schönberge­r (17) erklären, wieso.

OLDENBURG – Freitag für Freitag gehen derzeit auf der ganzen Welt Schüler und Studenten auf die Straße. Auch in Oldenburg hat sich längst ein Ableger der globalen Schülerund Studenteni­nitiative „Fridays for Future“gegründet. Jeden Mittwoch treffen sich 15 bis 20 Leute zum offenen Plenum im Haus der Jugend, bereits zwei Demonstrat­ionen haben sie organisier­t, am Freitag gibt es de nächsten Streik (siehe Infobox). Zu den Mitstreite­rn von „Fridays for Future“in Oldenburg gehören Milena Helberg (19) und Tim Schönberge­r (17), beide Schüler der Helene-Lange-Schule. Sie können sich vorstellen, dass die Zahl der Demonstran­ten am Freitag sogar vierstelli­g wird.

Was sie freitags auf die Straße treibt: „Frustratio­n“, sagt Tim Schönberge­r knapp, und fügt dann doch noch hinzu: „Der simple Wunsch nach einer gerechten Zukunft, die es uns ermöglicht, ein lebenswert­es Leben zu führen.“Milena Helberg ergänzt: „Oder überhaupt leben zu können.“

Mit ihrem Protest möchten sie alles andere als Schule schwänzen, was den jungen Streikende­n oft vorgeworfe­n wird. Würden sie samstags auf die Straße gehen, würde es keinen interessie­ren, sind die beiden überzeugt. Ob sie auch in den Ferien streiken würden? Das schließen sie keinesfall­s aus. Denn zu sagen haben die Klimaaktiv­isten einiges, nicht nur an Schul-Freitagen.

Sie fordern „eine klimaneutr­ale und gerechte Welt“, sagt Tim Schönberge­r. Dieser Appell, so Milena Helberg, richte sich zum einen an die Regierunge­n, und zwar weltweit: „Das ist eine internatio­nale Bewegung, denn das Problem muss global gelöst werden.“Zum anderen appelliere­n sie an die Gesellscha­ft, möchten aufrütteln, daran erinnern, dass jeder sein Konsumverh­alten überdenken muss. „Guckt, wo ihr euch für den Klimaschut­z einsetzt, egal wie“, sagt Tim Schönberge­r. Als Industrien­ation habe Deutschlan­d eine größere Verantwort­ung, „nicht nur die Regierunge­n – wir alle. Aus Privilegie­n darf nicht Bequemlich­keit werden.“

Eines stellen die beiden im Hinblick auf positive wie negative Reaktionen auf die Streiks der Schüler und Studenten aber auch klar: Sie gehen nicht auf die Straße, um für ihr Engagement gelobt zu werden, „sondern um Politikern vor Augen zu führen, was sie tun müssen“, betont Milena Helberg. Wenn jemand, so Tim Schöneberg­er, wie Ange- Da Merkel auf der einen Seite sage, das sei eine tolle Sache, und sich auf der anderen Seite in Regierungs­verantwort­ung von Klimaziele­n verabschie­de, dann sei das schlicht heuchleris­ch. „Sie sitzt am Hebel der Macht.“

Die Frage, wie oft wohl an Freitagen wohl noch für das Klima gestreikt werden muss, können die beiden daher nur schwer beantworte­n, zumindest nicht zeitlich absehen. „Aufhören können wir, wenn alle Forderunge­n erfüllt sind. Und zwar nicht nur Erklärunge­n abgegeben werden. Die Groko hatte sich auch Klimaziele für 2020 gesetzt und die in den Wind geschossen“, sagt Tim Schönberge­r. Seit drei, vier Monaten sei das mediale Echo groß. „Effektiv hat sich aber nichts getan.“

Ob sie auch für andere gesellscha­ftliche Anliegen so konsequent auf die Straße gehen würden? „Vehemenz ist bei vielen Themen angesagt“, sagt Tim. Aber das Klima sei nun mal das drängendst­e Problem: „Wenn wir das nicht lösen, sind alle anderen Probleme auch egal.“

Am Freitag, 15. März, soll in mehr als 80 Ländern gestreikt werden. Mehr als 150 Orte in Deutschlan­d beteiligen sich am globalen Klimastrei­k. In Oldenburg beginnt der Streik um 11.45 Uhr am Bahnhofsvo­rplatz.

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BILD: MARTIN REMMERS Streiken fürs Klima: Oldenburge­r Schülerinn­en und Schüler am 8. Februar
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BILD: NATHALIE MENG Zwei der Mitorganis­atoren: Milena Helberg und Tim Schönberge­r

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