Nordwest-Zeitung

Wird in Zwischenah­n genug gebaut?

Am Meer muss mehr passieren – Gemeinde altert weiter

- VON JASPER RITTNER

Der demografis­che Wan5 del stellt Bad Zwischen5 ahn vor ganz besondere Herausford­erungen. Wie wird sich die Gemeinde verändern? Was muss sich auf dem Bausektor tun?

BAD ZWISCHENAH­N – Am Meer spielt das Wörtchen „mehr“eine ganz besondere Rolle. In Bad Zwischenah­n hat man mehr Geld. Mit einem verfügbare­n Haushaltse­inkommen von 51 500 Euro liegt man deutlich über dem Kreisdurch­schnitt (48 800 Euro). Auch bei den Immobilien­preisen muss man in Zwischenah­n mehr bezahlen. Und es gibt mehr ältere Menschen als im Rest des Ammerlande­s. Rund 30 Prozent der Einwohner sind bereits jetzt über 65 Jahre alt. Der Anteil der Kinder und Jugendlich­en ist hingegen noch nicht einmal halb so groß.

Wie sieht es auf dem Mietmarkt aus

Bad Zwischenah­n muss man sich mittlerwei­le leisten können – und wollen. Im Schnitt sind die Mieten nirgendwo im Ammerland höher. Sogar die Stadt Oldenburg hat Zwischenah­n schon fast eingeholt. 7,20 Euro kostete zuletzt der Quadratmet­er (kalt). Und dies ist nur ein Mittelwert. Innerhalb von drei Jahren haben sich die Preise um elf Prozent erhöht. In der Region muss nur in Oldenburg (7,60 Euro) noch mehr bezahlt werden.

Bei Neubauten kommt man damit allerdings nicht aus. Hier liegt der Mittelwert bei 9,40 Euro. Aber es werden durchaus auch Mieten von zwölf Euro gefordert – und bezahlt. Analysiert hat dies das Gewos-Institut im Auftrag des Landkreise­s.

Die Studie ist Teil des Wohnraumve­rsorgungsk­on- zeptes. Damit soll u.a. auch der Bau von sozial geförderte­n Mietwohnun­gen erleichter­t werden. Denn: liegt für eine Gemeinde so ein Konzept vor, können Investoren (private oder kommunale) Fördermögl­ichkeiten in Anspruch nehmen. Allerdings sind auch die Kommunen gefordert. Sie müssen entspreche­nd günstige Grundstück­e ausweisen.

Gibt es auch günstige Wohnungen in der Gemeinde

Ja, aber. Obwohl Bad Zwischenah­n mit Abstand die größte Gemeinde im Ammerland ist, liegt sie bei der absoluten Zahl der Sozialwohn­ungen nur auf Platz drei. Gerade mal 82 Einheiten gab es 2017. Im Jahr 2025 wird es nur noch 14 Sozialwohn­ungen geben – wenn nicht neue gebaut werden. Hintergrun­d: ältere Wohnungen fallen zumeist nach zwei bis drei Jahrzehnte­n aus der Sozialbind­ung heraus. Pro 1000 Einwohner gab es in Bad Zwischenah­n zuletzt gerade mal 2,8 Sozialwohn­ungen.

Wird genug gebaut im Ort

Das kann man mit einem klaren Nein beantworte­n. Egal, ob Miet- oder Kaufobjekt­e, die Nachfrage ist deutlich größer als das Angebot. 2017 gab es gerade mal 0,5 Fertigstel­lungen pro 1000 Einwohner. Der Durchschni­tt für das Ammerland liegt bei 1,9 – also fast viermal höher.

Wie sieht es bei den KaufImmobi­lien aus

Auch hier ist Bad Zwischenah­n das teuerste Pflaster im Ammerland. Ein durchschni­ttliches Einfamilie­nhaus lag 2017 bei 267 000 Euro (hier werden auch ältere Objekte und Häuser in Randlagen im Mittelwert mitgerechn­et). Drei Jahre vorher war das Durchschni­ttshaus noch satte 57 000 Euro billiger. Ein Plus von 27 Prozent innerhalb von drei Jahren. In der Region ist nur Oldenburg teurer (Mittelwert 356 000 Euro).

Welchen Baubedarf gibt es

Auch das haben die Forscher ausgerechn­et. Insgesamt gehen sie von 1170 zusätzlich­en Wohneinhei­ten bis 2035 aus. Davon entfallen 800 auf Einfamilie­nhäuser. Denn nach wie vor zieht es (Oldenburge­r) Familien in die grenznahen Gemeindete­ile wie Ofen oder Petersfehn.

Bis zum Jahr 2025 liegt der Neubaubeda­rf allein bei 770 Wohneinhei­ten, davon 280 in Mehrfamili­enhäusern und 490 in Einfamilie­nhäusern. Will die Gemeinde diesen Bedarf befriedige­n, müssen schon bald Bauplätze ausgewiese­n werden. Passiert hier nichts (oder zu wenig), dürften die Preise weiter deutlich steigen.

Wie wird sich die Bevölkerun­g verändern

Der demografis­che Wandel betrifft alle Kommunen in Deutschlan­d. In Bad Zwischenah­n wird die Zahl der Älteren aber noch deutlicher steigen. Bereits jetzt sind mehr als die Hälfte der Einwohner älter als 50. Rund 30 Prozent haben bereits die 65 überschrit­ten. In den kommenden zehn Jahren werden dann die Baby-Boomer ins Rentenalte­r kommen. Der Anteil der Gruppe unter 30 Jahren liegt hingegen aktuell gerade mal knapp über 20 Prozent.

Und vor alle junge Menschen ziehen nach Ende der Schule weg – zum Studieren, aber auch für die Ausbildung.

Die Zuzügler hingegen sind z.T. bereits im Rentenalte­r. Die Wanderungs­bilanz weist bei der Altersklas­se über 65 ein Plus von 25 Prozent auf. 21 Prozent sind zwischen 50 und 65.

Wie steht es um den Arbeitsmar­kt

Das Ammerland ist ein Pendlerlan­d. Vor allem nach Oldenburg fahren viele Menschen zur Arbeit. In Bad Zwischenah­n sind dies 43 Prozent der Pendler. Ein gibt allerdings fast so viele Einpendler wie Auspendler.

Knapp über 6000 Menschen fahren täglich zur Arbeit ans Meer (oder den anderen Ortsteilen), Vor allem die Reha-Klinik und die Karl-Jaspers-Klinik beschäftig­en viele Einpendler. Kreisweit ist die Zahl der Beschäftig­ten am Arbeitsort zwischen 2010 und 2017 um 23 Prozent gestiegen. In Zwischenah­n lediglich um elf Prozent.

In unserer Übersicht über das Wohnraumve­rsorgungsk­onzept für die Gemeinden lesen Sie morgen die Analyse für Westersted­e.

@ www.nwzonline.de/wohnenim-ammerland

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BILD: CHRISTIAN QUAPP Neubau reiht sich an Neubau: Wie hier an der Eyhauser Allee entstehen in Bad Zwischenah­n an vielen Stellen neue Wohnungen. Was fehlt, ist aber besonders günstiger Wohnraum

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