Nordwest-Zeitung

Auf die Nerven

- VON CHRISTIAN QUAPP

W enn ich mir die Argumente gegen die „Fridays for Future“anhöre, fühle ich den starken Drang, meinen Kopf gegen die Schreibtis­chplatte zu schlagen. „Kinder und Jugendlich­e verstehen die Zusammenhä­nge nicht.“Oder, noch besser, „Wenn nach der Schule gestreikt würde, wären die meisten gar nicht mehr dabei.“

Die Zusammenhä­nge sind gar nicht so schwer zu verstehen. Die Menschheit steuert sehenden Auges auf die Katastroph­e zu – und ihre einzige Reaktion bis jetzt ist es, das Gaspedal noch ein Stückchen weiter durchzudrü­cken. Und das werden nicht erst unsere Ur-Enkel ausbaden müssen, sondern vermutlich schon die Generation, die jetzt zur Schule geht.

Das verstehen Kinder und Jugendlich­e sehr gut. Also tun sie das, was schon immer ihre einzige Möglichkei­t war, sich Gehör zu verschaffe­n: Sie fangen an, ihre Eltern zu ärgern, ihnen so richtig auf die Nerven zu gehen. Das würde kaum funktionie­ren, wenn die Jugend brav am Freitagnac­hmittag nach der Schule demonstrie­ren geht, damit auch Christian Lindner und Philipp Amthor zufrieden sind. Stimmt, bei einer Demo nach der Schule wären die meisten nicht mehr dabei – weil es außer einem nachsichti­gen Schulterkl­opfen rein gar nichts bringen würde.

Die Aufmerksam­keit, die das Klima in den vergangene­n Wochen durch die „Fridays for Future“bekommen hat, rechtferti­gt einige Stunden Unterricht­sausfall allemal. Die Profis dürfen unterdesse­n gern anfangen, wirklich etwas zur Klimarettu­ng beizutrage­n.

@Den Autor erreichen Sie unter Quapp@infoautor.de

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