Auf die Nerven
W enn ich mir die Argumente gegen die „Fridays for Future“anhöre, fühle ich den starken Drang, meinen Kopf gegen die Schreibtischplatte zu schlagen. „Kinder und Jugendliche verstehen die Zusammenhänge nicht.“Oder, noch besser, „Wenn nach der Schule gestreikt würde, wären die meisten gar nicht mehr dabei.“
Die Zusammenhänge sind gar nicht so schwer zu verstehen. Die Menschheit steuert sehenden Auges auf die Katastrophe zu – und ihre einzige Reaktion bis jetzt ist es, das Gaspedal noch ein Stückchen weiter durchzudrücken. Und das werden nicht erst unsere Ur-Enkel ausbaden müssen, sondern vermutlich schon die Generation, die jetzt zur Schule geht.
Das verstehen Kinder und Jugendliche sehr gut. Also tun sie das, was schon immer ihre einzige Möglichkeit war, sich Gehör zu verschaffen: Sie fangen an, ihre Eltern zu ärgern, ihnen so richtig auf die Nerven zu gehen. Das würde kaum funktionieren, wenn die Jugend brav am Freitagnachmittag nach der Schule demonstrieren geht, damit auch Christian Lindner und Philipp Amthor zufrieden sind. Stimmt, bei einer Demo nach der Schule wären die meisten nicht mehr dabei – weil es außer einem nachsichtigen Schulterklopfen rein gar nichts bringen würde.
Die Aufmerksamkeit, die das Klima in den vergangenen Wochen durch die „Fridays for Future“bekommen hat, rechtfertigt einige Stunden Unterrichtsausfall allemal. Die Profis dürfen unterdessen gern anfangen, wirklich etwas zur Klimarettung beizutragen.
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