Nordwest-Zeitung

(Selbst)Täuschung

- VON ALEXANDER WILL

D ie Freitagsde­monstrante­n sind heute Lieblinge der Medien und der grün-roten Mittelschi­cht. Dabei zeichnet sich die Chose durch drei schwere Fehlwahrne­hmungen aus.

Erstens: Angeblich erleben wir massenhaft­es Erwachen politische­n Bewusstsei­ns. Wer jemals eine Schule besucht hat, weiß: Das erwacht blitzschne­ll, wenn dafür schulfrei winkt. Politische­s Bewusstsei­n könnte man auch prima an einem „Saturday for Future“beweisen. Und wie weit reicht dieses „Bewusstsei­n“eigentlich? Wie steht’s mit Konsequenz­en für das eigene Leben? Mit Verzicht auf Urlaubsrei­sen, Konsum oder das Elterntaxi zur Schule? Wer da demonstrie­rt, dürfte dies alles doch eher gern genießen. Das Wort von der „Langstreck­enluisa“kommt nicht von ungefähr.

Zweitens: Angeblich handle es sich hier um fast schon übermensch­liche Zivilcoura­ge. Unfug. Die Kanzlerin-getüvten Demos sind so rebellisch wie eine 1. Mai-Kundgebung in der DDR. Sie sind letztlich konformist­isch, spiegeln sie doch durch Allerwelts­parolen („Klimaschut­z weil Baum“) die verbreitet­e Stimmung, dass „etwas“passieren muss. Die Nobelpreis-Nominierun­g von Greta Thunberg ist in diesem Zusammenha­ng ein Stück aus dem Tollhaus.

Drittens: Angeblich handelt es sich um eine weltweite, relevante Bewegung. Davon keine Spur. In China, Indien oder Afrika haben die Leute echte, existenzie­lle Sorgen. Das ist der Unterschie­d zum angstgetri­ebenen, aber satten Europa.

Nein – Hysterie wird beim Klima nichts zum „Besseren“wenden. Das können letztlich nur Wissen und daraus entstehend­e Technologi­e. Wissen erwirbt man jedoch definitiv nicht beim „Friday for Future“.

@Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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