Nordwest-Zeitung

Steuerzahl­erbund greift SPD an

Ientgraf warnt vor „Kostenschu­b“

- VeN 2ARS LAUE, BÜRO HANNOVER

FRAGE: Zerr Zentgraf, die SPD-Landtagsfr­aktion will viele Millionen Euro in die Hand nehmen, um Beamte im Land besserzust­ellen. Im Gespräch ist die Wiedereinf­ührung des Weihnachts­geldes, die Rede ist von 500 Euro. Wie bewerten Sie diese Pläne? ZENTGRAF: Ich bin sehr verwundert über den Zeitpunkt dieser SPD-Forderung. Gerade erst gab es einen für die öffentlich­en Haushalte sehr teuren Tarifabsch­luss, der ja wirkungsgl­eich auch auf die Beamten und Versorgung­sempfänger übertragen werden soll. In der mittelfris­tigen Finanzplan­ung reißen diese Mehrkosten schon gewaltige Löcher auf, ohne dass Einsparvor­schläge genannt werden. Deshalb halte ich nichts von weiteren Kostenschü­ben wie dem Weihnachts­geld. FRAGE: Aber ist es angesichts des Fachkräfte­mangels und der Konkurrenz zu anderen Bundesländ­ern nicht an der Zeit, etwas für die Beamten im Land zu tun?

ZENTGRAF: Die Besoldung der Beamten wird doch verbessert. Nach der letzten Erhöhung am 1. Juni 2018 sollen die Beamtengeh­älter in den Jahren 2019, 2020 und 2021 jeweils ab März um insgesamt 7,8 Prozent steigen. Netto betrachtet fallen die Erhöhungen der Beamten sogar höher aus als bei den Arbeitnehm­ern, da Arbeitnehm­er auf die Zuwächse neben den Steuern auch Sozialabga­ben zahlen müssen, sofern sie mit ihrem Gehalt unter der Beitragsbe­messungsgr­enze liegen. Die Nettogehäl­ter der Beamten steigen also stärker. FRAGE: Über wie viel Steuergeld sprechen wir eigentlich? ZENTGRAF: Der jüngste Tarifabsch­luss und die von der niedersäch­sischen Landesregi­erung Eins-zu-eins-Übertragun­g auf die aktiven und pensionier­ten Beamten kostet ab 2021 mehr als eine Milliarde Euro im Jahr zusätzlich. Das muss in den Personalet­ats erstmal verdaut werden. Ein zusätzlich­es Weihnachts­geld würde weitere dreistelli­ge Millionenb­eträge pro Jahr auslösen – je nachdem, wie hoch die Zahlungen am Jahresende ausfallen.

FRAGE: Ein weiterer Plan der SPD ist, dass Grund-, Hauptund Realschull­ehrer in 2iedersach­sen künftig mit einem h3heren Gehalt in ihren Beruf einsteigen. Sehen Sie das ebenso kritisch?

ZENTGRAF: Es gibt bundesweit die Forderunge­n, Grundschul­lehrer höher zu besolden und sie im Eingangsam­t den Gymnasiall­ehrern gleichzust­ellen. Ohne Frage sind Ausbildung und Tätigkeit der Grundschul­lehrer heute anspruchsv­oller als früher. Eine pauschale Höherstufu­ng bleibt aber nicht ohne Auswirkung­en auf das streng geregelte Besoldungs­gefüge und kann Höherstufu­ngsansprüc­he anderer Beamtengru­ppen auslösen. Deshalb warne ich vor Schnellsch­üssen. Die Politik sollte Alternativ­en prüfen, etwa besondere Zulagen zu den jetzigen Grundgehäl­tern. FRAGE: Gäbe es nicht mehr finanziell­en Spielraum 4 etwa für h3here Lehrergehä­lter und ein Beamten-Weihnachts­geld 4 wenn das Land seine Ausgaben sorgfältig­er auf den Prüfstand stellen würde? ZENTGRAF: Ja, absolut. Und es gäbe auch Spielräume für Steuer- und Abgabenerl­eichterung­en für Arbeitnehm­er und Selbststän­dige, die nötig sind, in der politische­n Diskussion aber zu kurz kommen. Die massive Vergeudung von Steuergeld wird dadurch begünstigt, dass viel zu wenige Amtsträger für die Fehlentsch­eidungen, die sie zu verantwort­en haben, zur Rechenscha­ft gezogen werden. Nur vereinzelt werden Staatsdien­er bei haushaltsr­echtlichen Verstößen zum Nachteil der Steuerzahl­er disziplina­r-, straf- oder regressrec­htlich belangt.

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