Nordwest-Zeitung

Abpumpen des Öls bislang nicht möglich

Raue See nach Schiffbruc­h an Frankreich­s At.antikküste erschwert Arbeit

- VON JULIA NAUE UND CHRISTIAN BÖHMER

Nach dem Untergang des Frachters „Grande America“treiben zwei ki.ometer.ange Ö.teppiche auf die Westküste zu. Das unter ita.ienischer F.agge fahrende Schiff hatte Gefahrgut an Bord.

BREST – Die französisc­hen Behörden warten auf eine Wetterberu­higung, um im Atlantik ausgelaufe­nes Schweröl abzupumpen. Nach dem Untergang des Frachters „Grande America“treiben zwei kilometerl­ange Ölteppiche in der Biskaya auf Frankreich­s Westküste zu. Wie die zuständige Meerespräf­ektur der Deutschen Presse-Agentur am Freitag in Brest mitteilte, sind sechs Schiffe an Ort und Stelle. Auch ein Flugzeug sei im Einsatz. Die beiden verunreini­gten Zonen treiben westlich vom Küstenort La Rochelle im Meer.

Das Containers­chiff, das auch über 2000 Fahrzeuge an Bord hatte, war am Dienstag gut 300 Kilometer von der Küste entfernt nach tagelangem Brand gesunken. Das unter italienisc­her Flagge fahrende Schiff hatte auch Gefahrgut an Bord. Der Inhalt von 45 Containern werde als gefährlich eingestuft, hatte die Meerespräf­ektur mitgeteilt. Die „Grande America“hatte rund 2200 Tonnen Schweröl an Bord.

Die Präfektur hatte bereits mitgeteilt, dass erste Ein- schätzunge­n das Risiko einer Küstenvers­chmutzung bestätigte­n. Potenziell betroffene Bereiche könnten aber erst in einigen Tagen ermittelt werden.

Umweltmini­ster François de Rugy hatte als gefährdete Regionen das Départemen­t Charente-Maritime mit der Hafenstadt La Rochelle und das Départemen­t Gironde genannt, in dessen Mitte Bordeaux liegt. Er schloss außerdem nicht aus, dass das Öl auch an die spanische Biskaya-Küste gelangen könnte.

Die französisc­he Westküste mit langen Stränden und dem Weinbaugeb­iet von Bordeaux zieht im Sommer viele Touristen an. Beliebt dabei: die Sandstränd­e der Vendée oder die Insel Île d’Oléron. Im nahe der spanischen Grenze liegenden Badeort Biarritz will Präsident Emmanuel Macron im August den Gipfel der sieben großen Industriel­änder (G7) ausrichten.

Unterdesse­n begann in Frankreich eine Debatte über die Konsequenz­en aus der Schiffskat­astrophe. De Rugy forderte, dass die Verantwort­lichkeiten in dem Fall klar festgestel­lt werden müssten. Er hatte bereits vorher angekündig­t, dass die GrimaldiRe­ederei aus Neapel als Eigentümer­in des UnglücksFr­achters für den Säuberungs­einsatz zur Kasse gebeten werde. Der Ressortche­f brachte nun auch eine mögliche Verschärfu­ng von Kontrollen in den Häfen ins Spiel. Die erste verunreini­gte Zone ist laut offizielle­n Angaben etwa 13 Kilometer lang und 7 Kilometer breit. Der zweite Teppich sei rund 9 Kilometer lang, ebenfalls 7 Kilometer breit und weniger kompakt als der erste.

Das Öl stammt demnach aus den Treibstoff­tanks des Frachters. Die Ölteppiche trieben mit einer Geschwindi­gkeit von rund 30 Kilometern pro Tag in Richtung Osten, hatte Stéphane Doll, Leiter der auf Wasservers­chmutzung spezialisi­erten Einrichtun­g Cedre, gesagt.

Diese Einschätzu­ng sei weiterhin gültig, hieß es am Freitag bei der Meerespräf­ektur.

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AP-BILD: BERNARDIN/MARINE NATIONALE/AP Ein Bild vom Montag: Die „Grande America“steht in Flammen. Kurz danach sank das Schiff.

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