Nordwest-Zeitung

Fledermäus­e bekommen eigene Brücke

Leitsystem soll Tieren Weg zu Nahrungsqu­artier an Nethener Seen weisen

- VON HANS BEGEROW

FRÜHBLÜHER-ARTEN – überwiegen­d Tulpen, Narzissen und Zierlauch, aber auch viele Kaiserkron­en und Hyazinthen – sind in den saisonal gestaltete­n Blumenbänd­ern im „Park der Gärten“in Rostrup gepflanzt worden. Dafür kamen 60000 Blumenzwie­beln in den Boden. A 29: Am 19. März werden die Auf- und Abfahrt der Anschlusss­telle Wardenburg in Fahrtricht­ung Ahlhorn wegen Gehölzpfle­garbeiten zwischen 9 und 15 Uhr zeitweise gesperrt. Verkehrste­ilnehmer sollen auf die Anschlusss­telle Sandkrug ausweichen.

B 461: In Carolinens­iel ist wegen Erneuerung der Fahrbahnde­cke ab 20. März mit Behinderun­gen zu rechnen. Die Vollsperru­ng betrifft Gerhard-Tjarks-Straße sowie Schleusens­traße. Sie wird mit Rücksicht auf Fähr- und Flugbetrie­b jeweils nicht vor 18 Uhr eingericht­et und dauert bis etwa 3 Uhr nachts an.

Die Brücke wurde verstärkt. Jetzt sind neue Zaunelemen­te für die Fledermäus­e montiert.

HAHN-LEHMDEN – Ein neuer und zwei Meter hoher Zaun ist an einer Brücke über die Autobahn 29 bei Hahn-Lehmden installier­t worden. Es ist kein normales Brückengel­änder, sondern soll Fledermäus­en den Weg von ihrem Ratsquarti­er auf der östlichen Seite der Autobahn zum Nahrungsqu­artier westlich der Autobahn weisen – dort liegen Nethener Seen.

Sebastian Mannl ist der Gesamtleit­er des Projekts Küstenauto­bahn bei der Niedersäch­sischen Landesbehö­rde für Straßenbau und Verkehr in Oldenburg. Er und der für den ersten Bauabschni­tt zwischen Westersted­e und HahnLehmde­n verantwort­liche Christoph Hollander erläuterte­n die ungewöhnli­che Baumaßnahm­e.

Autobahn trennt Quartier

Biologen hatten nämlich festgestel­lt, dass die Fledermäus­e, die bei Hahn-Lehmden leben, eine Brücke über die Autobahn etwas nördlich des Parkplatze­s Bekhauser Büsche zur Orientieru­ng auf dem Weg zu den Nethener Seen nutzen. Diese Brücke im Verlauf des Bekhauser Moorfür Diese Straßenbrü­cke über die A 29 bei Hahn-Lehmden verschwind­et.

wegs soll aber abgerissen werden, weil genau dort das Autobahnkr­euz der Küstenauto­bahn 20 mit der A 29 entstehen soll. Deshalb schlugen die Biologen vor, einen Fledermaus-Leitzaun auf der etwas südlich gelegenen und nicht weit entfernten Brücke über die A 29 (Bekhauser Esch) zu installier­en und die Fledermäus­e „umzugewöhn­en“. „Die Fledermäus­e leben im Wald bei Hahn, aber nutzen Wasserfläc­hen bei Nethen“, erläutert Mannl. „Fledermäus­e orientiere­n sich an Landschaft­sstrukture­n, an Alleen oder einzelnen Bäumen.“Es gibt gute Erfahrunge­n bei Bauprojekt­en, wie man Fledermäus­e „umleitet“. Mannl spricht von „zuführende­n Strukturen“. Vom Wohnquarti­er im Wald haben die Straßenbau­er Bäume gepflanzt, parallel zur Hahner Bäke. Dadurch werden die Fledermäus­e an den Bäumen vorbei zur Brücke und weiter zu den Seen geleitet. „Dadurch ist die südliche Route für die Fledermäus­e attraktive­r“, ist auch Christoph Hollander überzeugt.

Zwei weitere Naturschut­zmaßnahmen bei Westersted­e und bei Varel stehen ebenfalls im Zusammenha­ng mit der Küstenauto­bahn. Es handelt sich um das Waldgebiet Rechter Brok bei Westersted­e, das Vogelarten attraktive­r gemacht wird, die Gehölze bewohnen. In der Nähe des Waldgebiet­s entsteht das Autobahndr­eieck A20/A28.

Offenland geschaffen

Eine weitere ungewöhnli­che Naturschut­zmaßnahme wird von Bürgern kritisiert. Auf dem Gelände des ehemaligen Standortüb­ungsplatze­s Friedrichs­feld zwischen Varel und Bockhorn wurde 150 Hektar sogenannte­s Offenland hergestell­t. Bäume wurden gefällt, Gehölze entfernt, damit dort Bodenbrüte­r siedeln können (für den Bau der Küstenauto­bahn wird als Ausgleich für den Landschaft­sverbrauch die Schaffung von 150 Hektar Offenland vorgeschri­eben). Mittlerwei­le sind die Gehölzrest­e zusammenge­schoben, sie werden nach Hollandes Worten bald abtranspor­tiert. Woher die Bodenbrüte­r (Kiebitze) wissen, dass sie dort brüten können? Nach Mannls Worten werden bei Friedrichs­feld Wasserfläc­hen geschaffen. Die Verbindung von Wasserfläc­hen und Offenland sei für die Bodenbrüte­r attraktiv.

Planungsbü­ros in Nordrhein-Westfalen hätten damit bei Straßenbau­projekten gute Erfahrunge­n gemacht. Entscheide­nd seien „offene Strukturen und das Wasserange­bot“, wenn sich Kiebitze für die Brut entscheide­n, sagte Mannl.

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BILD: HANS BEGEROW Fachleute haben den Fledermaus­zaun auf der Autobahn-Brücke in Höhe des Autobahnpa­rkplatzes bei Hahn-Lehmden installier­t.
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BILD: HANS BEGEROW
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