KAJO BURKARD ORGANISIERT TAGUNG
Experte sieht Deutschland gut vorbereitet – „Tag der ökonomischen Bildung“in Oldenburg
,igitalisierung beschleunigt den <andel. Bildung und <eiterbildung rücken in den Blick.
OLDENBURG – Eine eher seltene Risiko-Einschätzung zur laufenden Digitalisierung bekamen Teilnehmer am Freitag beim „Tag der Ökonomischen Bildung“des Vereins Vöbas (Oldenburg) zu hören: Deutschland könne mit seiner Aufstellung relativ entspannt sein, meinte der Wirtschaftsprofessor Werner Abelshauser. Einerseits liefen Digitalisierungsprozesse ja bereits seit der 70er-Jahren; und zudem sei die deutsche Wirtschaft in der Lage, das aktuell zentrale Wissen wie in Sachen Software selbst hervorzubringen oder etwa in den USA zu erwerben – und anzuwenden, erläuterte Abelshauser vor rund 200 Lehrkräften aus dem Nordwesten sowie weiteren Interessierten in der Oldenburger Universität. „Wir sind mit unserem Fundus gar nicht so schlecht“, meinte der Bielefelder. Reformen seien allerdings nötig.
Anderenorts sieht man recht konkrete Herausforderungen durch Digitalisierung und Strukturwandel. Die
„Veränderungsgeschwindigkeit“habe sich erhöht. Unternehmen müssten neue Geschäftsmodelle entwickeln und umsetzen, meinte Dr. Thomas Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer der Oldenburgischen IHK, in einer von Dr. Michael Koch (Institut IÖB/Oldenburg) moderierten Diskussionsrunde. Zugleich stellten sich Fragen zur Ausbildung der Zukunft.
Fachkräfte müssten verstärkt etwa auf Arbeit in vernetzten Strukturen, in internationalen Teams und mit Englisch als Sprache vorbereitet werden, meinte Johannes Katzan von der Bezirksleitung
der IG Metall Niedersachsen/ Sachsen-Anhalt. Man müsse die gravierenden Veränderungen im Produktionsprozess ernst nehmen, sagte er mit Blick auf die Autoindustrie. Wichtig seien Qualifizierung und Stärkung von Kompetenzen. Manchmal sei „die Politik“bei diesen Herausforderungen nicht schnell genug.
Er vermisse im Bildungssystem eine „langfristige Strategie“, sagte Dr. Rudolf Schröder, Professor für Ökonomische Bildung in Oldenburg. Letztlich gehe es mit Blick auf globale Kräfteverschiebungen auch darum, „ob wir weiter handeln oder nur behandelt
werden“. Die Frage sei zudem: „Was sind die Anforderungen in zehn oder 20 Jahren?“. Schröder sprach u.a. „fächerübergreifende Fähigkeiten“und „unternehmerisches Mitdenken“an.
Bei allem digitalen Wandel dürfe man andere Trends nicht aus den Augen verlieren, meinte der Operativ-Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Oldenburg-Wilhelmshaven, Kristjan Messing. Er nannte etwa den demografischen Wandel, Flexibilisierung, soziale Teilhabe – oder auch die Berufsorientierung. Forscher hätten zum Strukturwandel ermittelt, wie viele Arbeitsanteile von bestimmten Berufen schon heute digital erledigt werden könnten. Das Ergebnis wirkte für das Publikum beruhigend: Bei Lehrern sei der Anteil „sehr klein“, bei Forschern „null“.
Der federführende Verband Ökonomische Bildung an allgemeinbildenden Schulen (Vöbas) unter Leitung von Dr. Karl-Josef Burkard (Oldenburg) hatte für den „Tag der ökonomischen Bildung“das Thema „Strukturwandel – Die Wirtschaftswelt von morgen“ausgerufen.
Dies sei „ein gutes Thema“, sagte der Oldenburger Professor Dirk Loerwald (An-Institut IÖB). Es sei gerade „viel in Bewegung“. Strukturwandel sei nötig und bringe viele Vorteile. Aber es gebe immer Menschen, die keine Chance mehr hätten. Dies sei eine Herausforderung für den Sozialstaat.
Es gehe darum, den Begriff Strukturwandel mit Inhalt zu füllen, sagte Burkhard mit Blick auf Unterrichtsimpulse. Diese wurden in sechs vom IÖB-Team organisierten Workshops erarbeitet. Dabei brachten auch wirtschaftsnahe Experten ihr Wissen ein wie Ulf Koschig (Vierol), Dirk Gerlach (Bundesbank) oder Andreas Wilmes („Jugend gründet“). Lehrer diskutierten Ansätze für den Unterricht.