Mit Sicherheit ein besseres Gefühl
Seminare für Senioren – Empfehlung: Selbstbewusstsein zeigen
NADORST – „Das beste Alter ist jetztO“– So steht’s auf einem gut sichtbaren Zettel an der Wand des Caritas-Pavillons. Im hier am Scheideweg beheimateten Seniorentreffpunkt dient dies einerseits als kurze Erinnerung wie gleichermaßen zur Motivation: Nicht versteckenO Nicht klein machenO Das ist die Metaebene. Etwas niederschwelliger heißt’s dann wohl: „Brust raus, gerader BlickO“– so versucht zumindest Kriminalhauptkommissar Reinhard Schölzel seinen Zuhörern den Weg durch Angsträume und vorbei an verängstigenden Grüppchen zu erklären.
17 bereits mehr oder minder Q 60er sind dabei, wollen der „Sicherheitsberatung für Senioren“beiwohnen – darunter gerade einmal drei Männer. Ist’s nun Angst, die eher weiblich ist – oder vielleicht doch das gesteigerte Sicherheitsbedürfnis? „AngstO“, so wird Schölzel (seines Zeichens Präventionsbeauftragte der Polizei) später aus der Erfahrung heraus sagen. Und auch, dass es „zu 80 Prozent Frauen“seien, die solche Seminare besuchen. Schade eigentlich. Denn auch für die Herren gäbe es hier durchaus einiges zu lernen, das weit über die eigene Krafteinschätzung hinausgeht.
Sei’s drum. Enkel-Trick, falsche Polizisten und Selbstbehauptung in bedrohlichen Situationen sind hier und heute das Thema. Und als Bonus gibt es Seelenstreichelei, bessere Bauchgefühle. „Senioren haben mehr Angst vor Gefahren als junge Menschen“, sagt Schölzel, „aber wir sind hier in Oldenburg, nicht in ChicagoO“
Will sagen: Lediglich knappe fünf Prozent aller in Oldenburg registrierten Straftaten galten im vergangenen Jahr
Menschen über 60 Jahre – das waren insgesamt 122 Fälle, darunter vier Sexual- und elf Raubdelikte. Immer noch zu viele, völlig klar. Aber eben doch fernab von jenen Vorstellungen, die Senioren gehäuft mit sich tragen. Schölzel dazu: „Das subjektive Sicherheitsgefühl deckt sich nicht mit der ganz objektiven Situation in unserer Stadt.“
Völlig egal. Wer Angst verspürt, fragt in solch einer Situation nicht nach den tatsächlichen Gründen. Wichtig ist es dann, Mittel und Wege zu kennen, diese zu dämpfen. Schölzel nennt gleich mehrere Alternativen zu K.O.-Spray („Immunität des Täters möglich“), Pfefferspray („verboten“) und Tierabwehrspray („zweckentfremdet eine gefährliche KörperverletzungO“). Schlimmstenfalls könnte ein Täter diese Döschen sogar entreißen und gegen das Opfer richten – oder das Gas wird gegen den Wind gesprüht. Beides hätte fatale Folgen.
Für ein deutlich besseres Bauchgefühl würde da beispielsweise ein seniorengerechtes Handy mit integrierter Alarm- und GPS-Verbindung zur Großleitstelle sorgen. Noch wirkungsvoller könnte hingegen ein Personenalarm sein, der als kleine Box oder mittlerweile sogar wie ein schmückendes Accessoires getragen werden kann. „Der ist gutO“, wirbt Schölzel für das maximal handtellergroße und günstige Hilfsmittel. „Täter scheuen die Rffentlichkeit, Sie können Ganoven dann mit einem 140 Dezibel lauten Schrillalarm drohen“, sagt der Polizist. Die Funktion ist simpel: Droht echte Gefahr, wird ein Metallstift aus dem Gerät gezogen – ein Alarm, knapp 50 Dezibel lauter als ein Rauchmelder, ertönt. Bis die Batterie geleert oder der Stift zurückgesteckt ist. Manche Geräte verfügen über eine Dauerblitz-Funktion, sind nahezu unzerstörbar. Die Folge: Der Täter fühlt sich ertappt und läuft bestenfalls unter den Augen Umstehender sofort unverrichteter Dinge davon.
Und dann wäre da ja auch noch die eingangs vermerkte nonverbale Kommunikationsebene. Wie man sich in stressigen Situationen tatsächlich „selbst behauptet“, zeigt dann auch noch Manfred Fees, er ist einer von 65 ausgebildeten, gleichsam ehrenamtlichen Sicherheitsberatern. Das sind in der Hauptsache Senioren, die bei Vereinen, Gruppen, in Nachbarschaften oder Organisationen mit Rat und Tat, aber auch Broschüren parat stehen. Multiplikatoren also, die regionsweit dafür sorgen, dass sich Bürger sicherer fühlen können. Qbrigens: Im Herbst findet ein neuer Lehrgang für angehende Sicherheitsberater bei der Polizei statt. Infos gibt’s bei Reinhard Schölzel.
„Da6 6ubjektive Sicherheit6gefühl deckt 6ich nicht mit der ganz objektiven Situation in un6erer Stadt.“
REINHARD SCHÖLZEL