Nordwest-Zeitung

Mit Sicherheit ein besseres Gefühl

Seminare für Senioren – Empfehlung: Selbstbewu­sstsein zeigen

- VON MARC GESCHONKE

NADORST – „Das beste Alter ist jetztO“– So steht’s auf einem gut sichtbaren Zettel an der Wand des Caritas-Pavillons. Im hier am Scheideweg beheimatet­en Seniorentr­effpunkt dient dies einerseits als kurze Erinnerung wie gleicherma­ßen zur Motivation: Nicht verstecken­O Nicht klein machenO Das ist die Metaebene. Etwas niederschw­elliger heißt’s dann wohl: „Brust raus, gerader BlickO“– so versucht zumindest Kriminalha­uptkommiss­ar Reinhard Schölzel seinen Zuhörern den Weg durch Angsträume und vorbei an verängstig­enden Grüppchen zu erklären.

17 bereits mehr oder minder Q 60er sind dabei, wollen der „Sicherheit­sberatung für Senioren“beiwohnen – darunter gerade einmal drei Männer. Ist’s nun Angst, die eher weiblich ist – oder vielleicht doch das gesteigert­e Sicherheit­sbedürfnis? „AngstO“, so wird Schölzel (seines Zeichens Prävention­sbeauftrag­te der Polizei) später aus der Erfahrung heraus sagen. Und auch, dass es „zu 80 Prozent Frauen“seien, die solche Seminare besuchen. Schade eigentlich. Denn auch für die Herren gäbe es hier durchaus einiges zu lernen, das weit über die eigene Krafteinsc­hätzung hinausgeht.

Sei’s drum. Enkel-Trick, falsche Polizisten und Selbstbeha­uptung in bedrohlich­en Situatione­n sind hier und heute das Thema. Und als Bonus gibt es Seelenstre­ichelei, bessere Bauchgefüh­le. „Senioren haben mehr Angst vor Gefahren als junge Menschen“, sagt Schölzel, „aber wir sind hier in Oldenburg, nicht in ChicagoO“

Will sagen: Lediglich knappe fünf Prozent aller in Oldenburg registrier­ten Straftaten galten im vergangene­n Jahr

Menschen über 60 Jahre – das waren insgesamt 122 Fälle, darunter vier Sexual- und elf Raubdelikt­e. Immer noch zu viele, völlig klar. Aber eben doch fernab von jenen Vorstellun­gen, die Senioren gehäuft mit sich tragen. Schölzel dazu: „Das subjektive Sicherheit­sgefühl deckt sich nicht mit der ganz objektiven Situation in unserer Stadt.“

Völlig egal. Wer Angst verspürt, fragt in solch einer Situation nicht nach den tatsächlic­hen Gründen. Wichtig ist es dann, Mittel und Wege zu kennen, diese zu dämpfen. Schölzel nennt gleich mehrere Alternativ­en zu K.O.-Spray („Immunität des Täters möglich“), Pfefferspr­ay („verboten“) und Tierabwehr­spray („zweckentfr­emdet eine gefährlich­e Körperverl­etzungO“). Schlimmste­nfalls könnte ein Täter diese Döschen sogar entreißen und gegen das Opfer richten – oder das Gas wird gegen den Wind gesprüht. Beides hätte fatale Folgen.

Für ein deutlich besseres Bauchgefüh­l würde da beispielsw­eise ein seniorenge­rechtes Handy mit integriert­er Alarm- und GPS-Verbindung zur Großleitst­elle sorgen. Noch wirkungsvo­ller könnte hingegen ein Personenal­arm sein, der als kleine Box oder mittlerwei­le sogar wie ein schmückend­es Accessoire­s getragen werden kann. „Der ist gutO“, wirbt Schölzel für das maximal handteller­große und günstige Hilfsmitte­l. „Täter scheuen die Rffentlich­keit, Sie können Ganoven dann mit einem 140 Dezibel lauten Schrillala­rm drohen“, sagt der Polizist. Die Funktion ist simpel: Droht echte Gefahr, wird ein Metallstif­t aus dem Gerät gezogen – ein Alarm, knapp 50 Dezibel lauter als ein Rauchmelde­r, ertönt. Bis die Batterie geleert oder der Stift zurückgest­eckt ist. Manche Geräte verfügen über eine Dauerblitz-Funktion, sind nahezu unzerstörb­ar. Die Folge: Der Täter fühlt sich ertappt und läuft bestenfall­s unter den Augen Umstehende­r sofort unverricht­eter Dinge davon.

Und dann wäre da ja auch noch die eingangs vermerkte nonverbale Kommunikat­ionsebene. Wie man sich in stressigen Situatione­n tatsächlic­h „selbst behauptet“, zeigt dann auch noch Manfred Fees, er ist einer von 65 ausgebilde­ten, gleichsam ehrenamtli­chen Sicherheit­sberatern. Das sind in der Hauptsache Senioren, die bei Vereinen, Gruppen, in Nachbarsch­aften oder Organisati­onen mit Rat und Tat, aber auch Broschüren parat stehen. Multiplika­toren also, die regionswei­t dafür sorgen, dass sich Bürger sicherer fühlen können. Qbrigens: Im Herbst findet ein neuer Lehrgang für angehende Sicherheit­sberater bei der Polizei statt. Infos gibt’s bei Reinhard Schölzel.

„Da6 6ubjektive Sicherheit­6gefühl deckt 6ich nicht mit der ganz objektiven Situation in un6erer Stadt.“

REINHARD SCHÖLZEL

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BILDER: MARC GESCHONKE ngst-Räume? Welche Möglichkei­ten Senioren haben, die eigenen – oftmals unbegründe­ten – Sorgen zu bewältigen, erfuhren sie im Pavillon. Hilfreiche Info-Broschüren (l.) gab’s dazu.
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