Nordwest-Zeitung

Land erbt von seinen Einwohnern

Zahl der Nachlässe steigt auf 2010 – Von Immobilien bis zu Tieren ist vieles dabei

- VON PEER KÖRNER

In Hannover ist man nicht immer erfreut über das Erbe. Warum das so ist, erklärt eine Expertin des Landesamte­s für Liegenscha­ften.

HANNOVER – Das Land Niedersach­sen bekommt immer mehr Erbschafte­n von seinen Einwohnern. Dieser Trend hat sich im vergangene­n Jahr fortgesetz­t, auch wenn der Gesamtwert ein wenig gesunken ist. So stieg die Zahl der Nachlässe auf 2010, wie eine Sprecherin des Landesamte­s für Bau und Liegenscha­ften (NLBL) sagte. Im Jahr zuvor waren es 1964. Der Gesamtwert sank aber von 5,99 Millionen Euro im Jahr 2017 auf 5,55 Millionen Euro.

Über die Gründe der steigenden Zahl von Nachlässen könne nur spekuliert werden, erklärte NLBL-Sprecherin Ute Stallmeist­er. „Vermutlich sterben vermehrt Personen, die keine nahen Angehörige­n haben“, sagte sie. „Zudem sind Nachlässe oft überschuld­et, sodass die Angehörige­n – wenn es welche gibt – die Erbschaft schneller ausschlage­n als früher.“Sie wollten sich dabei nicht um die Nachlassab­wicklung kümmern und auch kein unnötiges Haftungsri­siko eingehen. Auch dass die Abwicklung von Nachlässen immer anspruchsv­oller geworden sei, könne eine Rolle spielen.

Zu den Fiskuserbs­chaften gehören unterschie­dlichste Dinge. „Es ist fast alles denkbar“, sagte Stallmeist­er. So gehe es um Immobilien, Konten, Gesellscha­ftsbeteili­gungen, lebende Tiere, Markenrech­te, Patente, Autos und Waffen, sowie Gemälde, Schmuck, Goldbarren und Antiquität­en. Auch geografisc­h seien mit Objekten etwa in Griechenla­nd oder Portugal keine Grenzen gesetzt.

„Immobilien gewinnen stark an Bedeutung“, berichtete die Sprecherin. Oft ist das Land über solche Erbschafte­n wenig erfreut. „Nur mit hohem Aufwand lassen sich die Staatserbs­chaften verwalten und verkaufen“, erklärte Stallmeist­er. Die Immobilien lägen oft in struktursc­hwachen Gegenden mit geringer Nachfrage, einige in Ostdeutsch­land. Zudem seien sie in der Regel mit Grundpfand­rechten wie etwa Hypotheken belastet, und das oft über dem Verkehrswe­rt. „Hinzu kommt, dass viele Immobilien in einem sehr schlechten baulichen Zustand sind.“Manchmal müsse sich das Land jahrzehnte­lang um fast unverkäufl­iche Gebäude kümmern.

Der für die Verwaltung der Immobilien zuständige Landeslieg­enschaftsf­onds versucht, alle Bestandtei­le der Fiskuserbs­chaften zu verwerten. So werden bewegliche Gegenständ­e über das Portal www.zoll-auktion.de versteiger­t. Sachen, die sich nicht veräußern lassen, werden teilweise vernichtet. Immobilien können in Niedersach­sen etwa über die Homepage des Landeslieg­enschaftsf­onds ersteigert werden.

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