Nordwest-Zeitung

Neureuther verlässt mit 34 Jahren große Ski-Bühne

Bester deutscher Rennläufer beendet Karriere – 13 @inzelsiege im Weltcup

- VON MARCO MADER UND THOMAS HÄBERLEIN

SOLDEA – Die letzte Fahrt seiner Karriere war die beste der Saison, zum Podest fehlten auf Rang sieben nur 0,27 Sekunden – doch das spielte nun wirklich keine Rolle mehr: Als Felix Neureuther im sonnenüber­fluteten Zielraum von Soldeu im Kleinstaat Andorra abschwang, da stürmte Skirennläu­ferin Viktoria Rebensburg mit einer großen Flasche in der Hand und Neureuther­s Kollegen im Schlepptau auf ihn zu und verpasste ihm eine Sektdusche. Vom Rest nahm er einen tiefen Schluck. Dann verabschie­dete sich der 34Jährige

mit feuchten Augen aus dem aktiven Skirennspo­rt.

„Es wird einem jetzt so richtig klar, dass die Karriere aufgehört hat und ein neues Kapital beginnt“, sagte Neureuther. Der Skirennspo­rt war sein Leben, doch nun kann und will er nicht mehr. „Ich habe meinen Kindheitst­raum in vollen Zügen leben dürfen, und dafür bin ich so unendlich dankbar. Aber mein Herz und vor allem mein Körper haben mir in den letzten Monaten deutlich zu verstehen gegeben, dass es an der Zeit ist, dieses für mich so wunderschö­ne Kapitel Skirennspo­rt zu beenden“, schrieb er am Samstag in den sozialen Medien zu einem Video seiner schönsten Szenen aus knapp 16 Jahren Weltcup.

Die Entscheidu­ng, sagte Neureuther, mache ihn „total happy“. Sie sei nicht spontan gefallen, versichert­e er, „das war ein Prozess, der schon etwas länger gedauert hat“. Und doch gab es am Sonntag vergangene­r Woche den einen Moment, in dem er wusste: Das war es! In Kranjska Gora, wo er am 4. Januar 2003 erstmals im Weltcup gestartet war, schmerzte ihn plötzlich das Knie. Und nicht nur das. „Total müde und kaputt“sei er am Abend nach Hause gekommen – „und dann ist meine Kleine auf mich zugekommen, und da wusste ich: Jetzt ist es an der Zeit, dass ich mal mein Leben in den Griff bekomme.“Er werde nicht in ein Loch fallen, versichert­e er, „ich habe schon seit sehr, sehr langer Zeit einen Plan, wie es weitergeht“. Das „Wie“wollte er noch nicht konkret benennen.

Neureuther, Sohn von Rosi Mittermaie­r (2x OlympiaGol­d 1976) und Christian Neureuther (sechs WeltcupEin­zelsiege), ist mit 13 Slalom-Siegen der erfolgreic­hste deutsche Alpine im Weltcup. Der ganz große Einzeltite­l blieb ihm verwehrt, auch wenn er sich seit dem Mannschaft­s-Gold 2005 Weltmeiste­r nennen darf, was er nie tat. In seiner Paradedisz­iplin gewann Neureuther bei Weltmeiste­rschaften Silber (2013) und zweimal Bronze (2015/2017), dazu kommt eine weitere Bronzemeda­ille mit der Mannschaft (2013).

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DPA-BILD: TROVATI Beendet seine Karriere: Felix Neureuther

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